Weihnachtspause für Beschuldigte im Koh-Tao-Prozess

Auf dem Weg ins Provinzgericht: Die auf Koh Samui einsitzenden Tatverdächtigen Zaw Lin und Wai Phyo werden dieses Jahr nun doch nicht mehr angeklagt. Der Prozess wurde auf Anfang Januar verschoben.
Auf dem Weg ins Provinzgericht: Die auf Koh Samui einsitzenden Tatverdächtigen Zaw Lin und Wai Phyo werden dieses Jahr nun doch nicht mehr angeklagt. Der Prozess wurde auf Anfang Januar verschoben.

KOH TAO: Der für morgen angesetzte Prozessauftakt im spektakulären Doppelmordfall von Koh Tao scheint auf Anfang des Jahres 2015 verschoben worden zu sein.

Laut Informationen unserer Redaktion werden vor dem Provinzgericht Koh Samui niemals grössere Gerichtsverfahren an einem Freitag eröffnet. Und am darauffolgenden Montag, 30. Dezember, soll ebenfalls wegen des anstehenden Silvester-Trubels kein Verfahren begonnen werden.

Für die Beschuldigten Zaw Lin und Wai Phyo (21) aus Myanmar wird das neue Jahr das Schicksalsjahr ihres Lebens werden. Sie werden von der Generalstaatsanwaltschaft Surat Thani angeklagt und beschuldigt, am 15. September dieses Jahres auf Koh Tao die britische Urlauberin Hannah Witheridge (23) vergewaltigt und ermordet zu haben. Außerdem sollen die beiden den Begleiter von Witherigde, den 24 jährigen Nordengländer David Miller, mit einer Hacke erschlagen haben.

Über die turbulente Polizeiermittlung sowie heftige weltweite Kritik und Zweifel an der Schuld der beschuldigten Burmesen ist in den vergangenen drei Monaten pausenlos berichtet worden. Das Anwaltsteam von Zaw Lin und Wai Phyo kämpft verzweifelt um eine bessere Ausgangsposition ihrer Mandanten, wenn der Prozess startet. Sie hatten wiederholt beklagt, ihnen sei weder volle Akteneinsicht gewährt noch eine Liste angeblicher Belastungszeugen vorgelegt worden.

Interessante und wenig ermunternde Informationen sammelten die Verteidiger bei ihren Recherchen im Mutterland der Ermordeten. Laut Berichten der ‚Daily Mail‘ – deren Beiträge seit Wochen im thailändischen Internet geblockt werden – war die Tatortuntersuchung britischer Polizeiexperten auf Koh Tao nur begleitend und nicht aktiv. Die Polizisten der Metropoliten Police hätten keine eigenen Spuren gesichert und auch nicht direkt Zeugen befragt. Die Rolle der britischen Kriminalermittler wird in Großbritannien mittlerweile sehr kontrovers debattiert. Eine breite Öffentlichkeit befürchtet, dass zwischen den beiden Ländern Thailand und England kein diplomatisches Porzellan zerschlagen werden soll und daher kaum Informationen der britischen Ermittlungen durchdringen.

Der thailändische Chefverteidiger der burmesischen Gastarbeiter Zaw Lin und Wai Phyo, Nakhon Chompuchat, beklagt bis heute die ‚mauerhafte Auskunftspolitik der Staatsanwaltschaft und Polizeiermittler beider Länder‘, die seiner Ansicht nach kein faires Gerichtsverfahren für seine Mandanten zulassen. Gemeinsam mit einem weiteren Ermittlungsteam aus Myanmar, dem Heimatland der Angeklagten, fanden Nakhon Chompuchat und seine Verteidiger laut eigenen Angaben eine Fülle von Entlastungszeugen. Alleine: „Aus Angst vor Repressalien traut sich niemand öffentlich auszusagen oder gar direkt vor Gericht auf Koh Samui zu erscheinen“, sagt Chompuchat.

Nun findet hinter den Kulissen dieses spektakulärsten Mordprozesses in der jüngeren thailändischen Geschichte ein fieberhaftes Tauziehen statt. Wie der FARANG aus gut informierten Kreisen erfuhr, werden burmesische Gastarbeiter, die nach dem Mord und den Ermittlungen panikartig von Koh Tao zurück in ihre Heimat geflohen waren, mit Engelszungen zur Aussage überredet. Einige davon sollen laut der Verteidigung wichtige Informationen haben, die relevant für diesen Mordprozess sein könnten. Ein englischer Hotelier soll Gastarbeitern aus Myanmar sogar eine Stellung in Großbritannien angeboten haben, wenn sie die Zivilcourage für eine gerichtliche Aussage aufbringen.

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