«Widerstand zwecklos»

Mercedes-Klammergriff erdrückt Formel 1

Foto: epa/Alejandro Garcia
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BARCELONA (dpa) - Gewinnt Mercedes in diesem Jahr jedes Formel-1-Rennen? Der fünfte Doppelerfolg der Silberpfeile in Serie lässt der Konkurrenz um Sebastian Vettel kaum noch Hoffnung. Lewis Hamilton ist das gar nicht recht.

Im drohenden Titel-Langweiler der Formel 1 sorgt sich Lewis Hamilton um seinen Spaßfaktor. Nach fünf Doppelerfolgen für Mercedes in den ersten fünf Saisonrennen vermisst der Superstar der Silberpfeile schon die Duelle mit seinem Dauerrivalen Sebastian Vettel, der mit Ferrari tief in der Formkrise steckt. «Nur in einem Team um die WM zu fahren, das sollte in der Formel 1 nicht so sein. Wenn der Kampf mit anderen Teams nicht da ist, dann ist es weniger aufregend», sagte Hamilton, nachdem er in Barcelona seinem Stallrivalen Valtteri Bottas die WM-Führung entrissen hatte.

Mehr denn je hält Mercedes die Königsklasse im Klammergriff. Noch nie ist ein Rennstall so erfolgreich in ein WM-Jahr gestartet. Auf dem Circuit de Catalunya fuhren Hamilton und Bottas erneut in einer eigenen Liga. Kann Mercedes nun als erstes Team der Geschichte sogar alle Saisonläufe gewinnen? Teamchef Toto Wolff war diese Frage eher unangenehm. «Wir müssen bescheiden sein und mit den Füßen auf dem Boden bleiben», mahnte der Österreicher.

Doch wer soll diese Silberpfeile stoppen? Ihr Vorsprung in Barcelona, der Referenzstrecke der Formel 1, schien auch dank der noch einmal verbesserten Aerodynamik gewaltig. Und dabei hat Mercedes anders als die anderen Hersteller noch nicht einmal die nächste Ausbaustufe des Motors gezündet. «Jeder Widerstand gegen dieses Ungetüm von einem Team erscheint zwecklos», urteilte der britische «Telegraph».

Der Spannung und dem Zuschauer-Interesse ist diese erdrückende Übermacht kaum förderlich. «Die Leute sind vielleicht unglücklich über unseren Vorsprung vor Ferrari, aber das ist ja nicht unser Fehler», bemerkte Hamilton. «Wir wollen einfach so schnell sein, wie wir können. Keine Ahnung, warum die anderen zurückgefallen sind», fügte der Brite hinzu.

48 Punkte Distanz hat der Weltmeister vor dem Monaco-Gastspiel in zwei Wochen schon zwischen sich und den WM-Vierten Vettel gelegt. «Wir müssen auf das Positive schauen und darauf aufbauen», sagte der Hesse. Was genau das nach dem bitteren Europa-Auftakt der Scuderia sein soll, ließ Vettel indes offen. Statt wie erhofft die Lücke zu Mercedes zu schließen, waren der 31-Jährige und Teamkollege Charles Leclerc als Vierter und Fünfter zu keiner Zeit konkurrenzfähig.

«Wir sind ein starkes Team. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir das schnellste Auto bauen können», betonte Vettel. Doch die Fähigkeiten, die Ferrari in den Triumphjahren mit Rekordchampion Michael Schumacher zum Gradmesser der Formel 1 werden ließen, scheinen tief verschüttet. Seltsam fröhlich bekannte Teamchef Mattia Binotto seine Ratlosigkeit: «Es liegt am Abtrieb, an der Balance, vielleicht sogar am Konzept des Autos. Wir haben die Antwort nicht.»

Angesichts des erneuten Schwächeanfalls bei Ferrari wirkten in Barcelona auch die Spekulationen um einen möglichen Wechsel von Superstar Hamilton zur Scuderia eher kraftlos. «Ich habe noch keine Pläne für meine Zukunft gemacht», sagte der 34-Jährige eher amüsiert über die Gerüchte. Bis Ende 2020 ist er noch an Mercedes gebunden, nur dort hat er derzeit die Aussicht auf weitere Siege und Titel. «Es ist das stärkste Auto, das wir je gebaut haben. Es ist das stärkste Team, das es je gegeben hat», schwärmte Hamilton. Und niemand wollte ihm widersprechen.

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