LONDON: Großbritanniens Gefängnisse arbeiten am Anschlag. Haftanstalten entlassen deswegen erneut Hunderte Straftäter etwas früher als geplant - die Regierung sucht auch nach anderen Lösungen.
Großbritannien entlässt erneut vorzeitig Häftlinge, um Platz in überfüllten Gefängnissen zu schaffen. Etwa 1.100 Gefangene sollen etwas früher als geplant freikommen, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Bereits im September waren in England und Wales etwa 1.700 Häftlinge vorzeitig entlassen worden. Jetzt greift der nächste Schritt eines Notfallplans.
Die Gefängnisse arbeiten seit Langem am Anschlag. Justizministerin Shabana Mahmood hatte im Juli gewarnt, die Justizvollzugsanstalten stünden kurz vor dem Kollaps. Wenn man jetzt nicht handle, drohe ein Zusammenbruch von Recht und Ordnung.
Die neue Regierung von Premierminister Keir Starmer hatte der konservativen Vorgängerregierung die Schuld daran gegeben, dass die Haftplätze knapp werden und etliche Gefängnisse in marodem Zustand sind. Die Gefängnisse gerieten außerdem wegen der rechtsextremen Ausschreitungen im Sommer unter Druck. Gerichte gehen hart gegen Randalierer vor und verhängen teils mehrjährige Haftstrafen.
Untersuchung soll Strafsystem überprüfen
Um Platz zu schaffen, können einige Gefangene nun bereits nach 40 Prozent ihrer verbüßten Strafe entlassen werden. Normalerweise müssen mindestens 50 Prozent abgesessen werden, bevor man gegen Auflagen auf freien Fuß kommt. Wer aber etwa wegen Terrorismus oder Sexualstraftaten einsitzt, kommt nicht früher frei.
Die Regierung will auch überprüfen, welche Haftalternativen stärker genutzt werden könnten - etwa Technologie, gemeinnützige Arbeit oder Geldstrafen. «Offensichtlich funktionieren unsere Gefängnisse nicht», teilte Ex-Minister David Gauke mit, der die Untersuchung leiten soll. «Die Zahl der Gefangenen steigt jedes Jahr um etwa 4.500 und fast 90 Prozent derjenigen, die zu Haftstrafen verurteilt werden, sind Wiederholungstäter.» Eine Idee wären nach Angaben von PA etwa Armbanduhren, die Menschen daran erinnern, dass sie einen Termin mit ihrem Bewährungshelfer oder bei der Therapie haben.