Wieder Großfeuer im Hafen von Beirut

​Stadt in Angst und Schrecken

Feuerwehrmänner löschen einen Brand in einem Lagerhaus im Hafen von Beirut. Foto: epa/Wael Hamzeh
Feuerwehrmänner löschen einen Brand in einem Lagerhaus im Hafen von Beirut. Foto: epa/Wael Hamzeh

BEIRUT: Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut ist erst wenige Wochen her. Die Erinnerungen an die Katastrophe sind in der Stadt noch allgegenwärtig. Viele fliehen in Panik vor einem neuen Feuer.

Mehr als einen Monat nach der verheerenden Explosion in Beirut hat ein neuer Großbrand im Hafen die libanesische Hauptstadt in Angst und Schrecken versetzt. Livebilder im libanesischen Fernsehen zeigten am Donnerstag hohe Flammen und dichte schwarze Rauchwolken, die kilometerweit zu sehen waren. Viele Menschen fühlten sich an die Katastrophe Anfang August erinnert.

Die libanesische Armee teilte mit, in der Freihandelszone des Hafens sei ein Lager für Öl und Reifen in Brand geraten. Die Ursache des Feuers war zunächst unklar. Der Minister für öffentliche Arbeiten, Michel Nadschar, kündigte eine Untersuchung an.

Ein Großaufgebaut von Feuerwehr und Zivilschutz kämpfte über Stunden gegen die Flammen. Hubschrauber der Armee flogen das Feuer immer wieder an und ließen Wasser über der Brandstelle niedergehen. In der Luft lag der Geruch von verbranntem Gummmi. Sicherheitskräfte sperrten den Einsatzort weiträumig ab.

Der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, George Kattanah, sagte dem libanesischen Sender MTV, ein Mensch habe Atemprobleme. Die Armee rief die Menschen auf, die umliegenden Viertel zu verlassen.

Augenzeugen berichteten, Menschen in den Vierteln um den Hafen seien in Panik geflohen. «Alle Menschen sind sofort abgehauen», sagte ein Mann dem libanesischen Sender LBCI. «Sie haben Angst, Beirut ist sehr müde. Wir können so etwas nicht mehr ertragen.» Auf einem Video in den sozialen Medien war zu sehen, wie Arbeiter aus dem Hafen rannten.

Bei der Explosionskatastrophe am 4. August waren mehr als 190 Menschen getötet und mehr als 6000 verletzt worden. Große Teile des Hafens und umliegender Viertel wurden völlig zerstört. Betroffen waren vor allem die Stadtteile, die für ihre historischen Gebäude, aber auch für ihre Restaurants, Bars und kulturelle Einrichtungen bekannt sind. Dort gibt es praktisch kein Haus, das nicht beschädigt wurde. Bis zu 300.000 Menschen haben ihre Wohnungen verloren.

Ausgelöst worden sein soll die Explosion durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat, die der Regierung zufolge über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen lagerten. Auch damals brach zunächst ein Feuer aus, bevor es zu der Explosion kam.

Das neue Feuer war bereits der zweite Brand im Hafen nach der verheerenden Explosion. Anfang der Woche waren dort nach Angaben der Armee Müll, Holzreste und alte Reifen in Flammen aufgegangen.

Der Libanon erlebt seit Monaten eine der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Die Corona-Pandemie und die Explosion haben die Lage verschärft. Viele Menschen sind in Armut abgerutscht. In den vergangenen Wochen kam es zugleich zu Protesten gegen die politische Elite, die viele Libanesen für die Krise verantwortlich machen.

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