USA wollen Tausende weitere Afghanen aufnehmen

Afghanische Dolmetscher halten Plakate während einer Demonstration gegen die US-Regierung, die UN und andere NATO-Länder in Kabul. Foto: epa/Hedayatullah Inmitten
Afghanische Dolmetscher halten Plakate während einer Demonstration gegen die US-Regierung, die UN und andere NATO-Länder in Kabul. Foto: epa/Hedayatullah Inmitten

WASHINGTON: Angesichts des Truppenabzugs aus Afghanistan will die US-Regierung Tausende weitere Afghanen aufnehmen, die während des dortigen Militäreinsatzes für die USA oder Einrichtungen mit US-Bezug gearbeitet haben. Das US-Außenministerium teilte am Montag mit, dies solle etwa für Afghanen gelten, die für die Vereinigten Staaten tätig gewesen seien, aber nicht die Mindest-Beschäftigungsdauer erreicht hätten, um ein spezielles Einwanderungsvisum zu beantragen.

Vorgesehen ist die Regelung auch für Afghanen, die für von der US-Regierung unterstützte Programme gearbeitet haben - und für Afghanen, die in dem Krisenland für Nichtregierungsorganisationen oder Medien aus den USA im Einsatz waren. Die Regelung werde es «vielen Tausend» Afghanen sowie deren Partnern und Kindern ermöglichen, in die USA umzusiedeln, hieß es. «Sie waren für uns da. Wir werden für sie da sein», sagte US-Außenminister Antony Blinken.

Für Kritik sorgte dabei, dass Afghanen für dieses Programm zunächst aus eigener Kraft das Land verlassen und für zwölf Monate oder mehr in einem Drittstaat unterkommen müssen, während ein solcher Antrag auf Umsiedlung bearbeitet wird.

Afghanen, die für die Amerikaner gearbeitet haben, droht nach dem Abzug der US-Truppen die Rache der militant-islamistischen Taliban. Zahlreiche Afghanen, die zum Beispiel als Dolmetscher beim US-Militär angestellt waren, können spezielle Einwanderungsvisa für die USA beantragen, um dort ein neues Leben beginnen zu können. Am Freitag war ein erstes Flugzeug mit rund 200 afghanischen Helfern und ihren Familien an Bord in den USA gelandet. Am Montag sei ein zweites Flugzeug mit einer ähnlich großen Gruppe angekommen, sagte Blinken.

Insgesamt sind laut US-Regierung aktuell etwa 2500 Personen für die Aufnahme in die USA mit solchen Spezialvisa vorgesehen. Kritiker hatten jedoch gemahnt, ein solches Visum helfe nur einem kleinen Kreis an Personen. Weit mehr Afghanen hätten sich durch eine Zusammenarbeit mit US-Stellen in Gefahr gebracht und bräuchten Hilfe. Das Außenministerium weitete die Optionen daraufhin aus.

Bis Ende August wollen die USA ihren Militäreinsatz in Afghanistan vollständig beenden. Danach sollen nur noch US-Soldaten zum Schutz der Botschaft in Afghanistan bleiben. Mit der Abzugsentscheidung der Amerikaner endet auch der Einsatz der Nato insgesamt. Wie es in dem Land nach dem Abzug der internationalen Truppen weitergeht, ist unklar. Zuletzt hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert.

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Jürgen Franke 03.08.21 22:10
Die Amis fühlen sich jetzt verpflichtet,
nachdem man sich davon geschlichen hat, den Afghanen zu helfen, die ihnen 20 Jahre lang geholfen haben. Es hat lange gedauert, bis begriffen wurde, dass man dort keine demokratischen Strukturen implementieren kann. Der Rückzug der Bundeswehr wurde offiziell noch nicht zu Kenntniss genommen.
Ling Uaan 03.08.21 20:40
Prima Khun Theo,
der Konter war echt gut.
TheO Swisshai 03.08.21 16:20
@Klaus Olbrich / Schlauer eingeschätzt
Ich Sie auch!

Ist es Ihnen etwa lieber die Afghanen landen in Europa?

Wegen den Amerikanern musste Europa schon viel zu viele Flüchtlinge aufnehmen. Wird Zeit dass sie sich selbst um die Menschen kümmern, für deren Flucht sie verantwortlich sind.
Klaus Olbrich 03.08.21 14:10
Herr President Biden.
Ich hatte sie schlauer eingeschätzt.!!
Ingo Kerp 03.08.21 12:20
Dann ist aber große Eile geboten. Es dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein, wann auch der letzte afgh. Flughafen in den Händen der Taliban ist. Damit wäre mit Sicherheit eine Landung von US Fliegern nicht mehr moeglich. Die Vorstellung der USA, das Ausreisewillige das Land auf eigene Faust verlassen sollen und 1 Jahr in einem Drittland leben sollen, ist genau so illusorisch wie auf einem Taliban-Flugplatz zu landen.