USA vielleicht noch viele Monate ohne Botschafter in Berlin

Der Präsident der USA ist Berater des Präsidenten der USA für Kosovo-Serbien, Richard Grenell . Foto: epa/Andrej Cukic
Der Präsident der USA ist Berater des Präsidenten der USA für Kosovo-Serbien, Richard Grenell . Foto: epa/Andrej Cukic

WASHINGTON/BERLIN: Nach dem Sieg von Joe Biden gegen Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl kann es noch viele Monate dauern, bis wieder ein US-Botschafter nach Deutschland entsandt wird. Der Posten ist seit dem Rücktritt des Trump-Vertrauten Richard Grenell im Juni vakant. Die Amtsgeschäfte werden seitdem von Grenells früherer Stellvertreterin Robin Quinville geführt.

Trump hatte Ende Juli den ehemaligen Heeresoffizier Douglas Macgregor als Nachfolger nominiert und seinen Kandidaten bisher offiziell auch noch nicht zurückgezogen. Das ist nicht überraschend, da Trump ja noch darum kämpft, dass seine Wahlniederlage von den Gerichten rückgängig gemacht wird.

Aber auch wenn es dabei bleibt, dass der Demokrat Biden am 20. Januar als Präsident vereidigt wird, dürfte es noch eine Weile dauern, bis der neue Botschafter sein Büro mit Blick aufs Brandenburger Tor in Berlin bezieht. Selbst wenn Biden sehr schnell einen Kandidaten nominiert, muss der dann noch vom Senat bestätigt werden. Dort haben bisher Trumps Republikaner noch die Mehrheit. Ob das so bleibt, entscheidet sich erst am 5. Januar bei zwei Stichwahlen im Bundesstaat Georgia.

In der Regel werden die Kandidaten des Präsidenten für die Botschafterposten zwar vom Senat bestätigt, es kann aber auch Probleme geben. Nach der letzten Präsidentenwahl ließ sich Trump nicht nur mehr als ein halbes Jahr mit der Nominierung Grenells Zeit - es dauerte anschließend weitere neun Monate, bis der Senat sich zu einer Zustimmung durchringen konnte. Die Demokraten warfen Grenell damals abfällige Äußerungen über Frauen auf Twitter vor.

Bevor Grenell im Mai 2018 sein Amt antrat, waren die USA fast 16 Monate ohne Botschafter in Deutschland - so lange wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch diesmal könnte man sich diesem Rekord wieder annähern. Denn auch bei den drei vorherigen Machtwechseln im Weißen Haus lag zwischen Vereidigung des Präsidenten in Washington und Amtsantritt des Botschafters in Berlin mindestens ein halbes Jahr, bei Richard Holbrooke 1993 waren es sogar neun Monate.

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