Vietnamese wegen Menschenhandelsfestgenommen

Foto: epa/Str
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Hanoi (dpa) – Wegen illegaler Geschäfte mit Landsleuten, die nach Deutschland auswandern wollten, ist in Vietnam ein mutmaßlicher Menschenschmuggler festgenommen worden. Dem 55-Jährigen drohen mehrere Jahre Haft. Nach Polizeiangaben von Dienstag soll er anderen Vietnamesen versprochen haben, sie mit einem Touristenvisum für umgerechnet knapp 1.000 Euro illegal in die Bundesrepublik zu bringen. Die Reise war dann jedoch bereits in Aserbaidschan zu Ende. Wie groß die Gruppe war, ließ die Polizei des südostasiatischen Landes offen.

Der mutmaßliche Schleuser kommt nach Berichten von Vietnams staatlich gelenkter Presse aus der Provinz Ha Tinh. Er soll früher selbst in Deutschland gelebt haben. Aus Ha Tinh stammen mehrere der insgesamt 39 Vietnamesen, deren Leichen am 23. Oktober in einem Kühllaster östlich von London entdeckt wurden. Die Todesopfer wurden bislang noch nicht in ihre Heimat zurückgebracht. Derzeit gibt es Streit, wer für die Kosten aufkommen soll.

Ein Sprecher der Provinzregierung von Ha Tinh sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag, für den Heimtransport müssten die Familien selber zahlen. «Die Familien werden darüber informiert, dass die Regierungen Großbritanniens oder Vietnams für die Kosten nicht aufkommen werden.» Die vietnamesischen Behörden würden lediglich dabei helfen, die sterblichen Überreste nach der Landung in Vietnam vom Flughafen nach Hause zu bringen.

Die Vietnamesin Nguyen Dinh Gia, die ihren Sohn verloren hat, äußerte sich sehr enttäuscht. «Wenn die Regierung die Kosten nicht übernimmt, bleibt uns keine andere Wahl, als selbst zu zahlen», sagte sie der dpa. «Aber wir haben kein Geld.» Nach Schätzungen kommen jedes Jahr Tausende Vietnamesen illegal nach Europa.

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