Wieder Gewalt bei «Gelbwesten»-Protesten in Frankreich

Foto: epa/Christophe Petit Tesson
Foto: epa/Christophe Petit Tesson

PARIS (dpa) - Es nimmt kein Ende: Auch an diesem Wochenende demonstrieren wieder «Gelbwesten» in Frankreich. Zwar sind es weniger, doch es gibt Zusammenstöße mit der Polizei. Und einen Schwerverletzten.

Rund drei Monate nach Beginn der Proteste ist es bei «Gelbwesten»-Demonstrationen in Paris erneut zu Ausschreitungen gekommen. Besonders vor der Nationalversammlung gab es am Samstag Zusammenstöße zwischen «Gelbwesten»-Aktivisten und den Sicherheitskräften. Dabei wurde mindestens ein Mensch schwer verletzt. Tausende gingen neben Paris unter anderem in Bordeaux, Toulouse und Lyon auf die Straße.

Die Bewegung hatte im November mit Protesten gegen geplante Benzinpreiserhöhungen begonnen, richtet sich inzwischen aber allgemein gegen die Reformpolitik der Mitte-Regierung Macrons. Ihren Namen hat die Bewegung von den gelben Warnwesten, die die Demonstranten tragen.

Einige «Gelbwesten»-Aktivisten sollen in Paris versucht haben, Zäune am Eingang der Nationalversammlung - dem Unterhaus des französischen Parlaments - zu durchbrechen, wie der Sender Franceinfo berichtete. Sicherheitskräfte versuchten, das zu verhindern.

Dabei kam es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften, bei denen sich ein Mensch sehr schwer an der Hand verletzt hat. Der Sender BFM TV berichtete unter Berufung auf die Polizeipräfektur, dass der Mann mindestens vier Finger verloren habe. Das Opfer trug keine gelbe Weste, es soll sich um einen Fotografen der «Gelbwesten» handeln. Die genaue Ursache war noch unklar, Berichten zufolge soll eine Blendgranate für die Verletzung verantwortlich sein.

Die Demonstranten zogen am Nachmittag weiter auf der linken Seine-Seite in Richtung Champ de Mars, der großen Grünfläche vor dem Eiffelturm. In der Gegend ging am frühen Abend ein Auto der Anti-Terror-Operation Sentinelle in Flammen auf. «Die Soldaten der Mission Sentinelle schützen unsere Landsleute täglich vor dem Risiko des Terrorismus. Diese Angriffe sind unerträglich», schrieb Innenminister Christophe Castaner auf Twitter.

Auf TV-Bildern waren brennende Fahrzeuge und eingeschlagene Scheiben in der französischen Hauptstadt zu sehen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Zahlreiche Demonstranten zogen aber auch friedlich in Paris und anderen Städten durch die Straßen.

Bis zum Abend zählte das Innenministerium 51.400 Demonsranten im ganzen Land, davon rund 4.000 in Paris. Am vergangenen Wochenende waren es 58.600 landesweit und 10.500 in der Haupstadt. Dutzende Menschen wurden festgenommen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 11.02.19 16:50
Lieber Jack, Du hast es schon richtig
formuliert: "Der Wähler ist kurzsichtig und politisch ungebildet!". Nur so sind Ereignisse wie Trump und Brexit möglich. Nur Regierungen, wie China oder Türkei haben ihre Wähler im Griff.
Norbert Kurt Leupi 11.02.19 16:32
Wo denn , wenn... Herr Jürgen Franke
nicht auf der Strasse ? Der Populärtheorie nach führen Präsident, Premierminister oder Kanzelerin mit ihren Verwaltungen zwar das Land (im Namen des Allmächtigen ?) aber das Volk ist der wahre Herrscher ! Bildlich gesprochen : die Regierung muss im Sinne und zum Wohl des Volkes , das Schiff steuern , aber das Volk bestimmt WOHIN! Das grösste Problem aber ist , dass die Wähler kurzsichtig und politisch ungebildet oder geblendet sind ! Dementsprechend bestrafen sie Politiker kaum je für ihre schlechte Leistung - denn sie haben ja keine Ahnung und keine genaue Vorstellung davon ,was Politiker schlecht getan und für was sie eigentlicch zuständig sind ! Sie merken nicht mal , dass sie die Politik unvernünftigen Händen überlassen haben ! Sonst wäre es ja unmöglich , dass " Schauspieler , Mafia-Günstlinge ,Steuerhinterzieher et cetera " zu Präsidenten gemacht wurden ! Der Tropfen , der das Fass zum Ueberlaufen bringt , ist dann halt der relativ kleine Anlass, der genügt , um eine heftige Reaktion auszulösen und diese Reaktion artet dann meistens in Strassenschlachten aus ! Oder hast Du mir eine bessere Empfehlung , wo sich das erbitterte Volk austoben sollte ?
Jürgen Franke 11.02.19 10:16
Lieber Jack, möglichst nicht versuchen,
die Fakten auf den Kopf zu stellen. Die Polizei hat geradezu die Pflicht einzugreifen, denn das Volk hat die Regierung demokratisch gewählt. Herrschaft des Volkes, aber nicht Herrschaft der Straße. Auch wenn es einem nicht gefällt, hat man sich nun mal der Mehrheit anzuschließen, denn auch das gehört zur Demokratie. Der Krawall auf der Straße ist die primitivste Art der politischen Auseinandersetzung und führt nur ins Chaos, wie wir aus der Geschichte lernen könnten.
Jürgen Franke 10.02.19 23:11
Es ist nicht ganz so einfach
für Macron, die Reformen durchzusetzen, die eigentlich in Frankreich längst überfällig sind. Es wäre jedoch ein falsches Signal, dem Kampf einer Minderheit, auf den Straßen tatenlos zuzusehen.
Norbert Kurt Leupi 10.02.19 23:09
"Demokratie " Herr Jurgen Steinhoff
Zum Teil mit Gewalt ? Und die Gewalt der Polizei , die einige Verletzte forderte , klammern Sie die einfach aus ? Der " Skandal beginnt , wenn die Polizei eingreift " ! Wenn besorgte Bürger demonstrieren , sollte sich die Polizei solidarisch zeigen und nicht die " Marionetten " der Staatsmacht verteidigen ! Demokratie heisst : Herrschaft des Volkes und nicht der " Bonzen , Bankster und der Bourgeoisie " !
Jurgen Steinhoff 10.02.19 17:45
Ist das noch Demokratie?
Ok, die Gelbwesten hatten am Anfang gegen höhere Bensinabgaben protestiert. Gut und schön. Sie haben sich damit auch durchgesetzt und gewonnen. Aber ein Teil von ihnen demonstriert - zum Teil mit Gewalt (brennenden Autos) immer weiter und fordert den Rücktritt des mit grosser Mehrheit gewählten Präsidenten. Was hat das noch mit Demokratie zu tun? Diktakt der Strasse?
Norbert Kurt Leupi 10.02.19 17:09
Es nimmt keine Ende ...
und das ist auch gut so ! Die Franzosen lassen sich nicht alles bieten , wie Bürger aus anderen Ländern , die vor ihren Marionetten - Regierungen auf die Knie gehen ! Auch in Stuttgart gibt`s jetzt die "Gelbwesten , die gegen das Diesel-Auto-Fahrverbot " auf die Strasse gehen und auch in Serbien gingen zehntausende Demonstranten auf die " Gasse " um für Medienfreiheit und faire Wahlen zu demonstrieren ! Aus Bundes-Berlin ging noch folgende Meldung über den Äther : Flughäfen können wir nicht , Bahnhöfe können wir nicht ,Tunnels können wir nicht , aber "Toiletten für ein drittes Geschlecht " , das können wir ! ( Herzlichst , Ihr Bundescabaret ! )