WHO: Ebola-Ausbruch im Kongo kontrollierbar

Der Zürcher Spezialist für ansteckende Krankheiten Robert Steffen auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi
Der Zürcher Spezialist für ansteckende Krankheiten Robert Steffen auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi

GENF (dpa) - Auch mit internationaler Hilfe wird die Ebola-Krise im Kongo derzeit nicht eingedämmt. Die WHO ist alarmiert. Sie will dennoch nicht zu einem harten Mittel greifen.

Trotz der hohen Zahl der Ebola-Fälle im Kongo in Zentralafrika sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) keinen Grund, einen internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Sie folgte damit am Mittwoch in Genf Empfehlungen von Experten unter der Leitung des Züricher Spezialisten für ansteckende Krankheiten, Robert Steffen. «Wir sind optimistisch, dass dieser Ausbruch in absehbarer Zeit unter Kontrolle gebracht werden kann», sagte Steffen. Bis Mittwoch hatten sich in der Provinz Nord-Kivu mehr als 200 Menschen wahrscheinlich infiziert, 140 waren gestorben.

Die Sorge, dass sich die hoch ansteckende Krankheit Richtung Osten nach Uganda, Ruanda oder in anderen Länder ausbreitet, sei zwar nicht gebannt, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Aber die Gesundheitsbehörden im Kongo und in Nachbarländern hätten alle wichtigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die Verhängung des Gesundheitsnotstands hätte keine zusätzliche Sicherheit gebracht. Wenn ein Notstand gilt, kann die WHO besondere Maßnahmen empfehlen, etwa stärkere Gesundheitskontrollen an den Grenzen oder Reisebeschränkungen.

Zwar sind im Kongo seit Anfang August hunderte Nothelfer von UN- und Hilfsorganisationen im Einsatz, doch ist es bislang nicht gelungen, den Ausbruch in Nord-Kivu unter Kontrolle zu bringen. Die Zahl der neuen Fälle pro Woche nimmt zu. Die Lage ist besonders schwierig, weil dort Dutzende Rebellengruppen kämpfen und die Bevölkerung traumatisiert und misstrauisch ist. Durch die Kämpfe sind rund eine Million Menschen aus ihren Dörfern vertrieben worden. Sie sind deshalb nicht fest angesiedelt. Das macht es schwieriger, sie zu erreichen oder Menschen, die sich angesteckt haben könnten, zu überwachen.

Die Chefin der UN-Mission im Kongo hat unterdessen Verhandlungen mit der für ihre Brutalität bekannten und dort aktiven radikal-islamischen Miliz ADF ins Spiel gebracht. Sie könne nicht nur auf militärischen Weg besiegt werden, sagte Leila Zerrougui am Dienstag. Der ADF wird unter anderem vorgeworfen, rund um die Stadt Beni seit 2014 Tausende Menschen, darunter UN-Friedenssoldaten, getötet zu haben. Die Ziele der Gruppe sind weitgehend unklar.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten hat das Risiko einer Einschleppung in Europa am 5. Oktober als gering eingestuft.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.