Mann erschießt drei Personen in Lüttich

Rettungskräfte am Tatort in Lüttich. Foto: epa/Julien Warnand
Rettungskräfte am Tatort in Lüttich. Foto: epa/Julien Warnand

LÜTTICH (dpa) - Belgien wurde in den vergangenen Jahren mehrfach vom Terror erschüttert. Am Dienstag tötet ein Mann in Lüttich völlig unvermittelt mehrere Menschen. Die Anti-Terror-Ermittler sind sofort auf dem Plan.

Ein mutmaßlicher Terrorist hat in Belgien drei Menschen getötet. Nach offiziellen Angaben erschoss der Verdächtige am Dienstagvormittag in Lüttich zwei Polizisten und einen Zivilisten. Anschließend nahm er eine Frau als Geisel, bevor er selbst von Sicherheitskräften getötet wurde. Die Ermittler vermuten einen terroristischen Hintergrund, wie die zuständige Staatsanwaltschaft mitteilte. Angaben zu Täter und Motiv machten die Behörden zunächst nicht.

Nach Informationen des Fernsehsenders RTBF handelte es sich um einen Mann aus Rochefort im Süden des Landes, der wegen kleinerer Vergehen wie Diebstahl und Drogenhandel im Gefängnis saß. Am Montag habe er Freigang bekommen, hätte aber nach einigen Stunden wieder zurückkehren müssen. Dies sei nicht geschehen, hieß es. Er sei gewalttätig, aber nicht für seine Radikalität bekannt gewesen. Einige Medien berichteten, der Angreifer habe «Allahu Akbar» (Gott ist groß) gerufen. Dies bestätigten die Behörden zunächst jedoch nicht.

Die dramatischen Ereignisse begannen um 10.30 Uhr, wie Polizei und Staatsanwaltschaft bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mitteilten. Demnach griff ein mit einem Messer bewaffneter Mann zwei Polizisten in der Innenstadt von hinten an und stach auf sie ein. Schließlich habe er ihnen ihre Dienstwaffen entwunden und sie erschossen. Nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga sind die beiden Opfer Frauen.

Anschließend soll der Täter einen 22-jährigen Mann in einem Auto erschossen haben, bevor er in eine nahe gelegene Schule rannte und eine Mitarbeiterin als Geisel nahm. Dort griff den Angaben nach eine Spezialeinheit ein und erschoss den Verdächtigen. Dieser habe zuvor noch das Feuer eröffnet. Mehrere weitere Polizisten seien verletzt worden, erklärten die Ermittler weiter. Auf Videoaufnahmen aus Lüttich sind Schüsse und Sirenen zu hören. Passanten laufen davon.

Die Schüler des Lütticher Gymnasiums Léonie de Waha seien in Sicherheit, betonte der Bürgermeister von Lüttich, Willy Demeyer. Das Gebäude wurde nach seinen Angaben geräumt, die Kinder und Jugendlichen in mehrere andere Schulen gebracht. Das Gymnasium soll am Mittwoch geschlossen bleiben. Schülern und Personal stehe psychologische Hilfe zur Verfügung.

Belgien war in der Vergangenheit das Ziel mehrerer terroristischer Attacken. Bei der schwersten davon töteten islamistische Extremisten in Brüssel am 22. März 2016 in der Metro sowie am Flughafen 32 Menschen. Die Terrorwarnstufe wurde erst vor einiger Zeit auf die zweitniedrigste von vier Stufen herabgesetzt. Daran soll sich vorerst nichts ändern, wie das zuständige Krisenzentrum mitteilte.

Der belgische König Philippe und Ministerpräsident Charles Michel machten sich unmittelbar nach der Tat ein Bild der Lage. Die königliche Familie drückte den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. «Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser schrecklichen Tat», schrieb sie auf Twitter.

Premierminister Michel sprach von «feiger und blinder Gewalt»: «All unsere Unterstützung für die Opfer und ihre Angehörigen.» Bürgermeister Demeyer äußerte sich ähnlich und sprach von einem «besonders schmerzhaften Tag für Lüttich und die Bevölkerung». Im Rathaus wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt, für Mittwoch ist eine Schweigeminute geplant.

Die britische Premierministerin Theresa May schrieb auf Twitter: «Meine Gedanken sind bei den Opfern des feigen Angriffs in Belgien und ihren trauenden Familien. Das Vereinigte Königreich steht im Kampf gegen den Terror entschlossen an der Seite unserer belgischen Verbündeten.»

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