Wenn der Euro in den Keller stürzt

Wenn der Euro in den Keller stürzt

Wenn der Euro in den Keller stürzt

"Im Januar habe ich noch für 50 Baht getauscht", jammert Helmut. "Jetzt bekomme ich keine 40 Baht mehr."

Werner lässt sich seine Rente überweisen. Auch er hat jetzt 20 Prozent weniger. "Vorher", sagt er, "konnte ich damit einigermaßen über die Runden kommen. Aber jetzt geht das nicht mehr. Notfalls muß ich zurück nach Deutschland."

Viele Rentner sind nach Thailand gekommen, weil der Umtauschkurs und das Preis-Leistungs-Verhältnis hier eine gute Perspektive versprachen. Aber die sind nicht mehr vorhanden. Die Preise steigen, und die Umtauschkurse fallen.

Peter hält knallhart dagegen: "Früher bin ich jeden zweiten Tag zum Abendessen in ein Restaurant gegangen. Das ist jetzt vorbei. Ich koche für mich zu Hause."

Der Einkauf mit der Rabattkarte

Philipp kauft jetzt mit Rabattkarte im Großhandel ein, versucht an allen Ecken und Enden zu sparen und wünscht sich die gute alte D-Mark zurück.

Sein monatliches Haupt-Budget investierte Fred bisher in den Sex. Seine neue Sparmasche: Jetzt wartet er, bis die Schönen der Nacht Feierabend haben und spart so die Ausgaben für das "Take off".

Rentner mit einem Durchschnittseinkommen haben es zurzeit in Thailand schwer. Früher tauschten sie 800 Euro für etwa 40.000 Baht um, jetzt sind es 20 Prozent weniger. Und viele fragen sich: Wie sollen wir diesen Verlust kompensieren? Okay, auch Liebesdiener und Liebesdienerinnen haben sich notgedrungen auf ein geringeres Einkommen eingestellt. Die "Low Season" lässt ihnen gar keine Wahl. Jeder Farang ist in diesen Zeiten ein King, und der Preis ist verhandelbar.

Sogar dem alten Carlos rufen die Damen "Tierak" und "Darling" hinterher. Klar, es schmeichelt ihn, aber es lässt ihn kalt. Ihn treibt vielmehr die Frage um: Was passiert hier, wenn die Touristen ausbleiben, keine Gäste mehr kommen, die Farangs zu Hause bleiben?

Carlos ist nicht der Einzige, der sich diese Fragen stellt: Hotels, Restaurants und touristen-abhängige Geschäfte wissen nicht mehr weiter, stehen vor dem Aus.

Wie soll es weiter gehen?

Selten gab es eine so tote Neben-Saison, und von der nächsten Haupt-Saison wagt kein Mensch zu reden.

Nicht nur der Euro zeigt sich instabil

"Nach all der Scheiße hier", sagt Jens, der Hotel-Manager, "fahren die Touris doch gleich nach Vietnam." Er meint damit die Demos der Rothemden, die Monate lang das Geschäftsviertel von Bangkok blockiert hatten. Er sagt: "Täglich bekomme ich Anfragen von früheren Kunden, die wissen wollen, was hier los ist. Die glauben, hier wird immer noch geschossen. Früher war ich fast immer viele Monate vorher ausgebucht. Jetzt freue ich mich, wenn wir - bei reduzierten Preisen – auf 40 Prozent kommen."

Carlos hingegen ist ein unverbesserlicher Optimist. Er glaubt daran, dass es wieder aufwärts geht, sowohl mit dem Euro als auch mit den Touristen. Aber er erwartet gleichzeitig, dass die zuständigen Politiker sich endlich ihrer Aufgaben besinnen, dass sie dafür sorgen, die Straßen und Wege wieder verkehrssicher zu machen, die Kloake am Jomtien-Strand wieder in einen Zustand versetzen, so dass man dort ohne Angst vor Krankheiten wieder baden kann.

Was sagte Pattayas Bürgermeister kürzlich zu den für den hiesigen Tourismus zuständigen Managern: "Die Leute in aller Welt müssen denken: Wenn wir nicht nach Pattaya fliegen, dann verpassen wir was."

Naja, Carlos meint: Im Zweifelsfall verpassen sie nur den Knöchelbruch, den sie sich auf unzumutbaren Wegen zuziehen, oder die Hauterkrankung durch das verdreckte Wasser am Jomtien-Strand. Das wäre ja zu verschmerzen.

Trotzdem rät er den Verantwortlichen, in dieser ernsten Krise alles zu unternehmen, um Pattaya doch noch zu dem zu machen, was es laut Werbeprospekten schon seit vielen Jahren angeblich ist: "Ein international aufgestelltes Seebad". Oder liegt das etwa in Kambodscha, in Vietnam oder auf Bali?

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