Verschwundener Vietnamese: Berlin verärgert über Schweigen Hanois

Foto: epa/Alexander Becher
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BERLIN (dpa) - Zweieinhalb Wochen nach der mutmaßlichen Verschleppung eines vietnamesischen Asylbewerbers durch staatliche vietnamesische Stellen in Berlin erhöht die Bundesregierung den Druck auf Hanoi. Die vietnamesische Regierung habe nach dem Verschwinden des Geschäftsmannes Trinh Xuan Thanh auf deutsche Forderungen bislang nicht reagiert, kritisierte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, am Mittwoch in Berlin. Berlin prüfe nun, was getan werden könne, um der vietnamesischen Regierung deutlich zu machen, dass man einen Menschenraub durch Dienste eines ausländischen Staates nicht akzeptieren könne.

Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer sprach von einem schweren Verstoß gegen deutsches Recht und Völkerrecht. Auf die Frage, ob der deutsch-vietnamesische Rechtsstaatsdialog aussetzt werde, sagte Schäfer, alle Optionen lägen auf dem Tisch. Die Zusammenarbeit mit Vietnam sei auf hervorragendem Weg gewesen. «Die Handels- und Investitionsbeziehungen sind geradezu explodiert in den letzten Jahren.» Auch erhebliche Entwicklungsgelder seien geflossen.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass der vietnamesische Geheimdienst und die Botschaft des Landes in Berlin an der Verschleppung des Asylbewerbers und Ex-Funktionärs der Kommunistischen Partei nach Vietnam mitgewirkt haben. Zeugen hatten am 23. Juli in Berlin beobachtet, wie ein Mann und eine Frau mit Gewalt in ein Auto bugsiert wurden. Später tauchten beide in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi auf. Auf Forderungen Berlins, Trinh Xuan Thanh solle nach Deutschland zurückreisen können, war die Regierung in Hanoi nicht eingegangen.

Thanh wird zur Last gelegt, als Chef einer Tochterfirma des staatlichen Öl- und Gaskonzerns PetroVietnam für Verluste von umgerechnet etwa 125 Millionen Euro verantwortlich zu sein. Bei einer Verurteilung droht ihm im schlimmsten Fall die Todesstrafe.

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