Briten entlassen erneut 1.100 Häftlinge

​Volle Gefängnisse 

Das Pentonville-Gefängnis im Norden der Stadt. Foto: Victoria Jones/Pa/dpa
Das Pentonville-Gefängnis im Norden der Stadt. Foto: Victoria Jones/Pa/dpa

LONDON: Großbritanniens Gefängnisse arbeiten am Anschlag. Haftanstalten entlassen deswegen erneut Hunderte Straftäter etwas früher als geplant - die Regierung sucht auch nach anderen Lösungen.

Großbritannien entlässt erneut vorzeitig Häftlinge, um Platz in überfüllten Gefängnissen zu schaffen. Etwa 1.100 Gefangene sollen etwas früher als geplant freikommen, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Bereits im September waren in England und Wales etwa 1.700 Häftlinge vorzeitig entlassen worden. Jetzt greift der nächste Schritt eines Notfallplans.

Die Gefängnisse arbeiten seit Langem am Anschlag. Justizministerin Shabana Mahmood hatte im Juli gewarnt, die Justizvollzugsanstalten stünden kurz vor dem Kollaps. Wenn man jetzt nicht handle, drohe ein Zusammenbruch von Recht und Ordnung.

Die neue Regierung von Premierminister Keir Starmer hatte der konservativen Vorgängerregierung die Schuld daran gegeben, dass die Haftplätze knapp werden und etliche Gefängnisse in marodem Zustand sind. Die Gefängnisse gerieten außerdem wegen der rechtsextremen Ausschreitungen im Sommer unter Druck. Gerichte gehen hart gegen Randalierer vor und verhängen teils mehrjährige Haftstrafen.

Untersuchung soll Strafsystem überprüfen

Um Platz zu schaffen, können einige Gefangene nun bereits nach 40 Prozent ihrer verbüßten Strafe entlassen werden. Normalerweise müssen mindestens 50 Prozent abgesessen werden, bevor man gegen Auflagen auf freien Fuß kommt. Wer aber etwa wegen Terrorismus oder Sexualstraftaten einsitzt, kommt nicht früher frei.

Die Regierung will auch überprüfen, welche Haftalternativen stärker genutzt werden könnten - etwa Technologie, gemeinnützige Arbeit oder Geldstrafen. «Offensichtlich funktionieren unsere Gefängnisse nicht», teilte Ex-Minister David Gauke mit, der die Untersuchung leiten soll. «Die Zahl der Gefangenen steigt jedes Jahr um etwa 4.500 und fast 90 Prozent derjenigen, die zu Haftstrafen verurteilt werden, sind Wiederholungstäter.» Eine Idee wären nach Angaben von PA etwa Armbanduhren, die Menschen daran erinnern, dass sie einen Termin mit ihrem Bewährungshelfer oder bei der Therapie haben.

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Laddawan Sukkon 23.10.24 22:58
Keine Schifffahrt mehr ?
Vor 200+ Jahren haben die Briten das Problem dahingehend gelöst, dass sie das ganze Pack damals in Schiffe gepackt und auf die andere Seite des Planeten geschickt haben. Dieser Kontinent heute hat sich zu einem vernünftigen Staat gemausert; vielleicht sind sie bereit, die nächste Lawine von Gesetzesabtrünnigen zu verkraften? Der britische Monarch war ja bis gestern da - allenfalls vor Ort Abklärungen gemacht?
Jörg Obermeier 23.10.24 01:20
Rüdiger Huber 22.10.24 23:50
Stimmt diese rechtsextremistischen Schläger werden dort weggesperrt. Wenigstens ein gutes Beispiel von der Insel. Wäre bei uns auch notwendig, aber unsere bekannte Kuscheljustiz mit ihren Hotelgefängnissen lässt diesen Pöbel immer noch rumlaufen.
Rüdiger Huber 22.10.24 23:50
Platzbedarf
Jetzt ist alles klar. Die brauchen Platz wegen den Demonstranten die verurteilt wurden
Jörg Obermeier 22.10.24 22:20
Was mich ja wundert ist, dass die überhaupt so viele Kriminelle wegfangen die man dann einsperren könnte. Meine Erfahrungen aus 10 Jahren Manchester sind eher andere. So hatte man einmal unsere Garage aufgebrochen und 4 Winterreifen auf Felgen geklaut. Ein Kuriosum sowieso, da Winterreifen in England weitestgehend unbekannt sind. Und wenn sowas passiert telefoniert man den Notruf an und landet in einem Callcenter in Indien oder Südafrika. Aber man kriegt eine "Crime-Number". Das ist wichtig für die Versicherung! Eine Woche nach dem Garagenaufbruch, es war Samstag Mitternacht(!) klingelt es und es stehen zwei Polizisten an der Tür. Sie kämen wegen einem Garagenaufbruch. Ich war entsetzt, schon wieder? Nein, sie kämen wegen dem Aufbruch vor gut einer Woche und müssten nur ein Protokoll aufnehmen. Wohl gemerkt, Samstag gegen Mitternacht! Eine Zeit die bekannt ist, dass es in Manchester Downtown regelmäßig zu heftigen Schlägereien, Messerstechereien und was weiß ich noch alles kommt. Da hat man Zeit ein Protokoll für ein altes Verbrechen aufzunehmen. Weit weg sozusagen....