Weinstein-Skandal

Foto: dpa/Guillaume Horcajuelo
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LOS ANGELES (dpa) - Nach den Vorwürfen wegen sexueller Belästigung bis hin zu Vergewaltigung gegen Harvey Weinstein distanzieren sich immer mehr Filmgrößen von dem Hollywood-Mogul.

«Es gibt keine Entschuldigung für sexuelle Übergriffe oder sexuelle Belästigung - egal wer du bist und egal in welchem Beruf», schrieb Schauspieler Leonardo DiCaprio, der unter anderem beim Film «Gangs of New York» mit Weinstein zusammengearbeitet hatte, bei Facebook. «Ich applaudiere der Stärke und Courage der Frauen, die nach vorne getreten sind und sich Gehör verschafft haben.»

Inmitten der Vorwürfe trennte sich auch Ehefrau Georgina Chapman (41) von dem 65-jährigen Weinstein, wie mehrere US-Medien in der Nacht zum Mittwoch übereinstimmend berichteten. Sie leide mit allen Frauen, die «nach diesen unverzeihlichen Aktionen» unermesslichen Schmerz erlitten hätten, zitierte unter anderem das Magazin «People» aus einer Erklärung Chapmans.

Zahlreiche prominente Weggefährten warfen dem Produzenten unter anderem sexuelle Belästigung vor. Das Magazin «New Yorker» berichtete auch von mehreren Frauen, die Weinstein Vergewaltigungen vorwerfen. Eine Sprecherin des Produzenten wies das jedoch zurück. «Jegliche Vorwürfe von Sex, der nicht in beiderseitigem Einverständnis stattgefunden hat, werden von Herrn Weinstein eindeutig verneint.»

Weinstein habe sie als 22-Jährige angefasst und massieren wollen, sagte Schauspielerin Gwyneth Paltrow der «New York Times». Sie habe sich aber geweigert. Auch ihre Kollegin Angelina Jolie berichtete der Zeitung von einer «schlechten Erfahrung» mit Weinstein in ihrer Jugend. «Als Ergebnis habe ich mich entschieden, nie wieder mit ihm zu arbeiten, und andere vor ihm zu warnen. Dieses Verhalten gegenüber Frauen ist in jeder Branche und in jedem Land inakzeptabel.»

Der Schauspieler Ewan McGregor teilte per Twitter mit, es sei Zeit, dass die Vorwürfe ans Licht kommen. «Ich habe über die Jahre Gerüchte gehört, aber das hier ist schrecklich. Tschüss, Tyrann!»

«Hangover»-Star Heather Graham erzählte dem Magazin «Variety» von unangenehmen Avancen Weinsteins. In den frühen Nullerjahren habe er ihr zunächst gesagt, dass er sie in einem Film unterbringen wolle. Später habe er dann von einer Vereinbarung mit seiner Frau erzählt, dass er mit jedem schlafen könne, wenn er aus der Stadt sei. «Er hat es zwar nicht explizit gesagt, dass ich mit ihm schlafen muss, um in einen seiner Filme zu kommen. Aber der Subtext war da.» Später habe sie ein Treffen mit Weinstein in einem Hotelzimmer abgesagt.

Zuvor waren bereits prominente Schauspieler, darunter Weggefährten, wie Meryl Streep, George Clooney, Lena Dunham, Judi Dench, Kate Winslet, Mark Ruffalo und Christian Slater auf Distanz zu Weinstein gegangen.

Auch der frühere US-Präsident Barack Obama und die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton, die Weinstein in früheren Wahlkämpfen finanzell unterstützt hatte, distanzierten sich. «Jeder Mann, der Frauen auf solche Weise erniedrigt und entwürdigt, muss unabhängig von seinem Vermögen oder seinem Status verurteilt und zur Rechenschaft gezogen werden», teilte Obama gemeinsam mit seiner Frau Michelle mit.

Sängerin und Schauspielerin Lindsay Lohan («Ein Zwilling kommt selten allein») nahm Weinstein hingegen in Schutz. «Harvey Weinstein tut mir gerade sehr leid. Ich glaube, was gerade passiert, ist nicht richtig», sagte die 31-Jährige in einem Video, das sie am Dienstagabend (Ortszeit) Instagram postete. «Er hat mir niemals geschadet oder sich irgendwie falsch gegenüber mir verhalten, wir haben einige Filme zusammen gemacht», sagte Lohan in einem zweiten Clip.

Außerdem forderte der frühere Teenie-Star die Noch-Ehefrau des Produzenten, Georgina Chapman, auf, Weinstein zur Seite zu stehen. «Georgina sollte Stellung beziehen und für ihren Ehemann da sein». Später löschte Lohan die beiden Videos wieder. Die britischen Boulevard-Blätter «Daily Mail» und «Mirror» hatten die Clips jedoch gespeichert und veröffentlichten sie auf ihren Websites.

Nach Berichten der «New York Times» soll der einflussreiche Produzent jahrzehntelang junge Talente und Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und mit Abfindungen zum Schweigen gebracht haben. Weinstein hatte daraufhin erklärt, eine Auszeit nehmen zu wollen. Am Sonntag erhielt er von seinem Filmstudio The Weinstein Company (TWC), das er zusammen mit seinem Bruder Bob gegründet hat, die Entlassung.

Der ältere Weinstein-Bruder Harvey hatte mit seinem Bruder Bob 1979 das Studio Miramax gegründet. 1993 veräußerten sie das Unternehmen an Walt Disney Co., führten es aber aktiv weiter. Im Jahr 2005 gründeten die beiden eine neue Firma, The Weinstein Company (TWC). An dieser hielten sie zuletzt einen Anteil von 42 Prozent.

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