Verwüstung nach Sturm in Mosambik

Bis zu 1.000 Todesopfer befürchtet

Foto: epa/Andre Catueira
Foto: epa/Andre Catueira

MAPUTO (dpa) - Weite Landesteile in Mosambik sind überflutet. Eine Großstadt ist seit Tagen ohne Strom und von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer schlagen nach dem tropischen Wirbelsturm «Idai» Alarm. Und der Präsident warnt vor einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes.

Der schwere tropische Wirbelsturm «Idai» hat in Mosambik ein Bild des Grauens hinterlassen - und eine noch ungeklärte, aber vermutlich enorm hohe Zahl von Todesopfern. Ganze Landstriche waren am Montag verwüstet: Dörfer und Städte standen unter Wasser, aus Häusern wurden Ruinen, Vorratskammern wurden von den Fluten mitgerissen. Hunderttausende Menschen saßen im Krisengebiet weiterhin ohne Strom und Handynetz fest. Viele Orte waren wegen der Überschwemmungen von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Zahl der Toten infolge des Sturms in Mosambik könnte nach Angaben von Präsident Filipe Nyusi auf bis zu 1.000 oder sogar mehr ansteigen. Bislang seien erst 84 Todesfälle bestätigt, doch Einschätzungen von Helfern und der Anblick des Gebiets aus der Luft ließen auf eine verheerende Katastrophe schließen, sagte Nyusi am Montagnachmittag im staatlichen Radiosender Radio Moçambique. Im benachbarten Simbabwe sprach die Regierung von bislang 98 Toten und 217 Vermissten.

Der Zyklon mit der Stärke vier von fünf war in der Nacht zum Freitag mit Windböen von bis zu 160 Kilometern pro Stunde vom Indischen Ozean her kommend in der Nähe der Großstadt Beira in Mosambik auf Land getroffen. Es folgten Sturmfluten und massive Überschwemmungen. Tausende Menschen verloren ihr Zuhause, mindestens 1.300 Menschen wurden laut Katastrophenschutz verletzt.

Beim Überfliegen des Katastrophengebietes habe er gesehen, dass in den über die Ufer getretenen Flüssen Pungué und Buzi zahlreiche Leichen trieben, sagte Präsident Nyusi. «Alles deutet daraufhin, dass wir mehr als 1.000 Todesopfer haben könnten.»

Die Zahl schien zunächst eine grobe Schätzung zu sein. Hilfsorganisationen warnten jedoch, dass das Ausmaß der Krise immer noch nicht absehbar sei. Hinter vorgehaltener Hand sagte ein Helfer, es könne durchaus Hunderte Tote geben.

Die Hafenstadt Beira mit rund 500.000 Einwohnern ist seit dem Eintreffen des Sturms ohne Strom, ohne Kommunikationsnetz und ohne Landverbindung zur Außenwelt. Erst am Sonntag konnten Helfer erstmals mit Hubschraubern auf dem beschädigten Flughafen der Stadt landen und dank Satellitentelefonen über das Ausmaß der Krise berichten.

«Das Ausmaß der Zerstörung ist enorm. Es scheint, dass 90 Prozent des Gebietes komplett zerstört sind», erklärte am Montag Jamie LeSueur, ein leitender Mitarbeiter des Roten Kreuzes (IKRK). Viele betroffene Orte im Umland seien weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. «Beira wurde schwer getroffen, aber wir hören, dass die Lage außerhalb der Stadt noch schlimmer sein könnte», erklärte LeSueur.

Zahlreiche Straßen waren überflutet oder nicht mehr befahrbar. Auch zahllose Äcker waren überflutet, weswegen Tausende Kleinbauern bald auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein könnten. Das Welternährungsprogramm (WFP) will dort in Kürze rund 600.000 Menschen unterstützen.

Auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef, die Caritas und das Rote Kreuz planten eine Ausweitung ihres Hilfseinsatzes und riefen zu Spenden für Mosambik und Simbabwe auf. Den Helfern zufolge drohen wegen der Überschwemmungen in dem Gebiet auch Durchfallerkrankungen.

Mosambik wird immer wieder von schweren Wirbelstürmen getroffen. Der Zyklon «Favio» etwa hatte 2007 rund 130.000 Häuser beschädigt und Zehntausende Menschen zur Flucht gezwungen. Im Jahr 2000 waren infolge des Zyklons «Eline» knapp eine halbe Million Menschen obdachlos, rund 700 starben, wie das Rote Kreuz mitteilte.

Mosambik gehört einem UN-Index zufolge zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Die Regierung dürfte mit der Bewältigung der sich nun abzeichnenden humanitären Katastrophe überfordert sein.

Der Sturm «Idai» hatte sich am Freitag über Land abgeschwächt und war weiter ins angrenzende Simbabwe gezogen, wo es ebenfalls zu Überschwemmungen kam. Im Osten des Landes kamen infolge von Überflutungen 98 Menschen ums Leben. Die meisten Opfer waren laut Regierung in der Provinz Manicaland zu beklagen. Es sei schwierig, Hilfsgüter in die am schlimmsten betroffenen Orte unweit der Grenze zu Mosambik zu bringen, weil viele Brücken und Straßen überflutet seien, sagte ein Minister. Die Regierung rief den Notstand aus.

Der Zyklon hatte sich Anfang des Monats über dem Indischen Ozean gebildet und bereits in der vorvergangenen Woche zu Überschwemmungen in Malawi und Mosambik geführt. Vergangene Woche hatten die Behörden der beiden Länder daher bereits rund 120 Tote gemeldet.

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