Weibliche Thai-Polizisten verhören Notzuchtopfer

Mutmaßliche Vergewaltigung am Sairee Beach: Besuch in London

KOH TAO: Drei weibliche Polizeioffiziere verhörten in London die 19jährige Britin Isabelle B. wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung der Urlauberin in der Nacht des 26. Juni am Sairee Strand von Koh Tao. Gestern kamen die Detektive der Royal Thai Police aus Großbritannien zurück und Thailands neuer Immigrationschef Surachate Hakparn will sich weiter über den Ermittlungsstand informieren lassen.

Der Fall hatte nach seinem Bekanntwerden Ende August einen riesigen Medienwirbel verursacht und einen der größten Polizeieinsätze in Koh Tao´s Inselgeschichte nach sich gezogen. Die 19 Jahre alte Britin und ihr Reisebegleiter behaupten bis heute, sie seien nach dem Besuch zweier Lokale am Sairee Strand gegen 1 Uhr morgens ohnmächtig geworden und erst am frühen Morgen zu sich gekommen.

Beide sagten aus, sie seien mit K.O.-Tropfen betäubt worden – das Mädchen erstattete Anfang Juli in ihrer englischen Heimatstadt noch einmal Strafanzeige wegen Vergewaltigung. Sie sei von einem asiatisch aussehenden, ihr unbekannten Mann missbraucht worden, so Isabelle B. Die Thai Polizei hatte ihrerseits nach dem Augenschein des Sairee Beach keine Verdachtsmomente feststellen können - vor laufenden Kameras hatten hohe Polizeioffiziere selbst Ende August den Tatort inspiziert.

Bei Verhör des mutmaßlichen Opfers auch DNA an Thai-Ermittler übergeben

Bis heute haben polizeiliche Ermittlungen unter Federführung des damaligen Vizechefs der Tourist Police, Generalmajor Surachate Hakparn, keine Aufklärung des Falles bewirkt, im Gegenteil. Elf junge Facebook-Benutzer aus Nordthailand wurden verhaftet, weil sie Beiträge der Enthüllungsplattform „CSI LA“ auf Facebook geteilt und teils kommentiert hatten. Der thai-stämmige Betreiber der Website behauptet, es gäbe keine Zweifel an der Vergewaltigungsversion von Isabelle B. und er selbst stünde in täglichem Kontakt mit dem mutmaßlichen Opfer und ihrer Mutter Sarah B.

Die Britin und ihre Tochter sind am 3. Oktober in London von den weiblichen Thai-Beamten vernommen worden. Außerdem soll von der Metropolitan Police London ein T-Shirt mit Spermarückständen an die Thai-Ermittler zur DNA-Feststellung übergeben worden sein, hieß es. Sollten die thailändischen Forensiker diese DNA verwerten und zuordnen können, bekäme der strittige Vergewaltigungsfall vom 26. Juni dieses Jahres doch noch eine andere Bedeutung.

Wie Surachate Hakparn, seit 28. September neuer Landeschef der Thai Immigration gegenüber der Tageszeitung The Nation sagte, werde es mindestens eine Woche dauern, bis Erkenntnisse aus dem Verhör in Großbritannien sowie eine mögliche DNA-Probe ausgewertet seien. Davor wolle er keine Stellungnahme abgeben. Hakparn versprach laut den thailändischen Zeitungen The Nation und The Thaiger, im Falle vorhandener Spuren für eine lückenlose Aufklärung eines möglichen Verbrechens zu sorgen.

Isabelle B. will auch bei Vorladung nicht mehr thailändischen Boden betreten

Die Mutter der 19 Jahre alten Rucksacktouristin Isabelle B., die laut Hakparn bei positiver Spurenauswertung zur Aussage nach Thailand zurückkommen solle, hat dies kategorisch zurückgewiesen. „Meine Tochter wird sicher nicht wieder thailändischen Boden betreten, erklärte sie wiederholt. Sarah und Isabelle B. sind laut eigenen Angaben nicht gut auf die Thai-Ermittler zu sprechen. Diese hätten vorschnell und ohne eine polizeiliche Einvernahme des Opfers von einer erfundenen Vergewaltigung gesprochen. „Der Vorwurf der Lüge hat meine Tochter ebenso schwer getroffen wie die furchtbare Tat auf Koh Tao selbst“, sagt Sarah B.

Nur auf Vermittlung der britischen Botschaft und in komplizierter diplomatischer Zusammenarbeit mit den thailändischen Kollegen konnte nach wochenlangem Hickhack am 3. Oktober das Polizeiverhör in London realisiert werden. Wegen des heiklen Falles mit politischen Dimensionen in beiden Ländern wurde dem mutmaßlichen Opfer und ihrer Mutter Sarah jüngst sogar ein Redeverbot erteilt. Sie sollen während der neuerlichen Ermittlungsphase keine Stellungnahmen mehr gegenüber Zeitungen oder Fernsehsendern abgeben, ist einer dem FARANG vorliegenden internen Email des Britischen Konsulates London zu entnehmen.

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