Was die Forschung über Alzheimer sagt

Neue Erkenntnisse über die Risikofaktoren für die Entwicklung der Krankheit

Auch wenn kein Impfstoff in 30 Jahren Alzheimerforschung entwickelt wurde, so liefert sie viele neue Erkenntnisse.
Auch wenn kein Impfstoff in 30 Jahren Alzheimerforschung entwickelt wurde, so liefert sie viele neue Erkenntnisse.

BANGKOK: Seit über 30 Jahren wird in medizinischen Studien nach Antworten zur Alzheimerkrankheit gesucht, einer fortschreitenden, unheilbaren Gehirnerkrankung und der häufigsten Art von Demenz, die langsam das Erinnerungsvermögen und die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zerstört und ihn unfähig macht, selbst einfachste Aufgaben zu erledigen. Man hoffte, dass die Forschung im Endeffekt zu wirksamen Behandlungsmethoden, einem Heilmittel und möglicherweise sogar zu einer Impfung führen würde, welche die Krankheit ganz verhindern könnte.

Auch wenn mehr als 30 Jahre medizinischer Studien nicht jene bahnbrechenden Ergebnisse erbracht haben, die viele sich erhofft hatten, hat die Alzheimerforschung unser Wissen über die Ursachen der Krankheit stark erweitert, uns bessere Wege gezeigt, bei manchen Patienten den Abbau der kognitiven Funktionen zu verlangsamen und auch die Methoden zur Linderung der Krankheitssymptome verbessert. Nachstehend einige der wichtigs­ten aktuellen Forschungsergebnisse zur Alzheimererkrankung:

1. Kopftraumata erhöhen das Alzheimerrisiko.

Der wichtigste Risikofaktor für Alzheimer und die meisten anderen Formen von Demenz ist das Alter. Neuere Studien haben auch einen Zusammenhang zwischen Kopftraumata und dem zukünftigen Risiko für eine Alzheimererkrankung gezeigt. Kopfverletzungen scheinen eine moderate Erhöhung des Krankheitsrisikos zu bewirken. Dieser Zusammenhang fand sich sowohl bei Patienten mit einmaligen Traumata, wie sie nach Stürzen vom Fahrrad oder Motorradunfällen auftreten können, als auch bei Patienten, die wiederholt Stöße gegen den Kopf erlitten hatten, wie z.B. beim Boxen oder Fußball. Diese Forschungsergebnisse sollten daran erinnern, wie wichtig es ist, dass man einen Kopfschutz bzw. Helm trägt.

2. Bei Alzheimererkrankungen im frühen Stadium sind deutliche Risikofaktoren feststellbar.

Viele Menschen nehmen an, dass das Alzheimerrisiko viel höher sei, wenn ein Elternteil oder ein anderes nahes Familienmitglied ebenfalls an dieser Erkrankung leiden würde. Wie die Ergebnisse mehrerer Studien zeigen, ist es in Wirklichkeit ganz anders: Erblich bedingte Alzheimererkrankungen machen nur ungefähr fünf Prozent aller Alzheimerfälle aus. Vermutlich besteht tatsächlich ein etwas erhöhtes Erkrankungsrisiko, wenn ein nahes Familienmitglied ebenfalls von der Krankheit betroffen ist. Bei Studien von Patienten mit vererbtem Alzheimer wurden jedoch einige wichtige spezifische Eigenheiten festgestellt, unter anderem die Tatsache, dass viele der Patienten die früh beginnende Form der Erkrankung hatten, bei der die Symptome typischerweise beginnen, wenn die Patienten Anfang bis Mitte 50 sind. Angesichts der Forschungsergebnisse sollten Personen mit Alzheimerfällen in der Familie besonders auf mögliche Symptome achten, die beginnen, wenn sie etwa 50 Jahre alt sind.

In einer weiteren Studie wurde festgestellt, dass Erwachsene mit hohem LDL-Cholesterinspiegel (bekannt als das „böse oder schlechte Cholesterin“) mit höherer Wahrscheinlichkeit früh auftretende Alzheimererkrankungen entwickeln als Erwachsene mit normalen LDL-Werten. Auch wenn die Studie keinen definitiven Befund erbrachte, der eine kausale Beziehung zwischen LDL und der Krankheit bewiesen hätte, zeigen die Ergebnisse, dass LDL-Choles­terin sich auf die Entwicklung der Krankheit auswirken könnte. In der gleichen Studie wurde kein Zusammenhang zwischen HDL-Cholesterin und Alzheimer festgestellt.

3. Die Schlafqualität kann das Alzheimerrisiko beeinflussen.

Wissenschaftler, die die potenziellen Auswirkungen des Schlafes auf das Alzheimerrisiko untersuchten, stellten fest, dass Erwachsene, deren Schlafqualität im Alter zwischen 40 und 60 nachließ, viele Jahre später höhere Mengen Beta-Amyloid-Protein im Gehirn ausfweisen, einer der Hauptrisikofaktoren für Alzheimer. Erwachsene, deren Schlafqualität im Alter zwischen 50 und 70 nachließ, weisen außerdem mehr Tau-Protein-Schlingen auf, welche ebenfalls eine der wichtigsten Risikofaktoren für Alzheimer darstellen.

4. Genug Flüssigkeit ist entscheidend für die Gesundheit des Gehirns.

Der menschliche Körper besteht zu ca. 60 Prozent aus Wasser. Im Gehirn ist es sogar noch mehr, denn hier beträgt der Wasseranteil fast 75 Prozent. Aufgrund dessen kann sogar eine leichte Dehydrierung zu neurologischen Problemen und kognitiven Beeinträchtigungen führen. In den Gehirnen von Menschen, die nicht genug Flüssigkeit zu sich nehmen, werden viele Bereiche im Laufe der Zeit dünner und verlieren an Volumen. Viele Alzheimerpatienten trinken täglich nicht ausreichend Wasser. Ein Faktor, der dazu beiträgt, ist der Alterungsprozess, in dem die Fähigkeit nachlässt, den Durst zu spüren. Genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen und konsequent 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag zu trinken, ist gesund für das Gehirn.

Die Forschung wird weiterhin neue Erkenntnisse liefern über verschiedene Aspekte der Alzheimerkrankheit, von der Diagnose und Behandlung bis hin zu den Ursachen und Risikofaktoren.

Die vorliegende Gesundheitskolumne wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Ketchai Suavansri, Neurologe auf dem Fachgebiet Kognitive und Verhaltens-Neurologie und Alzheimerkrankheit am Neurology Center im Bumrungrad International Hospital in Bangkok, geschrieben. Deutschsprachige Auskunft, Tel.: +66 (0)2-011.2222, E-Mail: infogerman@bumrungrad.com. Infos: www.bumrungrad.com.

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