Warschaus Bürgermeister verbannt religiöse Symbole

Der Stellvertretende Vorsitzende der Bürgerplattform, Warschaus Bürgermeister Rafal Trzaskowski (R). Foto: epa/Adam Warzawa Polen Out
Der Stellvertretende Vorsitzende der Bürgerplattform, Warschaus Bürgermeister Rafal Trzaskowski (R). Foto: epa/Adam Warzawa Polen Out

WARSCHAU: Aus den Amtsstuben der polnischen Hauptstadt Warschau sollen künftig Kruzifixe und andere religiöse Symbole verschwinden. Die öffentlich zugänglichen Behördenräume müssten weltlich und neutral sein, sagte Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski am Freitag. Dies sei das Ziel einer internen Anordnung, die er unterzeichnet habe. Trzaskowski betonte, die Regelung gelte nicht für Krankenhäuser, Schulen und Pflegeheime.

Nach einem Bericht der «Gazeta Wyborcza» sieht das interne Papier auch vor, dass Behördenmitarbeiter keine religiösen Symbole an ihren Arbeitsplätzen haben sollen. Erlaubt ist dagegen das Tragen von religiösen Symbolen zum persönlichen Gebrauch, «etwa in Form eines Kettenanhängers, einer Tätowierung oder eines Armbands.»

Öffentliche Feiern und Veranstaltungen der Stadt Warschau sollen künftig ohne Gebete auskommen. Ausgenommen davon seien die Jahrestage von historischen Ereignissen, so etwa die Feierlichkeiten zum Jahrestag des Warschauer Aufstandes am 31. Juli, sagte Trzaskowski. «Da haben wir eine heilige Messe, und das bleibt auch so.»

Behördenmitarbeiter in Warschau sind zudem künftig gehalten, gleichgeschlechtliche Paare zu respektieren. Auch wenn es in Polen noch keine «Ehe für alle» gibt, soll es möglich sein, Papiere im Namen des Partners abzuholen. «Im Fall einer Transgender-Person, deren Äußeres von den Stereotypen des in den offiziellen Dokumenten angegeben Geschlechts abweicht, sprechen Sie sie mit dem Namen oder dem Pronomen an, die sie selbst angibt», zitiert die «Gazeta Wyborcza» aus der Anordnung, die die Stadt noch nicht veröffentlicht hat.

Der 52 Jahre alte Trzaskowski gehört zur liberalkonservativen Bürgerkoalition von Regierungschef Donald Tusk. Er wurde erst kürzlich in seinem Amt als Oberbürgermeister bestätigt.

Die nationalkonservative Oppositionspartei PiS kritisierte, die Anordnung über die weltliche Ausrichtung der Behörden verstoße gegen das in der Verfassung verankerte Recht auf Religionsfreiheit. Man werde daher bei der Generalstaatsanwaltschaft und dem Menschenrechtsbeauftragten eine Prüfung beantragen.

Polen ist ein stark katholisch geprägtes Land. Bei der letzten Volkszählung bezeichneten sich 71,3 Prozent der Polen selbst als katholisch - das waren 27,1 Millionen Menschen.

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Monruedee Kanhachin 18.05.24 15:20
Kruzifixer
Ich finde generell diesen Ansatz korrekt. Wenn er hoffentlich nicht darauf beschränkt ist die Symbole zu entfernen die vielleicht einigen zugewanderten einzig wahren Gläubigen besser passen würden.
Ingo Kerp 18.05.24 15:00
Als laizistischer Staat hat Polen recht, wenn es die privat empfundenen Religionszeichen nicht in Amtsstuben erlaubt. Als Atheist fühlt man sich damit auch wesentlich wohler.
Andreas Brixa 18.05.24 14:20
Symbole
Endlich ein Staat der das tut.
Religion ist Privatsache und hat in oeffentlichen Gebäuden nichts verloren.
Viel wichtiger wäre es in jedem Klassenzimmer die Menschen rechte aus zuhängen.
Auf Grund der steigenden Migrantenzahlen mehrsprachig.