Viele Niederländer verkneifen sich Gang zur Schultoilette

Foto: Pixabay/Jarmoluk
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AMERSFOORT: Schmutzige Schul-WCs sind ein Aufregerthema. In den Niederlanden zögern ihretwegen viele Kinder einen großen Toilettengang bis nach Schulschluss hinaus. Das ist ungesund, warnen Ärzte.

Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in den Niederlanden verkneifen sich einer Umfrage zufolge oft einen großen Toilettengang in der Schule, weil sie ihre Schultoiletten schmutzig finden oder dort Privatsphäre vermissen. 43 Prozent der Schüler, die ihr Bedürfnis zurückhielten, litten deshalb unter Beschwerden wie Bauchschmerzen, teilte die niederländische Stiftung Magen, Leber, Darm (mlds) nach einer Befragung mit.

Grund für das Verkneifen des Schultoilettenbesuchs sei neben mangelnder Hygiene demnach auch die Sorge, dass Mitschüler sie hören oder riechen könnten, gaben die Befragten an. Auch fühlten manche sich durch auf der Toilette rauchende Mitschüler gestört oder durch schulinterne Regeln zum Toilettenbesuch behindert.

Schulkinder können nach Angaben von Ärzten des Kinderbauchzentrums an der Amsterdamer Universitätsklinik aufgrund ihres «Aufhalteverhaltens» unter schwerer Verstopfung leiden, was zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Inkontinenz führen kann. «Wir stellen fest, dass die Zahl der Kinder, die angeben, Bauchprobleme zu haben, weil sie ihren Stuhl aufhalten, erschreckend hoch ist, viel höher als wir erwartet hatten», sagte Kinderarzt Marc Benninga. Schultoiletten müssten mehrmals täglich gereinigt sowie mit soliden Türen und Wänden und einer Ventilation ausgestattet werden, rieten die Fachärzte.

Für die den Angaben nach repräsentative Untersuchung wurden zwischen dem 8. und 16. Juli 1.000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 8 bis 16 Jahren befragt.

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Rüdiger Huber 04.09.24 16:20
ungewöhnliche Position
ich war ab 2004 bis vor 5 Jahren regelmäßig in den NL. Ich kann nur sagen das in den Städten dort viele die Brille nicht benutzen ( sitzen ) bzw dann auf den Schüsselrand stehen um sich in gebückter Haltung zu erleichtern . Erkennbar auch an vielen Hinweisschilder wie benutze ich eine Toilette und wie nicht. Dies als Piktogramm. .
Norbert Kurt Leupi 03.09.24 18:10
Nicht nur in Holland !
Ich möchte wissen wie es bei den Schmutzfinken zu Hause aussieht ? Toiletten sind keine Tatorte , darum muss man die Spuren beseitigen !
Jürgen Franke 03.09.24 17:40
Sauberkeit der Toiletten
sollten an allen Schulen in der Welt oberste Priorität haben. Dafür sollte sich die WHO einsetzen.
Jörg Obermeier 03.09.24 17:10
Gut, dass sich heutzutage Ärzte in den Niederlanden um eine gepflegte Defäkation in deren Schulen so große Sorgen machen. Da sieht man mal wieder was wir eigentlich für Helden sind. Damals, Ende der 60iger/Anfang der 70iger Jahre waren meiner Erinnerung nach schon damals die Toiletten der Gymnasien ein Hort des sozialen Sprengstoffes unter Jugendlichen. Und das alles ganz ohne Unterstützung der Ärzte eines Kinderbauchzentrums haben wir das ohne Bauchschmerzen und Inkontinenz überlebt. Und wenn uns mal wirklich übel wurde, hatte das eigentlich meist mehr mit dem zu tun was wir reingeschüttet hatten. Helden eben!
Hartmut Wirth 03.09.24 15:30
Schultoiletten
Mein Gott, wie sich die Zeiten doch ändern:
Unsere Schultoiletten waren sauber (ok, geraucht wurde auch, aber das galt damals als schick), brauchten keinen Schallschutz, verstärkte Türen und keinen Ventilator.
Gegen Vandalismus schützen diese Maßnahmen auch nichts.
Bei uns wurde so Einer bloßgestellt und das hatte schon abschreckende Wirkung.
Heute ist die "Gesellschaft" daran schuld, dass es Schmierfinken und sozialschwache Elemente gibt: eine Bestrafung bleibt aus tausenden entschuldige den Gründen aus.
Darum merke: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.