DEN HAAG: Islamisten hatten 2012 die historische Wüstenstadt Timbuktu überrannt. Vor allem Frauen und Mädchen wurden Opfer des Terrorregimes. Die Religionspolizei war berüchtigt.
Der Internationale Strafgerichtshof hat einen Islamisten aus Mali wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der 47-Jährige sei schuldig an Verbrechen wie Folter, Verstümmelung und Verfolgung, urteilten die Richter am Mittwoch in Den Haag.
Er war bereits im Sommer schuldig gesprochen worden. Nun bestimmten die Richter das Strafmaß. Die Anklage hatte 22 Jahre Haft gefordert.
Al Hassan Ag Abdoul Aziz Ag Mohamed Ag Mahmoud war von 2012 bis Anfang 2013 einer der Chefs der Religionspolizei der Rebellen Ansar Dine, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet waren. Sie hatten 2012 die historische Wüstenstadt Timbuktu überrannt und die Bevölkerung terrorisiert. Besonders Frauen und Mädchen wurden Opfer des Terrorregimes. Al Hassan war aber vom Vorwurf der sexuellen Versklavung und Vergewaltigung freigesprochen worden.
Doch der Angeklagte hatte den Richtern zufolge andere Verbrechen angeordnet und sie auch selbst ausgeführt. Er habe etwa Menschen öffentlich ausgepeitscht. Al Hassan habe auch unrechtmäßige Urteile des islamistischen Gerichts ausgeführt. Menschen war wegen des Verdachts auf Diebstahl öffentlich eine Hand abgehackt worden. Andere waren ausgepeitscht oder mit Stöcken geschlagen worden, etwa weil sie geraucht oder Alkohol getrunken hatten.
Der in ein afrikanisches weißes Gewand und weißen Turban gekleidete Mann verfolgte die Verlesung der Strafe äußerlich unbewegt. Er hatte sich 2018 selbst dem Gericht gestellt. Die Zeit in der Untersuchungshaft wird von der Strafe abgezogen. Sowohl Ankläger als auch Verteidigung können Berufung einlegen.
Französische Truppen hatten die Milizen 2013 vorübergehend vertrieben. Doch trotz einer jahrelangen UN-Friedensmission, an der auch die Bundeswehr beteiligt war, terrorisieren islamistische Gruppen weiter Teile des Landes.