Vom Schlaraffenland ins Paradies

Rentner, Liegestuhler und Buchautor Kurt Krieger (88) ist tot

Kurt Krieger zusammen mit seiner Frau Nuan. In Pattayas Residentengemeinschaft war er eine treibende Kraft. Foto: Krieger
Kurt Krieger zusammen mit seiner Frau Nuan. In Pattayas Residentengemeinschaft war er eine treibende Kraft. Foto: Krieger

PATTAYA: Mit Kurt Krieger ist am 15. Mai 2019 ein wohlbekannter Pattaya-Resident gestorben, der in der Expat-Community eng verwurzelt war. Als Autor der beiden Thailand-Bücher „Die Reise ins Schlaraffenland“ und „Leben im Schlaraffenland“, Initiator verschiedener Expat-Clubs mit dem Ziel, deutschsprachige Auswanderer in Pattaya zusammenzubringen oder Gründungs- und Vorstandsmitglied des Rotary-Clubs Phönix Pattaya, zählte er ohne Frage zum aktiven Schlag von Residenten, für die der Ruhestand unter Palmen mehr bedeutet, als Müßiggang am Strand.

Freunden begegnete Kurt als ein sehr aktiver Mensch, der ständig damit beschäftigt war, irgendwelche Dinge zu organisieren oder in Gang zu bringen. Sie sind sich sicher: „Normal“ war er keineswegs, jedoch in positiver Hinsicht. Das mag auch erklären, weshalb sein Freundeskreis nicht gerade überrascht war, dass er sich auf seinen irdischen Abschied bereits im Vorfeld akribisch vorbereitet hatte. Schließlich weiß man ja nie, wann der Ernstfall eintritt. Und wer Kurt kannte weiß, dass er nicht zu den Zeitgenossen zählte, die irgendetwas dem Zufall überlassen, besonders nicht den letzten Gruß an Freunde und Verwandte, einschließlich Todesanzeige, Lebenslauf und Nachruf, allesamt selbst verfasst!

Abschied mit Herz und Verstand

Mit den Worten „Liebe Freunde, ich muss euch mitteilen, dass ich umgezogen bin. Wer mich in den nächsten Tagen besuchen möchte, ich liege ab sofort in einer Kiste (…) vor dem Ofen (…) im Tempel nebenan“, verabschiedete er sich im gewohnt saloppen Ton mit einer Prise Selbstironie mit einer Rundmail. Natürlich nicht ohne den Hinweis, dass seine thailändische Frau Nuan nach der Verbrennung im Wat Thuan Thong in Pong zu einem fröhlichen Umtrunk mit Brotzeit im gemeinsamen Garten einladen würde, in dem doch bereits zu Lebzeiten manch schöne Party gestiegen war. So lag es nahe, dass auch die Urne mit seiner Asche im Tropengarten beigesetzt wurde. Vielleicht befand er sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf einer Mission fernab unserer Vorstellungskraft. In seinem Abschiedsbrief verriet er, dass er durchaus gespannt sei auf das, was ihn nach seinem Tod erwarte und neugierig sei, wer von den Propheten denn nun Recht behalten würde, mit dem was im „ewigen Leben“ noch so alles passiert.

Seine Vita beginnt Krieger mit seiner Geburt am 9. März 1931 im deutschen Aschaffenburg. Aufgewachsen in einem sogenannten „guten Haus“, musste er bei Kriegsende seine humanistische Grundausbildung abbrechen und landete schließlich auf einem niederbayerischen Bauernhof, bevor er letztendlich seine Erfüllung in der Hotellerie gefunden hatte. In Zürich besuchte er die schweizerische Gastgewerbe-Fachschule. Nach zwei Zwischenstationen – als Pächter eines Dorfgasthauses im oberbayerischen Schongau und danach eines Speiserestaurants in seiner Heimatstadt Kaufbeuren – erfüllte er sich mit dem Hotel Sonnenberg – erst zur Pacht und später im Eigenbesitz – seinen Lebenstraum. Da ihm Kreativität bereits in die Wiege gelegt wurde, verwandelte er das 500 Jahre alte Holzhaus in ein einzigartiges Hotel-Kleinod mit außerordentlichem Flair, ungewöhnlichem Service und liebevoller Gourmetküche.

Lebensherbst in der Bedürfnislosigkeit

Mit dem Eintritt ins Rentenalter und der Entscheidung, seinen Ruhestand im tropischen Thailand zu verbringen, begann ein neues Kapitel in seinem Leben. Geprägt von ursprünglich höchsten Ansprüchen im Sommer seines Lebens, verbrachte er fortan seinen Lebens-Herbst zufrieden in der Bedürfnislosigkeit des Schlaraffenlandes, einem „märchenhaften Land des Überflusses, in dem Faulheit eine Tugend und Fleiß das größte Laster ist“, wie er gerne aus Meyers Lexikon zitierte. Von allen beruflichen Pflichten befreit, entdeckte er seine Freude, Bücher zu schreiben. Nach „Die Reise ins Schlaraffenland“, „Land of milk and honey“ und der Sterbe-Broschüre „Am Tag danach“, animierten ihn seine im „Land des Lächelns“ gesammelten Erkenntnisse, das „Leben im Schlaraffenland“ – so wie er es erlebt hatte – einem größeren Leserkreis vorzustellen.

Im Schlaf ins ewige Leben übergegangen

Wenn er nicht gerade an einem neuen Buch schrieb, engagierte er sich mit ganzem Herzen für Projekte, die darauf abzielten, die deutschsprachige Community in Pattaya enger zusammenrü­cken zu lassen und das Leben im Sündenpfuhl niveauvoller zu gestalten. Mit zunehmendem Alter machte ihm besonders seine Schwerhörigkeit zu schaffen, die seine gewohnten Aktivitäten – vor allem in puncto Geselligkeit – stark einschränkte. Trotz typischer Alterserscheinungen ließ sich Kurt nie seinen Optimismus und seine Lebensfreude nehmen, zwei Eigenschaften, die seinen Charakter prägten, bis er im Schlummer friedlich in den Tod hinüberglitt.

Das Team des Magazins DER FARANG befindet sich in Trauer über den Tod von Kurt Krieger und möchte seiner Familie sowie allen Hinterbliebenen ihr aufrichtiges Mitgefühl aussprechen.

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Leserkommentare

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