WHO: Rasanter Anstieg bei gemeldeten Masernfällen weltweit

Foto: epa/Sascha Steinbach
Foto: epa/Sascha Steinbach

GENF (dpa) - Die WHO meldet alarmierende Masern-Zahlen. Besonders betroffen ist Afrika. Aber auch in Europa breitet sich die Krankheit rasant aus.

Im ersten Halbjahr 2019 gab es global gesehen die höchste Zahl an gemeldeten Masernfällen seit 2006 im gleichen Zeitraum. Bis Ende Juli wurden in 182 Ländern nach vorläufigen Zahlen fast 365 000 Masernfälle registriert, fast drei Mal so viele wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres und mehr als im Gesamtjahr 2018, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf berichtete. «Millionen Menschen sind weltweit in Gefahr», berichtete die WHO. Sie empfiehlt Reisenden, ihren Impfstatus zu prüfen. Ab einem Alter von sechs Monaten sollte jeder spätestens 15 Tage vor einer Reise in betroffene Regionen geimpft werden.

2018 wurden weltweit insgesamt gut 350.000 Masern-Erkrankungen gemeldet, mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Die WHO betont aber, dass nur ein Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen gemeldet werde. Die aktuellsten WHO-Schätzungen über die wahren Zahlen beziehen sich auf 2017. Damals seien vermutlich 6,7 Millionen Menschen an Masern erkrankt und 110.000 gestorben. Bis 2016 waren die Masern-Zahlen weltweit rückläufig.

Masern ist eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt. Betroffen sind meist Kinder. Überlebende könnten Hirnschäden davontragen oder blind und taub werden. Die WHO verlangt mehr Impfungen. Das Bundeskabinett hat ein Gesetz für eine Masern-Impfpflicht in Deutschland auf den Weg gebracht. Ab März 2020 müssen Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kita oder Schule nachweisen, dass diese geimpft sind. Der Bundestag muss noch zustimmen.

In der WHO-Afrikaregion sei die Zahl der gemeldeten Fälle in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 900 Prozent gestiegen, in der Westpazifikregion um 230 Prozent, so die WHO. In der Europa-Region stieg sie um 120 Prozent. Zu der Region zählen neben der EU auch Russland, die Türkei, Israel und die in Asien liegenden Länder Usbekistan und Aserbaidschan.

In Deutschland war der Trend im vergangenen Jahr rückläufig: Nach knapp 930 Masern-Fällen 2017 wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts im Jahr 2018 etwa 540 Fälle gemeldet. In diesem Jahr haben aber schon mehrere Bundesländer mehr Masernfälle gemeldet als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

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Leserkommentare

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Ernst Schwartz 14.08.19 23:01
Zweck der Meldung?
Seit etwa 1980 gingen die gemeldeten Masernfälle in der Region Europa der WHO bis 2005 kontinuierlich zurück. Seitdem sind sie etwa konstant, mit Schwankungen von mehr als 100% von Jahr zu Jahr. Es sieht beinahe aus, als wenn man jetzt darüber berichtet und die nicht signifikante Zunahme von 120% bringt, siehe auch Artikel im Spiegel Online gestern, weil die Masern-Impfung in D obligatorisch werden soll.
Zitat Spiegel:"Das Bundeskabinett hat ein Gesetz für eine Masern-Impfpflicht in Deutschland auf den Weg gebracht. Ab März 2020 müssen Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kita oder Schule nachweisen, dass diese geimpft sind. Der Bundestag muss noch zustimmen."
Andere Krankheiten sind besorgniserregender, zB Tuberkulose, 2015 in der WHO Europazone 32,000 Tote und 323,000 neu gemeldete Fälle. Hepatitis B und C 122,000 Tote. Masern ist interessanter für die Impfdiskussion in Westeuropa und das dazugehörige Geldverdienen.