WEF-Umfrage: Menschen wollen Zusammenarbeit

Davos setzt auf Dialog

Foto: epa/Laurent Gillieron
Foto: epa/Laurent Gillieron

DAVOS (dpa) - Neue Wege der Zusammenarbeit seien nötig, um mit den Gefahren der Gegenwart fertig zu werden, meint der Gründer des Weltwirtschaftsforums. Eine Umfrage zeigt: Die Mehrheit der Weltbevölkerung will mehr Kooperation zwischen Staaten - aber es gibt große regionale Unterschiede.

Vor seinem Jahrestreffen in Davos hat das Weltwirtschaftsforum (WEF) ein Zeichen gegen Nationalismus und Isolierung gesetzt. Das WEF veröffentlichte eine Umfrage, laut der eine Mehrheit der Menschen in allen Regionen der Erde eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Staaten befürwortet. Die Untersuchung zeige, dass es «der überwältigende Wunsch der Weltöffentlichkeit ist, dass Führungspersönlichkeiten neue Wege der Zusammenarbeit finden», die es erlaubten, den größten Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen, sagte WEF-Gründer Klaus Schwab einer Mitteilung zufolge. Ein WEF-Kenner äußerte die Hoffnung, dass nach der Absage von US-Präsident Donald Trump nun den Inhalten der Tagung mehr Aufmerksamkeit gewidmet werde.

«Einzelne Reden von Politikern sind nicht das Hauptaugenmerk in Davos. Vielmehr steht der Dialog zwischen Wirtschaft, Finanzwelt und Politik oder zwischen einzelnen Staaten im Mittelpunkt», sagte der Verwaltungsratschef der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG), Hans-Paul Bürkner. «Hier werden die Weichen gestellt, wie die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit adressiert werden sollen», sagte Bürkner der Deutschen Presse-Agentur. Die viertägige Tagung beginnt an diesem Dienstag (22. Januar).

«Die Botschaft muss sein, dass nationale Alleingänge in einer globalisierten Welt keinen Erfolg bringen und nur eine grenzübergreifende Zusammenarbeit Chancen besitzt, die drängendsten Probleme in den Griff zu bekommen.» Bürkner war bereits 15 Mal bei dem Treffen in den Schweizer Alpen dabei.

Der WEF-Umfrage zufolge gibt es regionale Unterschiede bei der Frage nach staatlicher Zusammenarbeit. So bejahten 88 Prozent der Befragten in Südasien und Subsahara-Afrika, Kooperation sei wichtig oder sehr wichtig. In Nordamerika stimmten dem hingegen 70 Prozent und in Westeuropa nur 61 Prozent zu. Weltweit waren es 76 Prozent. Das WEF hatte in der Vorwoche in seinem jährlichen Risikobericht vor allem Klimawandel, Cyberangriffe und geopolitische Konflikte als größte Gefahren für die Erde genannt.

Das globalisierungskritische Netzwerk Attac kritisierte, das WEF biete keine Lösungen für globale Probleme. «Wenn jemand den Anspruch erhebt, die Zukunft gestalten zu wollen, muss er sich an dieser großen Transformationsaufgabe mit Lösungsvorschlägen beteiligen», sagte Achim Heier vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis.

In verschiedenen Schweizer Städten demonstrierten am Samstag insgesamt mehrere Hundert Menschen gegen das WEF. Organisatoren waren unter anderem Gewerkschaften und linke Parteien, wie Schweizer Medien berichteten. Der Protest richtete sich auch gegen die Teilnahme des rechtspopulistischen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro.

Trump hatte seine Teilnahme sowie die mehrerer Minister mit Verweis auf den Haushaltsstreit mit den Demokraten abgesagt. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premierministerin Theresa May kommen wegen innenpolitischer Probleme nicht.

In Davos werden mehr als 3000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erwartet. Aus Deutschland reisen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie mehrere Minister und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer an.

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