Vermehrung durch Stecklinge neu probiert

Zitronenbäumchen großzügig umtopfen, richtig schneiden und nichts vergeuden

Die Feigen – aus Stecklingen gezogen – sind außerordentlich rasch gewachsen und werden nun umgetopft. Fotos: hf
Die Feigen – aus Stecklingen gezogen – sind außerordentlich rasch gewachsen und werden nun umgetopft. Fotos: hf

Ein deutscher Farang-Leser und Freund von Feigenbäumen hat mir einige Stecklinge seiner vielen Sorten nach Thailand mitgebracht und daraus haben sich – zu meiner Überraschung – völlig problemlos etliche Pflanzen ziehen lassen.

Zitronen: Sind das nicht ganz tolle Blüten?
Zitronen: Sind das nicht ganz tolle Blüten?

Mindestens zwei Wochen lagen diese Stecklinge aus Deutschland im Hotelzimmer meines neuen Freundes. Als ich sie dann hatte, wurden sie zwar schleunigst eingetopft, aber ich hatte minimale Erwartungen. Ich habe die Vermehrung von Pflanzen durch Stecklinge früher schon probiert, aber wenig Erfolg damit gehabt. Vor etwa einem Jahr habe ich nochmals einen Anlauf bei den Baobabs aus Madagaskar (Adansonia perrieri) genommen, die ja auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzen stehen. Aus den fünf Stecklingen ist dabei eine gut verwurzelte Pflanze geworden, die ich nach Nong Khai mitgenommen habe und gerade eben erfolgreich umtopfen konnte.

Feigen sind rasch enorm gewachsen

Bevor ich mich ans Pflanzen der Feigenstecklinge aus Deutschland machte, habe ich mich auf YouTube nochmals schlau gemacht, worauf genau zu achten ist. Daran habe ich mich gehalten und der Erfolg ist nicht ausgeblieben. Vor vier Monaten hatte ich auf dem Pflanzenmarkt in Nordpattaya Feigen von einem neuen Händler gekauft, der nur einmal seine Produkte dort verkauft hat. Auch diese Pflanzen sind vermutlich durch Stecklingsvermehrung entstanden. Ich habe sie in Nong Khai eingetopft, und sie sind in diesen vier Monaten so enorm gewachsen, dass ich sie jetzt in noch größere Ton-Töpfe umgepflanzt habe.

Oliven- und Rosmarinstecklinge wachsen da.
Oliven- und Rosmarinstecklinge wachsen da.

Außerdem habe ich sie mit langen Bambusstangen gestützt, so dass sie auch bei starken Winden nicht in Schieflage geraten, die Wurzeln abgerissen werden und sie eingehen. Sie bilden nun bereits frische Früchte, die ich vor der Reifung mit Zeitungspapier einhülle, damit die Vögel sie nicht fressen. Auch Ameisen kommen so nicht an sie heran, weil die riesigen Töpfe einen Untersatz haben, der meistens mit Wasser gefüllt ist. Die Erde besteht aus Mekong-Sand, der aus der Flusstiefe stammt und deshalb keine Graswurzeln enthält. Dazu mische ich Kuhmist, verbrannte Reisspreu und viel organisches Material.

Auch Zitrusfrüchte wurden umgetopft

Genauso bin ich bei den Zitrusfrüchten vorgegangen, namentlich mit meiner einzigen Valencia-Orange in Nong Khai und den guten, langgezogenen gelben Zitronen, die viel Saft, aber wenige Kerne haben. Auch sie haben große Ton-Töpfe erhalten mit derselben Erdmischung. Statt sie durch Bambusstangen zu stützen, schneide ich Nebentriebe ab, so dass die Haupttriebe stark werden, und die Fruchtlasten eigenständig tragen können.

Diese Feige war ganz besonders gut und süß.
Diese Feige war ganz besonders gut und süß.

Was ich ihnen an Nebentrieben abgeschnitten habe, wurde für neue Stecklinge verwendet. Selbst wenn der Erfolg minimal sein sollte, ist das immer noch besser, als wenn ich das Material einfach weggeschmissen hätte. Außerdem habe ich nun – in meiner Stecklings-Euphorie – auch noch den Gewürzlorbeer, Oliven und Rosmarin auf diese Weise vegetativ zu vermehren versucht. Über meinen Erfolg oder Misserfolg informiere ich Sie in etwa drei Monaten.

Es wimmelt auf meiner Terrasse in Nong Khai momentan von Moskitos. Das hat nichts mit unserem Fischteich zu tun, wohl aber mit dem des Nachbarn. Der hat das Teichwasser in sein Reisfeld gepumpt, die Fische gegessen. Nur in der Mitte ist noch eine ansehnliche Pfütze mit stehendem Gewässer (ohne Fische) geblieben, wo sich die Mücken nun eben wie toll vermehren können…


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook.

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