68 Tote nach Bandenkämpfen in Gefängnis

Ein Krankenwagen verlässt die Justizvollzugsanstalt von Guayaquil, Ecuador. Foto: epa/Marcos Pin
Ein Krankenwagen verlässt die Justizvollzugsanstalt von Guayaquil, Ecuador. Foto: epa/Marcos Pin

GUAYAQUIL: Wieder kommt es in einer Haftanstalt in der Nähe von Guayaquil zu einem Massaker. Dort hatten im September 118 Menschen im Machtkampf verfeindeter Gangs ihr Leben gelassen. Der Gouverneur der Provinz Guayas nennt den Drogenhandel als Feind.

Bei erneuten gewalttätigen Auseinandersetzungen in einem Gefängnis in Ecuador sind mindestens 68 Häftlinge ums Leben gekommen. Zudem seien in der Haftanstalt Guayas N1 in der Nähe der ecuadorianischen Hafenstadt Guayaquil mindestens 25 Menschen verletzt worden, schrieb die Staatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes auf Twitter. Die Situation in dem Gefängnis wurde unter Kontrolle gebracht, wie die Regierung am späten Samstagabend (Ortszeit) bei Twitter mitteilte. Demnach waren etwa 900 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Regierungssprecher Carlos Jijón sagte übereinstimmenden Medienberichten zufolge, dass es in der Anstalt zu neuen Attacken gekommen sei. Dabei hätten die Häftlinge eines Trakts versucht, in einen anderen einzudringen. Polizisten kamen in das Gefängnis, um das Leben der Insassen zu schützen. Hintergrund seien Machtkämpfe krimineller Banden gewesen, berichtete die Zeitung «El Comercio» unter Berufung auf die Beamten. Demnach setzten die Häftlinge Schusswaffen und Sprengsätze ein. Das Blatt schrieb, sie hätten ein Loch in die Wand gesprengt, um in einen weiteren Teil des Gefängnisses vorzudringen.

Bei Guayas N1 handelt es sich um die Haftanstalt, in der bei blutigen Bandenkämpfen im September 118 Menschen ums Leben gekommen waren. Es war das bislang schwerste Massaker im ecuadorianischen Strafvollzug. Präsident Guillermo Lasso verhängte damals für 60 Tage den Ausnahmezustand über den Strafvollzug im ganzen Land.

Am Samstag schrieb Lasso auf Twitter: «Das erste Recht, das wir garantieren müssen, ist das Recht auf Leben und Freiheit der Bürger, was nicht möglich ist, wenn die Sicherheitskräfte nicht in der Lage sind, die Bürger zu schützen.» Er bezog sich dabei auf die jüngste Weigerung des Verfassungsgerichts, trotz des Ausnahmezustands Militär in den Gefängnissen zu erlauben.

In Ecuador kam es schon vor den Bandenkämpfen im September in den vergangenen Monaten immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in Gefängnissen. So starben etwa im Juli bei Krawallen in Haftanstalten in Cotopaxi und Guayaquil insgesamt 21 Menschen. Im Februar waren bei heftigen Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Banden in mehreren Gefängnissen 79 Menschen getötet worden.

Die Gefängnisse in Ecuador sind wie auch andernorts in Lateinamerika überfüllt. Viele Strafanstalten werden von Gangs kontrolliert. Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus. «Der Feind ist der Drogenhandel», sagte der Gouverneur der Provinz Guayas, Pablo Arosemena.

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