Wieder Berichte über Tote bei Angriffen im Gazastreifen

Ein zerstörtes Journalisten-Auto an der Stelle, an der ein Luftangriff ein Journalisten-Haus getroffen hat. Foto: Mohammad Zaatari/Ap
Ein zerstörtes Journalisten-Auto an der Stelle, an der ein Luftangriff ein Journalisten-Haus getroffen hat. Foto: Mohammad Zaatari/Ap

GAZA/TEL AVIV: Israels Armee ist weiter im Flüchtlingsviertel Dschabalija im Einsatz. Auch andernorts soll es Berichten zufolge wieder israelische Angriffe gegeben haben.

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es palästinensischen Berichten zufolge erneut viele Tote gegeben. Am Morgen seien in der Stadt Chan Junis im Süden des Gebiets mindestens 28 Menschen getötet worden, darunter vor allem Kinder und Frauen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Ziel des Luftangriffs sei ein Wohnhaus gewesen. Dutzende Menschen seien dabei zudem verletzt worden.

Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen meldete 38 Tote bei israelischen Angriffen auf Häuser in der Stadt seit der Nacht. Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.

Die Nachrichtenagentur Wafa berichtete zudem von mindestens 20 Todesopfern und Dutzenden Verletzten in Beit Lahia im Norden des Küstenstreifens. Israels Luftwaffe habe dort zwei Gebäude angegriffen, hieß es. Israels Militär sagte auch hierzu auf Anfrage, dem Bericht nachzugehen.

Einsatz in einer Klinik im Norden des Gazastreifens

Israelische Soldaten hätten am Morgen darüber hinaus das nahe gelegene Kamal-Adwan-Krankenhaus gestürmt, berichtete die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde. Es habe Festnahmen gegeben. Israelische Einsatzkräfte beschossen die Klinik laut Wafa zudem. Dabei seien Fenster zerstört worden. Patienten sollen angewiesen worden sein, in den Hof zu gehen, hieß es in dem Bericht weiter. Soldaten sollen auch den Zugang zu lebenswichtigen Hilfsgütern blockieren.

Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär bestätigte am Nachmittag, dass israelische Einsatzkräfte in der Gegend im Einsatz sind. Grund dafür seien «nachrichtendienstliche Informationen über die Präsenz von Terroristen und terroristischer Infrastruktur in dem Gebiet».

Die Armee habe in den vergangenen Wochen die Verlegung von Patienten aus dem Gebiet ermöglicht. Es gebe in der Klinik aber weiterhin einen Notbetrieb. Dem Krankenhaus seien unter anderem Treibstoff und Blutkonserven geliefert worden, teilte die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Militärbehörde Cogat mit. Auch diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.

Einsatz im Flüchtlingsviertel Dschabalija dauert an

Die israelische Armee ist derweil eigenen Angaben nach weiter im nahegelegenen Flüchtlingsviertel Dschabalija im Einsatz. Die Truppen hätten «im Laufe des vergangenen Tages Dutzende Terroristen ausgeschaltet, terroristische Infrastruktur zerschlagen und zahlreiche Waffen sichergestellt», hieß es in einer Erklärung des Militärs.

Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen hatte am Donnerstag von vielen Toten und Verletzten in der Gegend berichtet. Demnach soll die israelische Armee dort mehrere Häuser bombardiert haben. Israels Armee erklärte erneut, der Vorfall sei dem Militär einer ersten Untersuchung zufolge nicht bekannt. Er werde weiter geprüft. Die Opferzahlen, die von Quellen genannt würden, die der Terrororganisation Hamas nahestünden, seien falsch und entsprächen nicht den Informationen des Militärs. Palästinensische Berichte sprachen von 150 Opfern, der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz von 200; genauere Angaben, wie viele darunter Todesopfer sind und wie viele verletzt, gibt es derzeit nicht. Der Zugang zu dem vom Militär abgeriegelten Gebiet ist extrem eingeschränkt.

Die Lage in dem umkämpften Flüchtlingsviertel im Norden des Gazastreifens ist Augenzeugen zufolge katastrophal. Armeeangaben zufolge sind rund 45.000 Zivilisten aus der Gegend geflohen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.