Sorge vor Immunschwäche durch Covid-19

Voreilig oder angebracht? 

Ein positiver Corona-Schnelltest liegt auf einem weiteren Schnelltest. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Ein positiver Corona-Schnelltest liegt auf einem weiteren Schnelltest. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN: Wenn hochrangige Politiker und Experten von Fällen von Immunschwäche nach Corona-Infektionen sprechen, klingt das erst einmal beunruhigend. Was dahintersteckt.

Eine unüblich frühe Grippewelle, eine starke RSV-Welle bei Kindern, dazu viele Erkältungen und Bakterien-Infektionen: Nach dem Ende vieler Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland kann man schnell das Gefühl bekommen, dass die Menschen früher nicht so oft krank waren wie in den vergangenen Monaten. Und nun, da sehr viele Bürger in Deutschland schon ein- oder mehrfach mit Sars-CoV-2 infiziert waren, hört man zuletzt häufiger von einer womöglich länger anhaltenden Immunschwäche nach Covid-19. Was hat es damit auf sich?

«Es ist bedenklich, was wir bei Menschen beobachten, die mehrere Corona-Infektionen gehabt haben. Studien zeigen mittlerweile sehr deutlich, dass die Betroffenen es häufig mit einer Immunschwäche zu tun haben, deren Dauer wir noch nicht kennen», sagte Karl Lauterbach, der Bundesgesundheitsminister, kürzlich der «Rheinischen Post». In einer früheren Fassung, die einige Aufmerksamkeit auf sich zog, hatte er noch von einer «nicht mehr zu heilenden Immunschwäche» gesprochen. Lauterbach stellte dann aber klar, von unheilbarer Immunschwäche könne derzeit noch keine Rede sein - und er sprach von einem Fehler bei der Freigabe des Textes.

Über eine befürchtete Alterung des Immunsystems hatte kurz vor dem Jahreswechsel auch Charité-Virologe Christian Drosten gesprochen. In einem «Tagesspiegel»-Interview berief er sich auf immunologische Befunde: Diese suggerierten, dass die Alterung des Immunsystems bei Kindern nach Corona-Infektion viel weiter fortgeschritten sei als zu erwarten. «Man kann sich nun zugespitzt fragen, ob ein ungeimpftes Kind nach Infektion vielleicht mit 30 das Immunsystem eines 80-Jährigen haben wird», sagte Drosten.

Auf welche Daten genau sich Drosten und Lauterbach beziehen, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Fragt man beim Gesundheitsministerium nach, so wird man allgemein auf das Twitterprofil des Ministers verwiesen, wo dieser Studien bespreche. Die Befunde, von denen Drosten sprach, scheinen noch unveröffentlicht zu sein. Ein ansonsten stets gut über Covid-19 informierter Wissenschaftler teilt mit, er habe noch keine Daten dazu gesehen und wolle sich mit Einschätzungen zurückhalten.

Natürlich sind schon einige Studien publik, die mit Sars-CoV-2 und dem Immunsystem zu tun haben - darunter auch Langzeitfolgen. In sozialen Medien wurden sie nach den Lauterbach-Äußerungen fleißig geteilt. Manche Titel klingen besorgniserregend. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Da ist von geschädigter Immunität gegen Pilzinfektionen die Rede, von langfristiger Störung des peripheren Immunsystems und von beeinträchtigter Funktion bestimmter Zellen.

«Die Befunde, die es gibt, werden leider oft überinterpretiert», sagte die Immunologin Christine Falk von der Medizinischen Hochschule Hannover kürzlich bei «Zeit Online». Meist seien sie für Laien schwer bis gar nicht interpretierbar. Auch bezögen sich viele Beobachtungen auf Long-Covid-Patienten. Aus Falks Sicht gibt es demnach für die meisten Menschen «aktuell keinen Grund, sich Sorgen zu machen, dass ihr Immunsystem nach einer oder mehreren Corona-Infektionen schlechter funktioniert». Und sie stellte klar, dass Covid-19 auch «kein über die Luft übertragenes Aids» sei, wie manche anscheinend behaupteten. «Das ist Blödsinn.»

Die britische Immunologin Sheena Cruickshank von der Universität Manchester erklärte kürzlich in einem Beitrag auf dem Portal «The Conversation», dass vorübergehende Veränderungen in der Immunabwehr nach einer Infektion normal seien. Auch wenn Fachdetails für Laien dramatisch klängen: Es sei gezeigt worden, dass die Abwehr der meisten Menschen nach der Genesung wieder ins Gleichgewicht komme.

Selbst bei vulnerablen Patienten blieben nur bei einem kleinen Teil über sechs Monate nach der Infektion noch einige Veränderungen zurück - meist bei Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankten oder bei denen noch andere gesundheitliche Probleme zugrunde lagen. Hierzu seien weiterführende Studien nötig. «Für die meisten Menschen gibt es jedoch keine Anhaltspunkte für eine Schädigung des Immunsystems nach einer Covid-Infektion», hält auch Cruickshank fest.

Auch weitere Aspekte muss man bei Thema im Blick haben. Sars-CoV-2 gilt verglichen mit vielen anderen Viren als besonders gut erforscht. «Wohl keine Virusinfektion geht ganz folgenlos an uns vorüber», sagte der Molekularbiologe Emanuel Wyler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin. HIV ist als besonders schädlich für das Immunsystem bekannt - und Masern bedeuten quasi einen Reset des Immunsystems, wie Wyler sagte. Rhinoviren hingegen, die Schnupfen auslösen, seien vergleichsweise harmlos. «Die Frage ist, wo auf diesem breiten Spektrum sich Sars-CoV-2 einreiht und wie das Virus bei Geimpften überhaupt noch heraussticht im Vergleich mit den vielen Virusinfektionen im Laufe eines Lebens.»

Wyler gibt auch zu bedenken, dass etliche Studienergebnisse noch aus der Zeit vor der Covid-19-Impfung stammen. Was darin über Schwerkranke berichtet werde, die sich mit frühen Varianten infizierten, sei nicht automatisch übertragbar auf gesunde und geimpfte 20-Jährige in Zeiten der Omikron-Variante.

Immunologen betonen seit Monaten, dass die jüngsten Erkältungswellen vor allem als Nachholeffekte zu sehen seien. Denn während der Corona-Jahre zirkulierten andere Atemwegserreger weniger stark. Hätten die Menschen tatsächlich in der Breite ein geschwächtes Immunsystem, so müssten jedoch auch andere Infektionen zunehmen - «etwa solche mit atypischen Erregern, die Menschen im Normalfall nicht krank machen», sagte Falk «Zeit Online».

Für ein Gesamtbild ist es laut der Immunologin noch zu früh - deshalb solle nicht immer gleich alles übersetzt werden in Warnung oder Entwarnung. Die Gespräche unter Fachleuten dauerten an, sagte sie in dem Interview. Vieles sei vorläufig und gehöre nicht in die Öffentlichkeit.

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Jürgen Franke 01.02.23 17:50
Grundsätzlich hat heute jeder Mensch, der
über einen Internetanschluß verfügt, die Möglichkeit, sich ausreichend über die Vor- und Nachteile einer Impfung zu informieren. Die Weiterführung der bedingt zugelassenen neuartigen mRNA-Impfstoffen sollte jedoch unterbunden werden, solange die Nebenwirkungen nicht geklärt worden sind.Grundsätzlich bin ich kein Impfgegner. Doch der Medieneinsatz 2022 hat mich sehr irritiert, da ich der Meinung bin, dass der Mensch selbst für seinen Gesundheitszustand, somit auch für sein Immunsystem verantwortlich ist und nicht der Staat. Mit dieser, mit Angst verbreitenden Impfaktion, ist es der Regierung gelungen, das Volk gehörig zu machen und zu spalten. Die Aktivitäten der WHO gehen jedoch weiter, da jetzt in Deutschland Ärtzte dafür bezahlt werden, wenn sie Personen benennen, die sich nicht impfen lassen wollen. Die absolute Kontrolle des Staates wird uns erhalten bleiben.
Hansruedi Bütler 01.02.23 09:00
Das tifft bei vielen zu, Hr. Volkmann
Mit Absicht ist nicht jede Charge gleich toxisch.
Man stelle sich vor, wie schnell die Impfung gestoppt worden wäre, wenn sofort viele Todesfälle nachweislich auf die "Impfung" zurückzuführen gewesen wären?
Man kalkulierte, wenn die Beschwerden/Todesfälle später auftreten, können sie immer weniger direkt der Impfung zugestanden werden und genauso kam es ja auch.
Der anfangs fehlende "Gold-Standard" wird/wurde so durch die diversen Variationen wissenschaftlich interpretierbarer und dämpfte auch den Argwohn der zu impfenden.
Hans-Dieter Volkmann 31.01.23 20:40
Michael / Hansruedi 31.01.23
Ich bin 82 Jahre jung und 4x geimpft. Meine Frau ebenfals 4x geimpft. Wir sind froh mitgemacht zu haben. Nicht die geringsten Probleme. Nicht einmal einen Schnupfen. Also, mit Sicherheit nichts falsch gemacht.
Hansruedi Bütler 31.01.23 19:40
Infektionen, ganz allgemein verlaufen nach der
mehrfach vollzogenen Gentherapie (Impfung) eher sehr schleppend und wiederholen sich gerne.
Wer ungeimpft, bewusst eine Coronainfektion hatte, dessen Immunsystem hat keinen Schaden erlitten!!!
Ich hatte eine selbst veranlasste, starke Omrikon Infektion (nach Ende der Prophylaxe mit Ivermectin).
Die oberen Atemwege waren stark befallen und ein lang anhaltender, starker Schnupfen (mehr als 2 Wo) musste überwunden werden.
Anfälligkeit gegenüber Schnupfen besteht immer noch, aber sonst ist alles in bester Ordnung.
Wenn es zu bunt wird nehme ich Ivermectin und der Spuk ist binnen Stunden vorbei.
Über eine mögliche Beeinträchtigung des Immunsystems kann ich nichts negatives berichten.
Dieter Kowalski 31.01.23 19:00
Also das mit der fehlenden Immunität, gegenüber Pilzinfektionen, nach Covid-Erkrankung(en), würde ich so bestätigen.
Hans-Dieter Volkmann 31.01.23 18:30
Frank Heller 31.01.23 14:30
Herr Heller, ich kann ihnen nicht glauben das Herr Lauterbach eine "nebenwirkungsfreie Impfung" zugesagt hat. Ich halte es für ein krasses Märchen.
Peter Joe 31.01.23 15:10
Pfizer gab oeffentlich zu
Pfizer gab oeffentlich zu, Viren zu kreieren um Impfstoffe zu verkaufen. Interessant ist das Google die Wahrheit ueber Covid nicht mehr zensieren. Doppelte und dreifach geimpfte hatten ein hoeheres Sterberisiko.