Oppositionsführer offen für Dialog mit Maduro-Regierung

Interview mit dem venezolanischen Oppositionsführer Leopoldo Lopez in Madrid. Foto: Epa/Kiko Huesca
Interview mit dem venezolanischen Oppositionsführer Leopoldo Lopez in Madrid. Foto: Epa/Kiko Huesca

CARACAS: Der venezolanische Oppositionsführer Juan Guaidó hat sich offen für Gespräche mit der autoritären Regierung von Präsident Nicolás Maduro gezeigt. «Venezuela steckt in der schlimmsten Krise seiner Geschichte. Wir brauchen realistische und umsetzbare Lösungen», sagte der selbst ernannte Interimspräsident am Dienstag in einer Videobotschaft. «Wir brauchen ein Abkommen zur nationalen Rettung zwischen den demokratischen Kräften, dem Regime und der internationalen Gemeinschaft.»

Es gehe darum, freie Wahlen zu ermöglichen, humanitäre Hilfe ins Land zu holen und politische Gefangene freizubekommen. Im Gegenzug könnte der Regierung angeboten werden, Schritt für Schritt die Sanktionen zurückzunehmen, schlug Guaidó vor. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf Maduro aufrecht zu erhalten, und rief die gespaltene Opposition zur Einigkeit auf.

Angesichts des Vorschlags sagte Maduro dem venezolanischen Fernsehsender «Telesur» zufolge, Guaidó suche den Dialog, weil er «isoliert und besiegt» sowie «außen vor» sei. «Wenn er sich den Dialogen, die bereits laufen, anschließen will, ist er willkommen.»

Das ölreiche Venezuela steckt in einer tiefen Krise. Seit Anfang 2019 tobt ein Machtkampf, in dem der selbst ernannte Übergangspräsident Guiadó versucht, Präsident Maduro aus dem Amt zu drängen. Guaidó wurde von zahlreichen Ländern als legitimer Staatschef anerkannt - darunter Deutschland und die USA. Allerdings gelang es ihm bislang nicht, sich gegen Maduro durchzusetzen. Ende 2020 verlor die Opposition zudem ihre Mehrheit im Parlament.

Aus seiner starken Position heraus hatte sich Maduro zuletzt versöhnlicher gezeigt. So wurden vor kurzem zwei Oppositionspolitiker in den Nationalen Wahlrat gewählt. Zudem sollen sechs zu langen Haftstrafen verurteilte Öl-Manager in den Hausarrest entlassen worden sein. Außerdem erlaubte seine Regierung dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), die Arbeit in dem südamerikanischen Land aufzunehmen. Dies wurde vielfach als Versuch gewertet, mit der neuen US-Regierung von Präsident Joe Biden ins Gespräch zu kommen.

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Ingo Kerp 13.05.21 12:30
Guaidó kommt mit seinem Gesprächsvorschlag viel zu spät. Maduro sitzt, dank des von ihm hofierten Militärs so fest im Sattel, das Guaidó für ihn keine Gefahr mehr darstellt. Außerdem hat Guidó inzwischen seine Strahlkraft und die zuvor von aller Welt gezeigte Unterstützung nicht mehr in der lauten Form, wie einstens.