Hunderte Menschen auf der Flucht nach Vulkanausbruch

Ein Infrarot-Farbbild der Lava des Vulkans Cumbre Vieja, die auf der Insel La Palma (Kanarische Inseln) ins Meer fließt. Foto: epa/Maxar Technologies Handout
Ein Infrarot-Farbbild der Lava des Vulkans Cumbre Vieja, die auf der Insel La Palma (Kanarische Inseln) ins Meer fließt. Foto: epa/Maxar Technologies Handout

PALMA: Glühende Lava nähert sich weiteren bewohnten Gebieten auf der Kanareninsel. Die Behörden ordnen große Evakuierungen an. Für manche könnte es ein Abschied für immer sein.

Die Lage auf der Vulkaninsel La Palma hat sich am Dienstag wieder zugespitzt. Zwischen 700 und 800 Menschen wurden aufgefordert, wegen näher rückender Lava ihre Häuser mit Haustieren und ihren Habseligkeiten zu verlassen und sich auf einem Sammelplatz einzufinden, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE unter Berufung auf das Notfall-Komitee Pevolca. Dafür hätten sie bis zum Abend Zeit. Soweit es die Entwicklung zulasse, dürften Betroffene eventuell auch in den folgenden Tagen begleitet von Sicherheitspersonal zurückkehren, um weiteres Hab und Gut zu retten, schrieb Pevolca auf Twitter.

Seit dem Ausbruch des Vulkans in der Cumbre Vieja vor gut drei Wochen mussten schon rund 6000 Menschen ihre Häuser verlassen. Sie kamen bei Angehörigen in anderen Teilen der Insel oder in Hotels unter. Viele von ihnen werden nie zurückkehren können. Ihre Häuser wurden von der bis zu 1200 Grad heißen Lava verbrannt und begraben. Auch ein Wiederaufbau an Ort und Stelle ist auf Jahrzehnte unmöglich.

Nur Stunden vor der Anordnung der Evakuierung war eine Ausgangsbeschränkung in derselben Region, die in der Nähe des Gewerbegebiets Callejón de la Gata liegt, aufgehoben worden. Diese war am Vortag vorsorglich wegen eventuell giftiger Dämpfe verhängt worden, weil die bis zu 1200 Grad heiße Lava mehrere Betriebe, darunter auch ein Zementwerk, in Brand gesetzt hatte. Am Dienstag seien jedoch keine Giftstoffe in der Luft gemessen worden, teilte Pevolca mit.

Der Vulkan in der Cumbre Vieja, der keinen offiziellen Namen hat, war am 19. September erstmals seit 50 Jahren wieder ausgebrochen. In den vergangenen Tagen hatte der Ausbruch an Intensität noch zugelegt. Die Lava wurde heißer und damit dünnflüssiger und schneller auf ihrem Weg bergab Richtung Meer. Immer wieder kam es zu starken Explosionen, Magma wurde in die Luft geschleudert, Rauch stieg bis in eine Höhe von mehreren Kilometern auf. Bisher wurden bis zu 1000 Gebäude zerstört und große Schäden in der Landwirtschaft, vor allem Bananenplantagen, und der Infrastruktur angerichtet.

Der Hauptstrom der bis zu 1200 Grad heißen Lava ergießt sich schon seit knapp zwei Wochen in den Atlantik und lässt dort eine neue Landzunge entstehen. Inzwischen bildeten sich zwei Nebenströme, der nördliche wälzte sich mit zerstörerischer Wirkung durch das Gewerbegebiet und bedroht jetzt ein Wohngebiet, der südliche befand sich nur noch 300 Meter von der Küste entfernt. Auch erschütterten viele kleine bis mittlere Erdbeben weiter die Kanareninsel vor der Westküste Afrikas. Seit Montagmorgen waren es etwa 120 mit Stärken bis zu 4,1, wie der staatliche TV-Sender RTVE berichtete.

Der Flughafen der Insel war nach Angaben des Betreibers Aena betriebsbereit. Im Internet wurden Flüge der Fluggesellschaften Binter und Canaryfly zur bekannteren und größeren Nachbarinsel Teneriffa angekündigt. Zwei Flüge anderer Gesellschaften von Hamburg und von Berlin aus wurden jedoch ebenso als gestrichen angezeigt wie eine Verbindung in die spanische Hauptstadt Madrid. Der Flugverkehr zu den anderen großen Touristeninseln der Kanaren, Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria oder Lanzarote, lief hingegen normal.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Thomas Sylten 13.10.21 17:11
Im Auge des Zyklons
Mal sehen ob es diesmal schneller durchkommt:

Abermals sehr gut recherchierter Artikel mit korrekten Fakten -
was ich (leider) beurteilen kann, da ich nach anderthalbjährigen Corona-Exil in Thailand  - welches ich in seinen besseren Zeiten letztes Jahr wirklich sehr genossen habe -  nun seit Juli gemeinsam mit meiner Meea wieder auf unserer kleinen Finca in den Bergen von La Palma weile, wo ich seit 30 Jahren zuhause bin. Und hier nun prompt doch noch zu meinen Lebzeiten einen Vulkan erlebe  - 
noch dazu einen gigantischen, mit 500 Meter hoher Feuersäule, und dazu auch noch sehr bequem zu beobachten.

Viel zu bequem - denn er ist oberhalb von bewohntem Gebiet ausgebrochen, und fördert dieses Mal derart viel Lava, dass sie auf ihrem Fluss abwärts Richtung Meer alles im Weg Liegende begraben hat. Ich selbst wohne zwar glücklicherweise (rein zufällig) weit genug entfernt und muss nur Asche fegen - aber schon einige meiner Freunde (und viele Menschen mehr) haben buchstäblich ALLES verloren, und sind nun erstmal im weniger betroffenen Norden der Insel  - auch bei mir -  untergeschlüpft.

Seit über 20 Jahren veranstalte ich Abentreuerreisen, öfter auch mit Besuchen bei aktiven Vulkanen - aber so etwas Gigantisches habe ich in seiner geballten Zwiespältigkeit zwischen Faszination und Horror noch nie gesehen: Buchstäblich SCHRECK.LICH schön..!!