Schnee, Stürme und ein sonniger Herbsttag

Wetterchaos in Europa

Foto: epa/Anthony Anex
Foto: epa/Anthony Anex

OFFENBACH (dpa) - Wetterkapriolen überall: Frankreich wird von einem heftigen Wintereinbruch überrascht, in Italien wütet ein Sturm. Und in Deutschland? Von allem ein bisschen - sogar T-Shirt-Temperaturen sind drin.

Von der Umwelt abgeschnittene Städte und Dörfer, gestrandete Autofahrer, Hunderttausende Haushalte ohne Strom: Unwetter haben Teile Europas ins Chaos gestürzt. Deutschland war am Dienstag wieder in Ost und West geteilt, zumindest wettermäßig: Während in der Eifel der erste Schnee fiel, wurden in Berlin die Sonnenstühle hervorgeholt. Bereits am Mittag wurden in der Hauptstadt knapp 22 Grad gemessen. Ein Blick auf Europa.

ITALIEN: Orkanwinde peitschen die Riviera, Bäche werden zu reißenden Flüssen, Bäume erschlagen Menschen: Eine Schlechtwetterfront mit Starkregen und Sturmböen lähmt weite Teile des Landes seit Tagen. Bislang sind mindestens zehn Menschen gestorben. In Südtirol wurde am Montagabend ein Feuerwehrmann von einem Baum erschlagen. In der nordwestlichen Region Ligurien wurden alle Häfen geschlossen, der Touristenort Portofino südöstlich von Genua wurde von der Außenwelt abgeschnitten, weil eine Straße beschädigt wurde. Im Küstenort Rapallo riss der Sturm Luxusjachten aus ihren Vertäuungen und ließ sie aufs Ufer krachen. Ein kurioses Bild bot sich in einem überfluteten Ristorante in Venedig: Kellner brachten die Pizza in Gummistiefeln.

SPANIEN: Heftiger Schneefall und Unwetter haben viele Regionen in Chaos gestürzt. Auf Menorca mussten rund 30 000 Haushalte wegen eines Tornados, der die Balearen-Insel am Wochenende getroffen hatte, seit knapp 48 Stunden ohne Strom ausharren, wie die Regionalbehörden mitteilten. Viele Straßen und Autobahnen waren in den Autonomen Gemeinschaften Asturien und Galicien wegen des Schnees weiter unbefahrbar, eine wichtige Zugverbindung war seit Montag unterbrochen.

FRANKREICH: Nach einem heftigem Wintereinbruch ist in Frankreich in 195.000 Haushalten der Strom ausgefallen. Mehr als 1.000 Menschen mussten die Nacht zum Dienstag wegen heftigen Schneefalls in Notunterkünften verbringen. Zeitweise steckten mehr als 800 Autos auf blockierten Regionalstraßen fest, wie die Departements Haute-Loire und Loire mitteilten. Einige Räumfahrzeuge kamen nur schwer durch, weil gestrandete Autofahrer ihre Wagen verlassen und Lastwagenfahrer Fahrverbote für Gebirgsstraßen ignoriert hatten. Auf mehreren Bahnstrecken in der Region Lyon war kein Zugverkehr möglich, wie die französische Bahn meldete.

TSCHECHIEN/SLOWAKEI: Ein heftiger Sturm hat in Tschechien Bäume umgestürzt und Dächer abgedeckt. Die Feuerwehren rückten am Dienstag zu Hunderten Unwetter-Einsätzen aus. Wegen beschädigter Freileitungen waren nach Angaben der Versorger rund 30.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom. Mehrere Bahnstrecken waren nicht mehr passierbar. Besonders betroffen war die Region um Trutnov (Trautenau) im Nordosten des Landes. In der benachbarten Slowakei fuhr ein Triebwagenzug der Bahn gegen einen umgestürzten Baum. Bei dem Unfall im Bezirk Turcianske Teplice (Bad Stuben) wurden 5 der rund 75 Fahrgäste verletzt, wie die Agentur Tasr unter Berufung auf die Rettungskräfte berichtete.

DEUTSCHLAND: Nachdem der Oktober überwiegend noch sommerlich warm war, kam der Herbst mit großen Schritten. In der Westhälfte blies ein kräftiger Wind bis hin zu orkanartigen Böen auf Bergen und über Nordseeinseln. In Lagen um 400 Meter Höhe schneite es. Die Temperaturen lagen bei 3 bis 8 Grad. Im Osten dagegen war es 18 bis 22 Grad warm. Grund für den Temperaturanstieg ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) eine Warmfront durch ein von Süden vorüberziehendes Tiefdruckgebiet. «Das Temperaturgefälle Ost-West bleibt erhalten, ist aber nicht mehr ganz so ausgeprägt», sagte DWD-Meteorologin Jacqueline Kernn mit Blick auf die kommenden Tage.

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