KOH SAMUI. Viele werden sagen: Jetzt jammern die schon wieder! Soll man die Realität der Weihnachts-Hochsaison deshalb verschweigen oder schönreden? Trauriger Fakt am 27. Dezember 2017 auf den Urlaubsinseln Koh Samui, Phangan und Koh Tao ist: Noch nie war es so leer wie dieses Jahr und selten haben selbst die normalerweise gut gebuchten Hotels und Gastronomiebetriebe ein solches Fiasko erlebt.
Man könnte viele Faktoren aneinanderreihen und damit erklären, weshalb die Zahlen echter Qualitätstouristen seit Jahren rückläufig sind: schlechtes Wetter im Dezember und zum Jahreswechsel, teure Flugpreise, Spitzentarife zur Topsaisonzeit in Hotels, allgemeine Verunsicherung der europäischen Menschen durch IS-Anschläge und reale Lohnverluste, der viel zu hoch bewertete Thai-Baht und die damit einhergehende Verteuerung.
Wer den Negativtrend stoppen will – nicht nur im Inselarchipel Koh Samui – der scheint besser beraten, auch die Außenwirkung thailändischer Tourismuspolitik und ihre Folgen zu analysieren, nicht mit geschönten Rekordurlauberzahlen und den seit Jahren anhaltenden Selbstbeweihräucherungsberichten der Tourismusbehörde ‚TAT Thailand‘. Hilfreich wäre ein Anflug von Selbsterkenntnis, dass manche schlechte Behandlung von Urlaubern in Tourismushochburgen wie Samui, Phuket und Pattaya nicht mehr einfach toleriert wird.
Beispiel Rauchverbot an allen Stränden: Ab 1. Februar wird es thailandweit durchgesetzt. Das wäre nicht das Problem: schlimmer ist, dass im Vorfeld der neuen Anordnung Strafen von 100.000 Baht oder ein Jahr Gefängnis für Zuwiderhandlungen in die Welt gesetzt wurden. Schafft das Vertrauen und fördert eine solche Propaganda Urlaubswilligkeit im Land des Lächelns?
Beispiel Liegestuhl- und Sonnenschirmverbot auf Phuket: Seit die überflüssige Anordnung in vielen Strandorten Phukets durchgesetzt worden ist, ist nichts mehr so wie es einst einmal war. Die Verunsicherung, wann und wo man überhaupt gemütlich unter dem Schirm am Strand liegen darf, zeigte verheerende Auswirkungen. Selbst altgediente Dauerwiederholungstäter aus der Schweiz und Deutschland sagten nach dieser Hauruck-Aktion der Militärbehörden und TAT vor zwei Jahren: Nein danke, so nie wieder Thailand!
Beispiel Taxi-Betrug und Übergriffe gegen Touristen: Bis heute bleiben Thailands Taxi- und Tuktuk-Fahrer eine Belastung für ihr Land und für die Touristen. Die weißen Schafe werden von der schwarzen Zunft der Schande übertroffen. Wer beispielsweise vom Koh-Samui-Flughafen mit dem Taxi ins Zentrum Chaweng fährt – Fahrtstrecke etwa fünf Kilometer – muss mit mindestens 500 Baht kalkulieren. Keiner unternimmt etwas dagegen. Das Raubrittertum hat sich durch das Kontrollversagen der thailändischen Transportbehörde fast schon legitimiert.
Beispiel Flugpreise am Airport Samui: Bangkok Air ist der private Besitzer und Betreiber dieses Flughafens und bestimmt die Tarife nach Gutsherrenart. Selbst die Ausgabe von Discount-Karten an Residenten täuscht nicht darüber hinweg. Wer nach Koh Samui fliegt, zahlt mindestens das Doppelte wie zu anderen Destinationen mit einem Wettbewerb der Fluglinien. Eine vierköpfige Familie muss für den knapp einstündigen Flug von Bangkok auf die Insel einfach mit etwa 500 Euro kalkulieren. Wenn sie Pech haben kommt zur Hochsaison noch ein 100er drauf und der Rückflug nach Bangkok ist keinen Satang billiger.
Beispiel Straßenverkehr: Berichte über verheerende Unfälle mit tödlicher Folge bleiben in den Herkunftsländern der Touristen nicht unregistriert. Erst kürzlich hat sich Thailand statistisch an Lybien vorbeigemogelt und den traurigen Spitzenreiterplatz bei fatalen Verkehrsunfällen weltweit erobert. Wirklichen Schutz kann man im Land der freien Verkehrsrowdies nicht erwarten. Wehe, man gerät in ein Intermezzo mit einem einheimischen Unfallfahrer – der Tourist oder westliche Langzeiturlauber verlassen selten ungerupft ein solches Albtraumszenario.
Beispiel Immigration: Schon bei der Einreise in Bangkok stehen viele stundenlang in Schlangen vor schlecht besetzten Immigrationsschaltern. Übel gelaunte Beamte machen den ersten Eindruck beim Eintritt ins Land zum Negativerlebnis. Erst vor wenigen Tagen warnte die Immigrationspolizei Thailands wegen personeller Engpässe vor weiteren Superstaus am Suvharnabumi Airport. Die Behörde der Willkür mit der besonders schlechten Reputation schafft es einfach nicht, Professionalität an die Stelle arroganten Berufsbeamtentums zu setzen.
Auf der Strecke bleiben beileibe nicht die westlichen Unternehmer in Thailands Tourismusgebieten. Es erwischt alle, thailändische Kleinrestaurant-Betreiber, Barbesitzer, Hoteliers, Tauchschulinhaber, den Eisverkäufer am Strand und den netten Supermarktbesitzer von nebenan. Alle stöhnen über den spürbaren Rückgang guter Kunden und alle stimmen ein Lied an: Wo sind sie geblieben, die netten Touristen von früher, die Schweden, die Schweizer, die Deutschen und Österreicher?
Können die Scharen asiatischer Neuurlauber diesen Verlust kompensieren oder wettmachen? Hört man genau hin, bei thailändischen Unternehmern, dann ist die Antwort unüberhörbar: Es geht bergab mit den einst weltberühmt-beliebten Urlaubsdestinationen. Masse macht Klasse nicht wett und die Gangart der Tourismusbehörden und Landespolitik bleibt stur auf Kurs. Gebetsmühlenartig werden neue Rekordtouristenzahlen vermeldet, wie jüngst eine Steigerung von 22,3 Prozent gegenüber dem November 2016.
Warum nur, fragen sich die, die hier arbeiten und leben, warum nur kommt keiner von denen bei uns an? Ihre Hände bleiben in klammen Taschen stecken und zum Applaus für die Tüchtigkeit der Tourism Authority von Thailand kommen sie schon lange nicht mehr heraus. Die Weihnachtssaison 2017 zeigt nicht nur in den südlichen Urlaubsregionen Thailands, dass etwas faul ist im System. Vorbei scheinen die Zeiten, als das Lächeln schon beim Eintritt ins Land begann und bis zum Urlaubsende anhielt. Damals kamen die meisten wieder. Heute nicht mehr.