WHO-Kritik an Antibiotika-Einsatz in Tiermast

 WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Foto: epa/Martial Trezzini
WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Foto: epa/Martial Trezzini

GENF (dpa) - In vielen Ländern werden nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer noch verantwortungslos viele Antibiotika bei der Tiermast eingesetzt. Teilweise würden 80 Prozent des landesweiten Antibiotika-Verbrauchs in den Ställen verabreicht, um vor allem das Wachstum ohnehin gesunder Tiere zu fördern, kritisierte die WHO in Genf. Die UN-Behörde legte am Dienstag neue Richtlinien zum Einsatz solcher Wirkstoffe vor. Darin fordert sie die Staaten unter anderem auf, im Bedarfsfall nur solche Antibiotika einzusetzen, die für den Menschen am wenigsten wichtig sind.

Ein Missbrauch erhöhe die Gefahr von Antibiotika-Resistenzen, die die Behandlung kranker Menschen erschwerten. «Ein Mangel an wirksamen Antibiotika ist eine ähnlich große Gefahr wie der plötzliche Ausbruch einer tödlichen Krankheit», so WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Eine aktuelle Studie belege, dass der weitgehende Verzicht auf Antibiotika die Resistenzen ganz deutlich senke. Statt Medikamente zu geben, könne oft bessere Hygiene in den Ställen die Krankheitsrate schon senken.

Deutschland gehört zu den Ländern mit vergleichsweise strikten Auflagen bei der Verwendung von Antibiotika. Seit 2011 habe sich die an Tierärzte abgegebene Menge mehr als halbiert, teilte eine Expertin des Agrarministeriums mit. Tiere würden untersucht, bevor solche Mittel verschrieben würden. Auch EU-weit gelten seit rund zehn Jahren strengere Vorschriften für den Einsatz dieser Arzneien in Ställen.

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