Konkrete Bedenken an deutschem Synodalem Weg

Kurienkardinal Luis Ladaria, der Leiter des mächtigen Dikasteriums für die Glaubenslehre. Foto: epa/Claudio Peri
Kurienkardinal Luis Ladaria, der Leiter des mächtigen Dikasteriums für die Glaubenslehre. Foto: epa/Claudio Peri

ROM: Der Vatikan hat einige konkrete Zweifel am deutschen katholischen Reformprozess Synodaler Weg veröffentlicht. Kurienkardinal Luis Ladaria, der Chef des mächtigen Dikasteriums für die Glaubenslehre, formulierte fünf Bedenken am Vorgehen der Deutschen. Unter anderem sei es nicht angebracht, über eine Öffnung des Priesteramtes für Frauen zu diskutieren - wie dies viele Reformer in Deutschland fordern. Außerdem beruhten die bisherigen Texte des Synodalen Weges zum Teil auf «Behauptungen, die nicht vollständig gesichert sind».

Das sagte Ladaria in der vorigen Woche den deutschen Bischöfen bei einem Treffen in Rom. Die Rede des Spaniers wurde am Donnerstag von der Vatikanzeitung «Osservatore Romano» veröffentlicht.

Der Leiter des Dikasteriums für die Glaubenslehre - die ehemalige Glaubenskongregation - mahnte, dass die Kirche nicht per se als eine Organisation bewertet werden dürfe, die Missbrauch hervorbringe. Diesen Eindruck erwecke der Synodale Weg. Zudem missfielen ihm die Texte der deutschen Reformer zur Sexuallehre in der Kirche. Sie vermittelten bei Ladaria den Eindruck, dass es auf dem Gebiet «fast nichts zu retten gebe», wie er sagte. Als fünftes Bedenken nannte der Kardinal die Einschätzung des Synodalen Wegs zur Rolle von Bischöfen.

Kurienkardinal Marc Ouellet vom Dikasterium für die Bischöfe erinnerte daran, dass viele Kritiker die Gefahr eines «latenten Schismas» - also einer Kirchenspaltung - durch das deutsche Vorgehen sehen. Er wisse, dass dies nicht die Absicht sei, nannte es aber «auffällig», dass die Meinung einiger Theologen «von vor einigen Jahrzehnten plötzlich zum Mehrheitsvorschlag des deutschen Episkopats geworden ist». Der Kanadier vermutete zudem, «dass die äußerst gravierende Angelegenheit der Missbrauchsfälle ausgenutzt wurde, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen».

Die beiden Kardinäle hatten ihre Rede am vorigen Freitag vor den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gehalten. Auch der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing sprach dabei und warb für die Reformen. Der Bischof von Limburg sagte aber danach, dass es keine klare Annäherung in den entscheidenden Punkte gegeben hatte. Immerhin aber hätten die Deutschen erstmals offen mit den Kurienspitzen geredet.

Neben ihrer Kritik lobten die Kardinäle Ladaria und Ouellet, dass die Deutschen das Thema des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche konsequent angegangen seien und dabei auch Selbstkritik geübt wurde.

Die deutschen Katholiken bemühen sich seit 2019 um Reformen in den Bereichen katholische Sexualmoral, Umgang mit Macht, Position der Frau und priesterliche Ehelosigkeit. Dieser Erneuerungsversuch wird Synodaler Weg genannt. Der Vatikan hatte jedoch im Sommer klargestellt, dass die Deutschen «nicht befugt» seien, die Leitungsstruktur oder gar die Lehre der Kirche zu verändern.

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