Wachstum der Weltwirtschaft gibt laut IWF weiter Anlass zur Sorge

Foto: epa/Rolex Dela Pena
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WASHINGTON (dpa) - Die weltweite Wirtschaftsleistung wächst schon viel zu lange, viel zu langsam. Der Internationale Währungsfonds ist nicht zufrieden damit. Reiche Länder sollten mehr dagegen tun, fordert der Weltwährungsfonds - auch von Deutschland.

Die Weltwirtschaft bleibt ein Sorgenkind, auch wenn der Abwärtsstrudel beim Wachstum einigermaßen gebremst ist. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seinem Herbstgutachten seine Wachstumsprognose im Vergleich zum Juli zwar nicht zurücknehmen müssen. Dies war aber nur möglich, weil «einige positive Überraschungen» in Europa und Japan die enttäuschenden Wachstumsdaten aus den USA ausgleichen und die Auswirkungen des Brexit-Votums in Großbritannien bisher nicht so schlimm waren, wie befürchtet. IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld sprach bezüglich des Brexit am Dienstag von einer «weichen Landung».

Der Herbstprognose des IWF zufolge soll die weltweite Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 3,1 Prozent, im nächsten Jahr um 3,4 Prozent wachsen. Deutschland liegt mit einem erwarteten Wachstum im laufenden Jahr von 1,7 Prozent exakt im Schnitt der EU-Länder. Im nächsten Jahr sollen es jedoch nur noch 1,4 Prozent werden. Trotz der bisher ausgebliebenen Härten prophezeit der IWF dem Brexit-Land Großbritannien Ungemach für die Zukunft: Dort soll das Wachstum im nächsten Jahr von derzeit 1,8 Prozent auf nur noch 1,1 Prozent rutschen. «Die Abwertung des Pfund Sterling hat mehrere Effekte. Einer davon ist, dass Großbritannien Realeinkommen einbüßt», sagte Obstfeld.

Besser als in der insgesamt nur um 1,6 Prozent wachsenden Gruppe der Industrieländer geht es in den Schwellenländern. Deren Wachstum hat sich bei 4,2 Prozent gefangen. Brasilien werde im nächsten Jahr den Sprung aus der Rezession schaffen und wieder leicht wachsen, China könne sein Wachstum über sechs Prozent halten. Auch in Russland gebe es dank anziehender Ölpreise wieder einen Aufwärtstrend. Schwierig sei die Lage dagegen in den Entwicklungsländern im südlichen Afrika. Dort habe die Prognose für das laufende und das kommende Jahr deutlich nach unten korrigiert werden müssen.

Obstfeld forderte die wohlhabenderen Länder in Europa, vor allem Deutschland dazu auf, mehr für das Ankurbeln von Wachstum und zur Verhinderung von Deflation zu tun. «Das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen ist sehr schwierig, ohne die Beteiligung von Ländern, die kleinere oder gar keine Defizite haben», sagte Obstfeld.

Er wandte sich zudem gegen Tendenzen, die Globalisierung zurückzudrehen. «Es ist lebenswichtig, die Möglichkeiten zunehmender Handelsintegration zu erhalten», sagte Obstfeld. «Ein weltweites Umfeld, das gegen Handel ist, wird es für Rohstoffexporteure und Niedriglohnländer unmöglich machen, neue Export-Modelle zu entwickeln und schrittweise die Einkommenslücke zu schließen», betonte er.

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