TURIN: Rückschläge und gesundheitliche Probleme prägen lange Zeit die Saison von Alexander Zverev. Nun spielt der deutsche Tennisstar um einen versöhnlichen Abschluss - und denkt schon voraus.
Alexander Zverevs Ziel für diese Woche leuchtet in allen vier Ecken. Der silberne Siegerpokal strahlt von den Anzeigetafeln, als sich der French-Open-Finalist beim Training in Turin auf seinen letzten Tennis-Höhepunkt 2024 einstimmt. Ein dritter Triumph bei den ATP Finals nach 2018 und 2021 wäre ein positiver Abschluss einer wechselhaften Saison, die wieder einmal ohne den ersehnten Grand-Slam-Titel zu Ende geht.
«Hoffentlich kann ich die Saison stark beenden», sagte Zverev. «Es war das erste Jahr, in dem ich bei großen Events wieder konkurrenzfähig war. Ich bin zufrieden damit, wo ich bin», bilanzierte er. Er meint das erste Jahr nach seiner schweren Fußverletzung von 2022.
Frühes Duell mit Alcaraz
Die Auslosung für den Saisonabschluss der acht erfolgreichsten Tennisprofis des Jahres handelte ihm ein frühes Duell in der Gruppenphase mit Wimbledon- und Roland-Garros-Champion Carlos Alcaraz ein. Es stehen auf dem zunächst angestrebten Weg ins Halbfinale zudem Partien gegen Casper Ruud und Andrej Rublow an.
Am Montagabend (20.30 Uhr/Sky) wird das Spotlight erstmals auf den Weltranglisten-Zweiten Zverev gerichtet sein, wenn es mit dem ersten von drei Gruppenspielen gegen Rubljow auf dem Centre Court im Turiner Pala Alpitour für ihn losgeht.
Sein Training hat Zverev auch schon auf 2025 und das Ziel ausgerichtet, dann endlich eines der vier Grand-Slam-Turniere gewinnen zu können. Um sich dafür zu erholen, sagte der 27-Jährige dem Deutschen Tennis Bund für die am 19. November beginnende Davis-Cup-Endrunde ab.
Am Ende eines Jahres mit dem Grand-Slam-Endspiel in Paris, aber auch mit Rückschlägen, einer Knieverletzung und der im September bekanntgewordenen Lungenentzündung heißt es jetzt noch einmal alles zu geben. Dann geht es in den Urlaub.
Sinner und Alcaraz als Messlatte
Schon jetzt denkt Zverev auch daran, mit den Topstars Jannik Sinner und Alcaraz Schritt halten zu wollen. «Für mich geht es darum, ein paar Dinge zu verbessern», kündigte er an: «Ich denke, wenn sie einen leichten Ball bekommen, wenn sie in einer Angriffsposition sind, ist der Punkt in 90 Prozent der Fälle vorbei», erklärte er: «So hart schlagen sie den Ball, so aggressiv sind sie. Ich denke, in diesem Aspekt kann ich mich verbessern.»
In Paris präsentierte er sich beim letzten Masters-1000-Turnier der Saison bereits etwas offensiver. Sein zweiter Titel der Saison dient als Mutmacher für einen versöhnlichen Jahresausklang in Turin.
Zweiter Titel des Jahres macht Mut
«Der Turniersieg kommt zu einem sehr guten Zeitpunkt. Er hat auch gezeigt, wie gut er physisch in Form ist», meinte Sky-Experte und Ex-Profi Patrik Kühnen optimistisch: «Er hat dieses Jahr enorm zugelegt, wenn man sich den Aufschlag rauspickt. Dass er sich auf Platz zwei zurückgekämpft hat, ist bemerkenswert.» Er glaube auch, dass Zverev große Chancen hat, sich 2025 weiter zu verbessern.
Am nächsten dran an seinem ersten Grand-Slam-Titel war Zverev in diesem Jahr bei den French Open, als ihm im Endspiel gegen Alcaraz ein Satz fehlte. Bei den Australian Open endete sein Traum angeschlagen im Halbfinale gegen Daniil Medwedew. In Wimbledon wirkte seine Form anfangs titelreif, dann scheiterte er am schmerzenden Knie und an Taylor Fritz im Achtelfinale. Bei den US Open enttäuschte er gegen Fritz im Viertelfinale.
Duellen mit Fritz, Medwedew und dem Topfavoriten Sinner entgeht Zverev in Turin nun zunächst. Das Trio spielt wie Alex de Minaur in der anderen Gruppe um das Weiterkommen.
Dem ebenfalls 27 Jahre alten Rubljow stand Zverev zum bisher letzten Mal an gleicher Stelle vor einem Jahr gegenüber. Damals siegte der Hamburger in der Vorrunde in zwei Sätzen, verpasste aber knapp das Halbfinale. Insgesamt führt er die Bilanz gegen den Weltranglisten-Neunten aus Moskau mit 6:3-Siegen an. «Er versucht, dich zu überpowern», analysierte Zverev. Das Wichtigste gegen ihn sei, das nicht zuzulassen.