Ebola im Kongo ist kein internationaler Gesundheitsnotstand

Foto: epa/Enid Ninsiima
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GENF (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erneut darauf verzichtet, wegen der Ebola-Epidemie im Kongo eine «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite» auszurufen.

Die Lage sei zwar ernst, aber nicht alle Kriterien für einen solchen Schritt seien erfüllt, stellte ein Experten-Komitee nach einer Sitzung am Freitagabend in Genf fest. «Das Risiko einer Verbreitung über die Grenzen hinaus ist und bleibt hoch», warnte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die internationale Gemeinschaft sei dringend aufgerufen, die WHO und die betroffenen sowie gefährdeten Länder besser mit Geld und Ressourcen zu unterstützen.

Ruft die WHO einen Gesundheitsnotstand aus, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können mehr Grenzkontrollen, das Einrichten von Behandlungszentren oder die vorsorgliche Impfung weiterer medizinischer Fachkräfte gehören. Damit soll der Kampf gegen die Krankheit noch wirksamer organisiert werden. «Die Ausbreitung von Ebola nach Uganda ist eine neue Entwicklung, aber die zugrundeliegende Dynamik des Ausbruchs hat sich nicht geändert», begründete Tedros die Entscheidung.

Die WHO werde die Situation weiter genauestens beobachten, hieß es. Das Komitee war einberufen worden, nachdem in dieser Woche im Nachbarland Uganda zwei Menschen an Ebola gestorben waren. Bei den Opfern handelte es sich um einen fünfjährigen Jungen und seine Großmutter. Damit hatte sich die Epidemie über den Kongo hinaus verbreitet.

Seit Beginn der Epidemie 2018 hat die WHO mehr als 2.100 Ebola-Fälle registriert. Etwa 1.400 Erkrankte starben. Im Kongo sind bis Anfang Juni mehr als 130.000 Menschen, die mit Kranken oder Angehörigen und Freunden von Kranken in Kontakt waren, mit einem experimentellen Impfstoff geimpft worden, in Uganda knapp 5.000. Zuletzt hatte die WHO im April darüber beraten, ob sie einen internationalen Gesundheitsnotstand ausruft.

Der lebensgefährliche und hoch ansteckende Erreger ist vor etwa einem Jahr in einer Bürgerkriegsregion im Osten des Kongo aufgetaucht. Dort ist der Einsatz von Medizinern, die die Ausbreitung eindämmen wollen, gefährlich und schwierig. Das Ebola-Virus verursacht unter anderem starke innere Blutungen und führt unbehandelt meist innerhalb von wenigen Tagen zum Tod.

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