USA und Großbritannien rüsten im Cyberspace auf

Foto: epa/Tony Avelar
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WASHINGTON/LONDON (dpa) - Kriegerische Auseinandersetzungen finden längst auch im Internet statt. Die USA und Großbritannien wollen dabei nicht nur Cyberangriffe abwehren, sondern auch feindliche Staaten aktiv bekämpfen. Experten warnen vor einer Aufrüstung im Cyberraum.

Die USA und Großbritannien rüsten ihre Cybertruppen auf. Die US-Regierung brachte eine neue Nationale Cyber-Strategie auf den Weg, die einen größeren Fokus auf eigene Offensiven gegen Angreifer von außen legt.

Der Nationale Sicherheitsberater John Bolton sagte am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in Washington, die USA würden künftig nicht mehr überwiegend defensiv auf Cyberattacken reagieren, sondern aggressiver auftreten und auch Vergeltungsschläge gegen Cyber-Angreifer starten. Die Briten planen ebenfalls mehr Gegenschläge gegen feindliche Staaten, Terroristen und Kriminelle im Cyberraum.

Bolton sagte, Beschränkungen der Vorgängerregierung unter Präsident Barack Obama mit Blick auf Cyber-Offensiven würden gelockert. «Unsere Hände sind nun nicht mehr so gebunden wie unter der Obama-Regierung.» Details nannte er nicht.

Bolton mahnte aber, die Gefahren seien groß. «Wir Amerikaner und unsere Verbündeten werden jeden Tag angegriffen im Cyberspace.» Angreifer versuchten, mit Hilfe von Cyber-Werkzeugen Daten und Know-how zu stehlen, die Infrastruktur zu beschädigen und die Demokratie zu unterlaufen. Diese Angreifer sollten wissen, dass Amerika nicht nur defensiv, sondern auch offensiv darauf reagiere, betonte er.

US-Präsident Donald Trump sagte, er habe bei seiner Wahl versprochen, Amerika vor Bedrohungen im Cyberraum zu schützen. Die neue Cyber-Strategie sei ein wichtiger Schritt, um das einzuhalten.

Auch die Briten rüsten an dieser Stelle auf. Die britische Regierung will nach Informationen der «Times» eine neue Cybertruppe gegen feindliche Staaten sowie Terroristen und kriminelle Gruppen einsetzen. Die Einheit soll dem Verteidigungsministerium und dem Nachrichtendienst unterstehen und mindestens 250 Millionen Pfund (280 Millionen Euro) kosten, wie die Zeitung nach eigenen Angaben aus Verteidigungs- und Sicherheitskreisen erfuhr. Dafür würden rund 2000 Experten aus dem militärischen Bereich, Sicherheitsdiensten und der Industrie rekrutiert, berichtete die «Times» am Freitag.

Begründet wird die Schaffung der neuen britischen Cybertruppe demnach mit einer wachsenden Bedrohung durch Russland. Zudem habe Großbritannien in der Vergangenheit erfolgreiche Cyber-Angriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak geführt.

Experten hätten zum Beispiel Schadsoftware eingesetzt, um den Terroristen Zugang zu Daten zu versperren. Außerdem seien Falschnachrichten verbreitet worden, um die Extremisten zu verwirren. Auch Geldtransfers seien behindert worden. Die neue Einheit soll nach Informationen der Zeitung ebenso im Kampf gegen andere kriminelle Gruppen wie Menschenhändler und Pädophilenringe zum Einsatz kommen.

Sicherheitsexperten wie Constanze Kurz und Frank Rieger vom Chaos Computer Club warnen vor einer digitalen Aufrüstung. Die Kriegsführung im digitalen Raum sei deutlich unübersichtlicher als bisherige Formen der kriegerischen Auseinandersetzung. Unklar bleibe oft, wer tatsächlich der Urheber und wer das eigentliche Ziel eines Cyberangriffs sei. Durch Sicherheitslücken, die von den Cybertruppen ausgenutzt werden, seien auch Bürger und Unternehmen gefährdet.

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