Vogelgrippe-Gefahr nicht gebannt

Foto: epa/Stefan Sauer
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GREIFSWALD (dpa) - Mit dem kühleren und feuchteren Wetter bessern sich die Lebensbedingungen für den Vogelgrippe-Erreger H5N8. In Europa war der Erreger nie ganz weg, der vor einem Jahr für die größte Geflügelpestserie in Deutschland sorgte.

Die Gefahr eines erneuten Ausbruchs der Vogelgrippe ist noch nicht gebannt. Ein Jahr nach dem ersten Nachweis des hochgefährlichen Erregers H5N8 bei toten Wasservögeln am Plöner See in Schleswig-Holstein werden in Europa noch immer infizierte Wildvögel gefunden und Nutzgeflügelbestände infiziert - ein Hinweis, dass der Erreger nach wie vor in der Umwelt vorkommt. So verendete nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) erst Ende Oktober eine Stockente in Niedersachsen an der Vogelgrippe. Bei Nutztieren in Deutschland war das Virus im Mai das letzte Mal nachgewiesen worden.

Noch gilt die Risikobewertung vom Mai, der zufolge die Experten von einem gering-mäßigen Einschleppungsrisiko in Nutzgeflügelbestände ausgehen. Derzeit erarbeiten die Fachleute des FLI allerdings eine aktualisierte Risikobewertung, weil der nahende Winter die Verbreitung des Erregers begünstigt. Bei sinkenden Temperaturen und mehr Feuchtigkeit blieben die Influenzaviren in der Umwelt länger stabil als bei Trockenheit und starker UV-Einstrahlung, sagte FLI-Sprecherin Elke Reinking. Zudem kämen durch den Vogelzug wieder mehr Wildvögel an den Rastplätzen eng zusammen, was ebenfalls eine etwaige Virusübertragung begünstigen könnte.

Vor einem Jahr - Anfang November - tauchte der zuvor in Asien und Russland grassierende Erreger in Deutschland auf. Zuerst wurden etwa 100 verendete Wasservögel am Plöner See in Schleswig-Holstein gefunden. Wenige Tage später wurden erste Funde in Mecklenburg-Vorpommern und am Bodensee gemeldet. Mit 92 Ausbrüchen in Geflügelhaltungen und Zoos im Jahr 2016/2017 handelte es sich um die größte jemals dokumentierte Serie von Geflügelpest in Deutschland. Europaweit waren 29 Staaten betroffen.

Nach einem Abklingen in den warmen Sommermonaten spitzt sich in anderen europäischen Staaten die Situation bereits wieder zu. So wurden laut aktuellem «Radar Bulletin», in dem Experten das internationale Tierseuchengeschehen bewerten, in Italien im September 6 und im Oktober 15 neue Ausbrüche von H5N8 in kleinen privaten wie auch großen kommerziellen Nutzgeflügelbetrieben registriert. Auch in Bulgarien und Russland gab es Ausbrüche. Infizierte Wildvögel wurden in den beiden vergangenen Wochen in Italien, der Schweiz, Zypern und Deutschland gemeldet.

Das Friedrich-Loeffler-Institut rät Geflügelhaltern, möglichst Kontakt zwischen Wildvögeln und Geflügel zu vermeiden, die Biosicherheitsmaßnahmen und Hygieneregeln zu beachten und auf Krankheitssymptome zu achten.

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