Weintrinken endlich erlaubt

Weltmeister Pirlo ist heute Winzer

Andrea Pirlo. Archivbild: epa/Matteo Bazzi
Andrea Pirlo. Archivbild: epa/Matteo Bazzi

DUISBURG (dpa) - 2006 wurde Andrea Pirlo mit Italien in Deutschland Fußball-Weltmeister. Im Vorjahr beendete er seine Karriere. Heute ist der 39-Jährige Winzer. Und stellte seine Weine nun im italienischen WM-Quartier von 2006 vor.

Guter Wein war schon immer eine Leidenschaft von Andrea Pirlo. Doch bisher vertrug sich der Genuss nicht mit seinem Beruf. «Als Profi konnte ich vielleicht höchstens mal ein Glas nach einem Sieg trinken», sagt der Fußball-Weltmeister von 2006 lachend: «Heute habe ich das große Glück, auch mal zwei trinken zu dürfen. Oder auch mehr.»

Denn heute ist das Weintrinken quasi der Beruf von Andrea Pirlo. Zumindest das Kosten. Denn der 39-Jährige ist inzwischen Winzer. In seinem Heimatort Coler bei Brescia betreibt der Italiener ein acht Hektar großes Weingut, in dem jährlich etwa 20.000 Flaschen produziert werden.

Am Montag stellte Pirlo seine Weine in Duisburg vor. Im Landhaus Milser. Jenem Vier-Sterne-Hotel des Gewichtheber-Olympiasiegers Rolf Milser, das vor zwölf Jahren das Quartier der italienischen Nationalmannschaft bei WM-Triumph am Ende des deutschen Sommermärchens war. Überall an den Wänden hängen Fotos von Pirlo und seinen Kollegen. Der Ohrschrauber-Jubel von Luca Toni, der famose Gianluigi Buffon, alles ist dort verewigt. «Hier werden sehr viele Erinnerungen wach», sagt Pirlo und weiß sogar aus dem Stand noch seine Zimmernummer von 2006: «Die 106!»

Als Weintrinker zeigt sich Pirlo wie einst als Spieler: Er konzentriert sich auf das Wesentliche, Firlefanz ist seines nicht. Während viele der 50 geladenen Gäste die Inszenierung lieben, die Weine demonstrativ beschnuppern, im Glas schwenken oder Luft durch den weingefüllten Mund ziehen, riecht er kurz, nimmt dann einen genüsslichen Schluck und lächelt zufrieden, aber kaum merklich.

Einen Weißwein, einen Rosé, zwei Rotweine und einen Dessertwein hat er am Montag mitgebracht. Sein persönlicher Favorit? «Der weiße. Er ist der frischeste.» Bei Robert Pröbstl ist eben jener «Nitor» (Der Schimmernde) durchgefallen. «Der ist zu flach, hat zu wenig Frucht», sagt der Weinkenner, der extra aus Stuttgart angereist ist und vergibt nur 1,5 von 5 möglichen Punkten. Dem Rosé «Eos» (Morgenröte) bescheinigt er immerhin «richtig Körper», der Rotwein «Marzi» (nach der Rebsorte Marzemino) sei sogar «beachtlich» und beim «Arduo» - was eigentlich beschwerlich heißt, hier aber für stark stehen soll - ist er dann vollends überzeugt. «Wie viele Kisten kaufen wir, Schatz», fragt er seine Frau und vergibt 4,5 Punkte.

Pirlo verfolgt dies alles als recht stiller Beobachter. Viele wollen Anekdoten aus seiner Fußballer-Karriere hören, die er erst im Vorjahr in New York beendet. Doch Pirlo ist kein Geschichten-Erzähler, lässt sich nur kurze Phrasen entlocken. Der deutsche Fußball habe viele Talente, sagt er, auch der italienische könne sich verbessern. Aber er verspricht: «Ich gehe als Winzer mit derselben Leidenschaft zu Werke wie als Fußballer. Und ich will dasselbe erreichen.»

Dass er durch einen Post rund 24 Stunden vorher für Aufsehen gesorgt hatte, will er gar nicht mitbekommen haben. Er sei in Düsseldorf ließ er seine sieben Millionen Follower bei Instagram nach der Ankunft am Flughafen glauben. Der Hintergrund verriet, wo er wirklich war. «Köln Amico Mio», schrieb denn auch umgehend Lukas Podolski. «Typisch Lukas, ein lustiger Mensch», sagt Pirlo sachlich. Dann wendet er sich wieder seinem Weinglas zu.

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