Vielfältiges Kino: Der Deutsche Filmpreis wird verliehen

Foto: Pixabay/Mohamed Hassan
Foto: Pixabay/Mohamed Hassan

BERLIN: Wenn am Freitag der Deutsche Filmpreis vergeben wird, übernehmen erstmals Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger eine wichtige Rolle. Vorab haben sie Fragen beantwortet: Gibt es in 50 Jahren noch Kinos? Und welchen Film sollte man unbedingt gesehen haben?

Beim Popcorn scheiden sich die Geister. Schauspielerin Alexandra Maria Lara mag es («und tatsächlich sowohl süß als auch salzig»), Regisseur Florian Gallenberger eher nicht so. Beide leiten seit wenigen Wochen die Deutsche Filmakademie und haben am Freitag (24. Juni) einen ersten großen Auftritt. Dann wird der Deutsche Filmpreis in Berlin verliehen.

Vorab haben sie Interviews gegeben, in einem Hotel in der Nähe des Ku'damms. Draußen warten einige Fotografen und Autogrammjäger. Auf dem Hotelflur ist es trubelig. Die Filmbranche steht derzeit vor großen Fragen. Wie wird sich die Branche verändern, mit Streamingdiensten und Pandemie?

Wird es in 50 Jahren noch Kinos geben?

«Das ist eine sehr gute Frage», sagt Gallenberger (50). Er hat Filme wie «Colonia Dignidad» mit Daniel Brühl und «Es ist nur eine Phase, Hase» gedreht. «Da ich keine seherischen Fähigkeiten habe, weiß ich's nicht. Ich wünsche es mir sehr. Aber da man die Frage so gut stellen kann, sieht man schon, dass es eine Möglichkeit ist, dass es kein Kino mehr geben könnte. Was unendlich schade wäre.»

Natürlich sei die Vorführsituation heute zu Hause viel besser als vor zehn, zwanzig Jahren. Aber man habe nicht das Gemeinschaftserlebnis. «Und der für mich entscheidende Unterschied ist, dass ich zu Hause derjenige bin, der das Programm kontrolliert», sagt er. «Ich kann den Film anhalten, kann Pause machen. Im Kino kann ich das nicht.»

Sich überwältigen lassen

Dass man im Kino Kontrolle abgibt, erzeugt seiner Meinung nach eine andere Haltung dem Film gegenüber. Das verstärke das Erlebnis, in eine Welt hineingezogen zu werden. «Und ich lasse mich unglaublich gerne überwältigen», sagt Gallenberger. «Ich denke, dass tatsächlich nur das Kino das bieten kann, und ich hoffe, dass die Menschen das kapieren und wertzuschätzen wissen.»

Alexandra Maria Lara (43) antwortet optimistischer. «Ich bin mir ganz sicher, dass es das Kino in 50 Jahren noch geben wird. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass eine Kunstform wie das Kino nicht erhalten bleibt», sagt sie der Deutschen Presse-Agentur. Selbst wenn es harte Zeiten gebe, in denen mehr Kinos schließen müssten, werde es immer wichtig sein, diesen Raum zu haben, in dem man sich austauschen und kulturelle Erfahrungen teilen könne.

Lara war zuletzt etwa in der Miniserie «8 Zeugen» zu sehen. Die Filmbranche sei von den letzten zwei Jahren hart getroffen und gleichzeitig gebe es viele wunderbare Filme und eine solche Vielfalt, sagt sie. Arthouse und große Kinoprojekte, Komödien, Dramen.

Das sind die Nominierungen 2022

Tatsächlich sind auch die vorgeschlagenen Titel für den Filmpreis diesmal sehr vielfältig. Mit den meisten Nominierungen geht der Schwarz-Weiß-Film «Lieber Thomas» ins Rennen. Regisseur Andreas Kleinert erzählt darin vom Leben der Autors Thomas Brasch. Besonders oft vorgeschlagen sind auch «Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush» von Andreas Dresen und «Große Freiheit» von Sebastian Meise.

Alle drei Produktionen konkurrieren nicht nur bei Regie und Drehbuch, sondern auch um die goldene Lola für den besten Spielfilm. Nominiert sind als bester Film auch die Tragikomödie «Wunderschön» von Karoline Herfurth, der Film «Contra» von Sönke Wortmann sowie das Drama «Spencer» von Pablo Larraín. Darin ist US-Schauspielerin Kristen Stewart als Prinzessin Diana zu sehen. Das Erste überträgt die Verleihung am Freitagabend zeitversetzt.

Gibt es einen Film, den man unbedingt sehen sollte im Leben?

Gallenberger antwortet: «Nein, es gibt ungefähr 1000 Filme, die man gesehen haben sollte.» Die Frage ist also nicht so leicht zu beantworten. Beide erzählen dann von wichtigen Filmmomenten in ihrem Leben. «Mein erstes großes Kinoerlebnis war «Der mit dem Wolf tanzt»», sagt Lara. Eine Freundin ihrer Mutter habe sie damals eingeladen. «Und ich glaube, es war eines der ersten Male, dass ich mit ins Kino durfte in einen Film, der nicht mehr nur für Kinder war.» Gesehen habe sie den Film im Zoo Palast, auf der riesigen Leinwand. «Das hat mich schwer beeindruckt.»

Auch Gallenberger erinnert sich. «Also der prägende Film für mich war «Achteinhalb» von Fellini. Ich komme nicht aus einem Kulturhaushalt, ich bin nicht mit Kino und Büchern und Theater oder sowas aufgewachsen.» Die Idee, Filme zu machen, sei deswegen auch nichts, was unmittelbar aus seiner Lebensrealität entsprungen wäre. Dann habe er - «ich muss 18 gewesen sein» - «Achteinhalb» gesehen. «Und es hat mich total fasziniert, überwältigt, mitgerissen.»

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