Weg frei für Federers Rekord-Titel?

Foto: epa/Will Oliver
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LONDON (dpa) - Erst Rafael Nadal, jetzt Andy Murray und Novak Djokovic: In Wimbledon sind zwei weitere Top-Favoriten gescheitert. Roger Federer gewinnt sein 100. Match - und scheint auf dem besten Weg zum Rekord-Titel.

Andy Murray und Novak Djokovic im Viertelfinale angeschlagen ausgeschieden, Rafael Nadal schon abgereist - für Roger Federer scheint der Weg frei zum Rekord-Titel in Wimbledon. «Ich bin glücklich, dass mein Traumlauf weitergeht», sagte der 35 Jahre alte Tennisprofi aus der Schweiz am Mittwoch nach seiner beeindruckenden Vorstellung gegen den Kanadier Milos Raonic. «Ich bin sehr happy.»

In seinem 100. Wimbledon-Match entschied Federer die Neuauflage des Vorjahres-Halbfinals gegen Raonic mit 6:4, 6:2, 7:6 (7:4) für sich. Im Kampf um den Einzug ins Endspiel trifft Federer jetzt am Freitag auf Tomas Berdych. Der Tscheche profitierte an dem verrückten Tennis-Nachmittag beim Stand von 7:6 (7:2), 2:0 von der verletzungsbedingten Aufgabe Djokovics. «Ich spiele gut, ich fühle mich ausgeruht und frisch», sagte Federer nach seinem beeindruckenden Erfolg gegen den Achtelfinal-Bezwinger von Alexander Zverev.

Der 18-malige Grand-Slam-Champion und siebenmalige Wimbledonsieger hatte auf die komplette Sandplatz-Saison verzichtet, um sich optimal vorzubereiten - eine Entscheidung, die sich auszuzahlen scheint. Mit einem achten Titel würde er sich zum Wimbledon-Rekordhalter in der Geschichte des Profitennis vor Pete Sampras krönen. Im Gegensatz zu Murray und Djokovic spielt Federer beschwerdefrei und beschwingt auf.

«Natürlich bin ich überrascht», sagte er zum Fehlen der Nummer eins und zwei der Setzliste in der Vorschlussrunde. «Ich musste zweimal hinschauen, ob das wirklich stimmt.» Murray verließ angeschlagen und geschlagen den Centre Court, auf dem er 2013 und 2016 das bedeutendste Tennisturnier der Welt gewonnen und 2012 olympisches Gold geholt hatte. Immerhin darf sich der 30 Jahre alte Schotte trösten: Durch das Viertelfinal-Aus Djokovics bleibt er auch in der kommenden Woche die Nummer eins der Weltrangliste.

«Es ist traurig, dass es vorbei ist», sagte Murray nach dem 6:3, 4:6, 7:6 (7:4), 1:6, 1:6 gegen Sam Querrey. «Es ist eine enttäuschende Niederlage, vor allem hier in Wimbledon.» Spätestens vom vierten Satz an wirkte Murray körperlich angeschlagen, lief vielen Bällen nicht mehr energisch hinterher, nahm aber keine Auszeit, um sich behandeln zu lassen. «Das hätte nichts gebracht», sagte Murray. Er habe während seiner Karriere öfter mit Hüftproblemen zu kämpfen. «Aber ich habe mein Bestes gegeben und alles versucht. Darauf bin ich stolz.»

Auch Djokovic hatte mit seinem Körper zu kämpfen und musste sich schon während des Spiels gegen Berdych behandeln lassen. «Dass Wimbledon, dass ein Grand Slam so zu Ende geht, ist unglücklich», sagte der frühere Schützling von Boris Becker und verwies auf Ellbogenprobleme, die ihn schon seit langem plagen.

Statt Murray, Djokovic und Nadal haben sich nun also Berdych, Querrey und Marin Cilic als Überraschungsgäste in das Halbfinale geschlichen. Querrey zog als erster US-Amerikaner seit Andy Roddick 2009 in das Halbfinale eines der vier wichtigsten Turniere ein und sicherte sich bei seinem 42. Grand Slam Platz eins in einer ganz speziellen Statistik: Noch nie hat ein Spieler so lange gebraucht, um bei einem Grand Slam das Semifinale zu erreichen. Und mit einem Halbfinale Querrey gegen Cilic hätte vor anderthalb Wochen niemand gerechnet.

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