Vettels WM-Hoffnung schwindet nach Taktik-Irrtum - Hamilton siegt

Deutscher Formel-Eins-Fahrer Sebastian Vettel von Scuderia Ferrari. Foto: epa/Franck Robichon
Deutscher Formel-Eins-Fahrer Sebastian Vettel von Scuderia Ferrari. Foto: epa/Franck Robichon

SINGAPUR (dpa) - Sebastian Vettel schlägt in Singapur nicht zurück. Eine falsche Reifenstrategie von Ferrari lässt ihn nicht über Platz drei hinauskommen. Der strahlende Sieger heißt wieder Lewis Hamilton. Der WM-Titel rückt für Vettel in immer weitere Ferne.

Nach einem Taktik-Irrtum von Ferrari und einer glänzenden Formel-1-Nachtschicht von Lewis Hamilton sind die WM-Chancen von Sebastian Vettel auf ein Minimum gesunken. Nach seinem fatalen Crash in Monza musste sich der deutsche Scuderia-Star am Sonntag wegen einer falschen Reifenstrategie mit Platz drei begnügen und liegt vor den letzten sechs Rennen dieser Saison in der Gesamtwertung schon 40 Zähler hinter Singapur-Sieger Hamilton.

In dem weitgehend spannungsarmen Übersee-Auftakt wurde Vettel von seinem Scuderia-Kommandostand folgenschwer zu früh an die Box geholt. Der britische Pole-Mann Hamilton sicherte sich dagegen im Mercedes ausgerechnet auf der Ferrari-Paradestrecke seinen siebten Saisonsieg vor Max Verstappen im Red Bull.

Dank seines vierten Erfolges in den letzten fünf Grand Prix hat ein Hamilton in Höchstform ein beruhigendes Polster, um sich zum fünften Mal zum WM-Champion zu krönen. Das Feuerwerk über dem hell erleuchteten Marina Bay Circuit genoss er nach seinem 69. Karrieresieg schon mal. In seinem 150. Grand Prix sicherte sich Renault-Pilot Nico Hülkenberg als Zehnter zumindest noch einen Zähler.

Vettels Wochenende in dem Stadtstaat hatte keineswegs nach Plan begonnen. Wegen einer defekten rechten Hinterradaufhängung musste der Heppenheimer seinen Wagen im zweiten Training vorzeitig abstellen. Die viel größere Enttäuschung erlebte er in der Qualifikation. Mit mehr als 0,6 Sekunden Rückstand auf Hamilton, der sich mit einer schier magischen Runde seine 79. Karriere-Pole sicherte, kam der verärgerte Vettel in der Startaufstellung nur auf Platz drei.

«Es hätte schlimmer kommen können, ich denke aber, dass wir das Tempo haben, um um den Sieg zu kämpfen», sagte der Hesse während der Fahrerparade. Und schon zu Beginn des Nachtrennens krachte es. Diesmal allerdings ohne Vettels Beteiligung, der im vergangenen Jahr nach dem Start mit seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen und Max Verstappen von Red Bull kollidiert war. Alle drei schieden damals aus. Diesmal krachten die beiden Force-India-Wagen von Sergio Pérez und Esteban Ocon in Kurve drei ineinander.

Der Franzose Ocon donnerte in die Leitplanke, sein Grand Prix war vorzeitig beendet. Damit kam auch in der elften Auflage des Rennens das Safety Car auf den von mehr als 1600 Lichtprojektoren erleuchteten Kurs und bremste das Feld gleich mal ein.

Vettel hatte zuvor einen starken Start erwischt, war gegen den Zweiten Verstappen im Positionskampf auf den 301 Metern bis zur ersten Kurve aber noch nicht volles Risiko gegangen. Auf der ersten Geraden, noch kurz bevor das Safety Car auf die Strecke fuhr, zog der Scuderia-Star an dem Niederländer vorbei und konnte sich für seine Jagd auf den Führenden Hamilton in Position bringen.

Im Reifenpoker ergriff dann Ferrari um den viermaligen Weltmeister aus Deutschland die Initiative. In der 15. Runde erhielt Vettels Dienstwagen Ultrasoftgummis, er reihte sich als Siebter hinter Pérez ein. Einen Umlauf darauf kam Hamilton an die Box. Die Mercedes-Crew setzte aber auf die härtere Mischung, die Softpneus, um bei ihm ohne weiteren Stopp durchzukommen. Und der Brite raste als Fünfter vor Pérez und Vettel auf die Strecke.

Verstappen ließ sich an seinem Red Bull in der 18. Runde wie auch Hamilton die Softs aufziehen - und kehrte ausgangs der Boxengasse sogar noch vor Vettel auf die Strecke zurück. «Die Reifen halten nicht bis zum Ende, wir waren wieder zu spät», kritisierte Vettel, der vor zwei Wochen in Monza nur Vierter geworden war, die Ferrari-Entscheidung. Sein Kommandostand verzockte sich.

Bei fast 70 Prozent Luftfeuchtigkeit übernahm Hamilton in der 28. Runde wieder die Führung, nachdem Verstappens Stallrivale Daniel Ricciardo als letzter Toppilot an die Box gekommen war. Die Führung des 33-Jährigen auf den Dritten Vettel lag da bei fast neun Sekunden. Hülkenberg, als Zehnter gestartet, kämpfte derweil um Rang 13.

Hamilton steckte später beim Überholen im Verkehr fest, Verstappen und Vettel konnten wieder näherkommen. Der Brite befreite sich jedoch rechtzeitig aus dem Asphalt-Dickicht und musste sich fortan auf sein Reifenmanagement konzentrieren. Eine Attacke von Vettel musste Hamilton auch nicht mehr fürchten. Die Reifen am Ferrari bauten zu sehr ab, während der Brite glücklich über die Ziellinie fuhr.

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