Russischer Armeegeneral verhaftet

Foto: Freepik
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MOSKAU: Die russische Militärführung wird seit Wochen von Korruptionsskandalen und Festnahmen erschüttert - mitten in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nun gibt es einen neuen Haftbefehl.

Ein Gericht in Moskau hat gegen einen weiteren russischen Armeegeneral wegen Korruptionsverdachts Untersuchungshaft angeordnet. Der frühere Vizeverteidigungsminister Dmitri Bulgakow sei in das Untersuchungsgefängnis Lefortowo gebracht worden, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Dort sitze auch der frühere Vizeverteidigungsminister Timur Iwanow ein.

Der 69-jährige Bulgakow hatte der Agentur zufolge erfolglos darum gebeten, die Untersuchungshaft im Hausarrest abzusitzen. Der General war in den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine für die materiell-technische Ausstattung der Streitkräfte zuständig gewesen, bis er nach zahlreichen Pannen am 24. September 2022 entlassen wurde.

Nach Angaben von Ermittlern soll unter Bulgakow ein System zur Versorgung der Truppen mit minderwertigem Proviant aus Trockenrationen zu überhöhten Preisen geschaffen worden sein. So sei etwa Rindfleisch durch Schwein und Huhn ersetzt und auch die Kalorienzahl der Versorgungspakete gesenkt worden. Die Soldaten, die seit dem Einmarsch am 24. Februar 2022 Krieg gegen die Ukraine führten, hätten minderwertigen Proviant erhalten. Bulgakow ist seit 2016 Träger der hohen Auszeichnung «Held Russlands».

Der General soll in Saus und Braus gelebt haben, während die Soldaten unzureichend versorgt wurden. Er soll bei einem Jahreseinkommen von 15 Millionen Rubel (rund 158.000 Euro) in einer Villa mit 620 Quadratmeter Wohnfläche gelebt haben und unter anderem noch eine Wohnung sowie mehrere Grundstücke besitzen.

Neuer Minister soll Militärführung säubern

Der russische Militärapparat gilt als extrem korrupt. Unter dem neuen Verteidigungsminister Andrej Beloussow soll die Militärführung auch von Amtsmissbrauch und Veruntreuung gesäubert werden. Zuletzt waren unter anderem der Vizechef des Generalstabs, Wadim Schamarin, und der Chef der Kader-Hauptabteilung, Juri Kusnezow, verhaftet worden.

Vor allem der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte immer wieder eine Schmiergeldwirtschaft in der Militärführung beklagt und frühere Niederlagen in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine auch darauf geschoben. Der frühere Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin starb im August bei einem Flugzeugabsturz - zwei Monate nach einem gescheiterten Aufstand. Prigoschins Kritik richtete sich vor allem gegen Sergej Schoigu, den Putin im Juni als Verteidigungsminister abberief und zum neuen Sekretär des nationalen Sicherheitsrates machte.

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Rolf W. Schwake 29.07.24 13:13
Herr Kerp, Putin hat weder ...
... den Überblick verloren noch spielt die Generalität mit ihm Katz und Maus, dazu sind sie viel zu sehr verängstigt, wie die Vergangenheit gezeigt hat! Bekanntlich fängt der Fisch am Kopf an zu stinken: Wenn einer aus unteren Verhältnissen kommt und sich binnen gut eines Vierteljahrhunderts nahezu zum reichsten Mann der Erde emporschwingt, geht dieses nur mit extremem Raub staatlichen Eigentums, Gewalt, Terror und schlimmster Verbrechen vonstatten! Wenn ein Präsident seinem Volk keine Korrektheit vorlebt, kann man es seiner Entourage nicht verdenken. Russland wird mit kriminellsten KGB-Methoden zwangsverwaltet, da verwundert es niemanden, wenn dem Präsidenten nachgeahmt wird. Und das sollten zumindest ausländische Kommentatoren erkennen!
werner spierling 29.07.24 13:12
Wie lange läßt sich das Militär dieses Massensterben ihrer Soldaten durch Größenwahn eines geisteskranken Diktators Putin das noch gefallen .
Ingo Kerp 28.07.24 15:40
Da scheint es wohl einiges aufzuräumen zu geben beim russ. Militär. Putin hat entweder den Überblicke verloren oder die Generalität spielt mit ihm Katz' und Maus. Moeglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, den Anschuldigungen von Prigoschin zumindest nachzugehen und zu prüfen. Jetzt ist RUS und seine Regierung vor aller Welt blamiert.