Verlorenes Hilfsbewusstsein

Verlorenes Hilfsbewusstsein

Ein erschütternder Brief erreichte die Redaktion aus Deutschland:

Sehr geehrter Damen und Herren, ich möchte mich mit einem Problem an Sie wenden, das mich sehr beschäftigt. Ich bin Thailänderin, 50 Jahre alt und lebe seit 20 Jahren verheiratet in Deutschland. In Thailand habe ich noch mehrere Geschwis­ter. Meine älteste Schwester wohnt in Nakhon Chaisi, durch viele Umstände ist sie allein und hat keinen thailändischen Ausweis. Dadurch ist sie auch nicht krankenversichert. Alle Bemühungen, ihr einen thailändischen Ausweis zu besorgen, hatten keinen Erfolg. Alle Ämter haben ihren Antrag kalt abgewiesen, trotz Vorsprache mehrerer Schwes­tern zusammen mit ihr. Es wurde eine Vorauszahlung von 15.000 Baht verlangt, ohne dass ein Erfolg sicher ist. Nun ist diese alte Schwester an Krebs erkrankt und die Aussichten sind sehr schlecht. Bisher habe ich aus Deutschland die Behandlung im Krankenhaus bezahlt. Zwischenzeitlich wurde sie jedoch aus dem Krankenhaus entlassen, man könne ihr nicht mehr helfen. Sie wohnte bisher in einer Mietwohnung, die sie immer zuverlässig bezahlt hat. Ihr Vermieter teilte ihr bei der Entlassung aus dem Krankenhaus mit, dass sie nicht mehr in ihre Wohnung zurückkehren darf. Er sagte, dass er eine so schwerkranke Frau, die vielleicht bald tot ist, nicht in seinem Haus haben will. Der Geist der Toten würde sonst auf dem Haus liegen und man könnte es danach schlecht wieder vermieten. Sie wurde auf die Straße gesetzt und ich musste von hier aus eine Notunterkunft suchen.

Ich frage mich, was ist in den letzten Jahren aus meinem Heimatland Thailand geworden? Warum hilft man nicht einer krebskranken Frau, die kein Geld und keinen Ausweis hat? Warum dürfen Ämter so viel Geld verlangen und sie mit dem Problem allein lassen? Warum darf ein Vermieter eine hilflose Frau auf die Straße setzen? Sind diese Leute Buddhisten und gehen sie im Tempel beten? Wie konnte sich mein Land und die Menschen in den letzten 20 Jahren nur so negativ verändern? Ich fliege nächsten Monat zu meiner Schwester und ich hoffe, dass ich sie noch lebend vorfinde. Weitere Krankenhauskosten sind auch für mich schwer zu stemmen. Gibt es kein Amt, das in so einem Fall helfen kann? Ich bin sehr enttäuscht und traurig über diese Entwicklung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Manee Tangkae, Bad Wörishofen


Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!

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Leserkommentare

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Thomas Knauer 10.01.20 04:05
Für mich ist die Geschichte durchaus glaubhaft und nachvollziehbar. Außerhalb der Familie ist Solidarität in Thailand 98% der Menschen unbekannt und der Umgang miteinander erinnert mich immer an ein Haifischbecken, allerdings mit einem zumeist lächelnden Gesicht.
Innerhalb der engsten Familie ist die gegenseitige Unterstützung zwar üblich, allerdings vor allem gut sichtbar für die Umwelt und diejenigen denen geholfen wird, wird dies deutlich bewusst gemacht.
So sind mir Kinder bekannt deren Eltern durch Unfall umgekommen sind, von Onkel zu Onkel wandern und überall versorgt werden, allerdings mit sicher wöchentlichem Hinweis das sie zusätzliche Esser sind und eine unerwünschte Belastung sind. Eltern bekommen den Unterhalt von den Kindern unter ähnlichen Umständen. uvm
Im Wat gibt es kostenloses Essen und evtl Obdach, sicher in den meisten nur kurzzeitig.
Ob ein eingeheirateter Farang für die weitere Verwandtschaft aufkommen soll, ich würde dies vom Verwandtschaftsgrad und dem Verhalten der Familie sowie von meinen Möglichkeiten abhängig machen.
Hans-Dieter Volkmann 10.01.20 04:05
"verlorenes Hilfsbewusstsein". Diesen Brief hat Frau Tangkae bestimmt nicht selbst geschrieben. Selbst wenn eine Thailänderin 20 Jahre in Deutschland lebt, kann sie bezüglich Stil und Rechtschreibung, so gut nicht schreiben.
Kurt Wurst 10.01.20 03:57
Wenn ich
mir die Facebookseite des Schreibers ansehe, fällt es mir schwer, die Probleme des "Stemmens der weiteren Krankenhauskosten" nachzuvollziehen. Bezüglich der Probleme mit Ausstellung eines Ausweises würde ich mich an die höheren Stellen in der Thailändischen Regierung wenden.
Beat Sigrist 09.01.20 04:46
Es fällt mir sehr schwer
diese Geschichte so 1 zu 1 zu übernehmen. Auch denke ich, dass nicht Sie persönlich diesen *Brief* selbst geschrieben haben. Und warum besuchen Sie erst nächsten Monat Ihre todkranke Schwester und nicht schon morgen? Auch schreiben Sie, dass diese kranke Schwester mit mehreren anderen Schwestern versucht habe eine Lösung zu finden. Warum kann dann Ihre kranke Schwester nicht bei einer anscheinend vorhandenen Schwester in Thailand wohnen? Ich persönlich denke, dass nicht Thailand sich so negativ verändert hat, sondern Sie vielleicht selbst durch Ihr Verhalten gegenüber Ihrer kranken Schwester.In jedem grösseren Tempel auch im Isaan oder im Süden von Thailand, wird Ihrer Schwester ganz sicher Beistand geboten, falls Ihre Geschichte so stimmt.