Anführer der Protestbewegung festgenommen

Demonstranten auf Motorrädern zeigen den Drei-Finger-Gruß während einer Anti-Militärputsch-Demonstration in Mandalay. Foto: epa/Stringer
Demonstranten auf Motorrädern zeigen den Drei-Finger-Gruß während einer Anti-Militärputsch-Demonstration in Mandalay. Foto: epa/Stringer

YANGON: Das Militär in Myanmar hat einen der wichtigsten Anführer der Protestbewegung gegen die neue Junta festgenommen. Wai Moe Naing sei am Donnerstag in der nördlichen Stadt Monywa während einer Kundgebung auf seinem Motorrad absichtlich von einem Auto der Einsatzkräfte angefahren und anschließend inhaftiert worden, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt gelten zwei Männer und eine Frau als Anführer des Widerstands im früheren Birma - neben Wai Moe Naing sind das die Aktivistin Ei Thinzar Maung aus der größten Stadt Yangon und der Aktivist Tayzar San aus Mandalay.

Wai Moe Naing sei immer sehr vorsichtig gewesen, um eine Festnahme zu verhindern, sagte der Zeuge, der anonym bleiben wollte. «Alle anderen Demonstranten haben ihn immer gut beschützt.» Nun habe das Militär aber zivile Autos benutzt, um ihn zu verfolgen. So sei es Soldaten am frühen Nachmittag geklungen, den 26-Jährigen festzunehmen. «Wir machen uns so große Sorgen um ihn», hieß es.

Seit dem Putsch von Anfang Februar gibt es immer wieder Berichte über schwere Folter bei Verhören. Mehrere Festgenommene haben die Haft nicht überlebt. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sitzen derzeit mehr als 3000 Junta-Gegner sitzen in Haft. Den Angaben zufolge wurden seit dem Umsturz mindestens 715 Menschen getötet, darunter etwa 50 Kinder.

Die landesweiten Demonstrationen gegen die Generäle dauerten derweil an. In Mandalay ging die Armee mit Gewalt gegen einen Protest von Vertretern des Gesundheitswesens vor. Lokalen Medienberichten zufolge wurden etwa 20 Teilnehmer festgenommen. Zuvor hatte die Militärführung Haftbefehle gegen 20 Ärzte ausgestellt, einige von ihnen prominente Vertreter des Gesundheitssystems im Kampf gegen das Coronavirus. Viele Ärzte weigern sich seit dem Putsch, in staatlich kontrollierten Krankenhäusern zu arbeiten und sind im Untergrund tätig.

«Als das Militär kam, sind die Demonstranten in alle Richtungen geflohen», sagte ein Journalist aus Mandalay. Dabei hätten die Einsatzkräfte auch geschossen, mehrere Menschen seien verletzt worden. Mindestens ein Mensch soll gestorben sein.

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