Scheitern Verhandlungen über EU-Schweiz-Abkommen?

Foto: revue.ch/Screenshot
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BRÜSSEL (dpa) - Seit mehr als vier Jahren verhandeln die EU und die Schweiz über ein Abkommen, das vieles in den Beziehungen einfacher machen soll. Doch das Projekt steht nun auf der Kippe. Vor allem für die Schweiz könnte es unangenehm werden.

Die Verhandlungen über einen neuen Vertrag zu den Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz drohen zu scheitern. Bei Gesprächen am Dienstag in Brüssel habe in entscheidenden Fragen erneut kein Durchbruch erzielt werden können, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Abend. Nun müsse auf politischer Ebene entschieden werden, wie es weitergehe. Aus EU-Kreisen hieß es, auch ein Abbruch der Verhandlungen über das sogenannte Rahmenabkommen sei denkbar. Dieses soll unter anderem die Anwendung von wichtigen, bereits bestehenden Abkommen neu regeln und vereinfachen.

Grund für die negative Entwicklung sind nach Angaben aus Verhandlungskreisen für die EU-Seite inakzeptable Forderungen der Schweiz. Das Land soll demnach bis zuletzt darauf bestanden haben, dass Regelungen zur Freizügigkeit nicht unter den neuen Rahmenvertrag fallen.

Konkret geht es zum Beispiel darum, dass sich die Schweiz weigert, die sogenannte Acht-Tage-Regelung aufzugeben. Diese zwingt ausländische Unternehmen, sich acht Tage vor der Ausführung eines Auftrags in der Schweiz anzumelden. Die EU sieht das als eine unzulässige Benachteiligung von EU-Unternehmen.

Vor allem für die Schweiz könnte ein Scheitern der Verhandlungen unangenehme Konsequenzen haben. So droht die EU, die Schweizer Börsenregulierung künftig nicht mehr als gleichwertig mit der der EU anzuerkennen. Dies würde den Aktienhandel in der Schweiz empfindlich behindern. Zudem dürfte sich die Schweiz keine Hoffnungen mehr auf neue Marktzugangsabkommen machen. Verhandlungen über den von dem Land gewünschten Zutritt zum europäischen Strommarkt würden wohl abgebrochen.

Die Verhandlungen über das sogenannte Rahmenabkommen laufen bereits seit Mai 2014. Es soll vor allem eine einheitlichere und effizientere Anwendung bestehender und zukünftiger Verträge im Marktzugangsbereich gewährleisten. Für die EU geht es vor allem darum, dass die Schweiz künftig in bestimmten Bereichen EU-Regeländerungen übernimmt und sich an die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs hält, soweit sich die Urteile auf Bereiche beziehen, die Teil von Abkommen sind. Für Vertragsstreitigkeiten soll ein Schiedsgericht aufgebaut werden, das jeweils zu gleichen Teilen aus Richtern der EU und der Schweiz besteht.

Wann EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und die anderen Kommissare über die Zukunft der Verhandlungen diskutieren werden, blieb zunächst unklar. In dieser Woche soll es aber nicht mehr der Fall sein.

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werner mueller 18.10.18 18:49
Rudolf Lippert
Ist ja unglaublich wie toll Sie rechnen können. Da die Schweiz ja nach Ihrer Rechnung etwa so gross zu sein scheint wie Deutschland muss schon stimmen, was Sie schreiben... Und da die Deutsche Maut in naher Zukunft ansteht wollen wir doch etwa vom eigenen Eigentor schreiben. Wir können ja mal den Gotthard bei Ferienbeginn für ein paar Tage zumachen, dann dürfen Sie durch den Brenner fahren, aber sie wissen, dass Sie in Oesterreich einiges mehr bezahlen. Die sind so gescheit dass nur 10 Tagespässe zu lösen sind, wohlweislich, dass die Meisten 2 Wochen in die Ferien gehn. Da sind die paar Fränlki fürs ganze Jahr doch wirklich fast geschenkt.
Rudolf Lippert 18.10.18 10:58
werner mueller
Schweizer fahren seit Jahrzehnten über deutsche Strassen völlig gratis ohne jede Benutzungsgebühr. Nach Skandinavien oder Richtung Osten: Polen usw. um die 1.000 km deutsche Autobahnen. Oder nach Holland, Belgien 500-800 km. Wer hat diese Strassen bezahlt? Schweizer? Woraus muss da jetzt Dank von wem an wen bestehen? Also ich meine Ihr Beitrag ist diesbezüglich ein Eigentor. Oder meinten Sie: so herum sei das selbstverständlich und andersherum (trotz Autobahngebühr) muss es mit einem speziellen Dank verbunden sein, nun wird aber kein spezieller Dank ausgesprochen, folglich sind Deutsche überheblich?
werner mueller 18.10.18 00:38
Wenn man
die Heuchler Debatte heute im Bundestag gesehen und dem schreienden Schulz zugehört hat, konnte man erkennen, dass eine gewisse Uebeheblichkeit a la, wir sind die Guten und Die, welche aus der EU wollen oder nicht drinn sind, die Bösen. Es geht den Deutschen noch, mit der Betonung auf noch, zu gut um sich mit Andersdenkenden an einen Tisch zu setzen und zu erkennen, dass es noch andere Meinungen über Demokratie und Zusammenarbeit gibt. Wenn man denkt wie ein grosser Teil der Deutschen Bürger fast gratis in den Süden reisen kann durch einen Tunnel welchen die Schweizer bezahlt haben muss man sich manchmal schon fragen woraus dass denn der Dank dafür besteht....
Beat Sigrist 17.10.18 11:07
Hart bleiben auch wenn die Bombe platzt.
Die EU respektive Deutschland hat ein Gesetz eingeführt, dass keine LKW Transporter aus einem anderen EU Land in Deutschland selbst eigene Transporte durchführen darf. Sie dürfen Waren importieren und exportieren nach Deutschland aber keine innländischen Transportaufträge ausführen.Die deutschen wollen damit ihre eigenen Transportunternehmen schützen weil die Ostblockländer der EU diese Transporte billiger ausführen als die deutschen Firmen. Dieses Verhalten wiederspricht dem freien Arbeitsmarkt in der EU. Die Schweiz ist da schon etwas vortschrittlicher und gescheiter - ausländische EU Firmen dürfen in der Schweiz selbst Dienstleistungen erbringen müssen diese aber 8 Tage vor Beginn anmelden, damit die Behörden auch kontrollieren können,dass kein Lohndumping betrieben wird.Wir wollen ja nicht das gleiche wirtschaftliche Puff bekommen welches in der EU heute bereits an der Tagesordnung ist.Fakt ist also, die EU und vor allem Deutschland will von der Schweiz etwas verlangen gekoppelt mit einem Erpressungsversuch - woran sich Deutschland und die EU selbst nicht daran hält.Ich stehe politisch weder links noch rechts aber ich stehe dazu,dass wir uns von keinem Land oder künstlich und zwangshaft aufgebauter EU etwas vorschreiben geschweige den erpressen lassen müssen.Die USA erpressen andere Länder mit Einfuhrzöllen und die EU mit politischen Erpressungen ! Wo und wie wird dies wohl enden ?