USA reichen offiziell Rücktritt aus Weltgesundheitsorganisation ein

Die USA machen den Austritt der WHO offiziell. Foto: epa/Martial Trezzini
Die USA machen den Austritt der WHO offiziell. Foto: epa/Martial Trezzini

WASHINGTON: Trump hat es längst angekündigt, jetzt ist es offiziell: Die USA kehren der Weltgesundheitsorganisation mitten in der Corona-Pandemie den Rücken. UN und WHO bestätigen den Eingang der Erklärung - wollen sie aber erst noch prüfen.

Mitten in der Coronavirus-Pandemie haben die USA ihre Austrittsankündigung aus der Weltgesundheitsorganisation offiziell eingereicht. Die Meldung des Austritts, der am 6. Juli 2021 wirksam werde, sei UN-Generalsekretär António Guterres übermittelt worden, sagte ein hoher Regierungsbeamter am Dienstag (Ortszeit) der Deutschen Presse-Agentur in Washington. Der Kongress sei darüber informiert worden, teilte der führende Demokrat im Auswärtigen Ausschuss des Senats, Bob Menendez, auf Twitter mit. US-Präsident Donald Trump hatte den Schritt Ende Mai angekündigt.

Die WHO in Genf und die Vereinten Nationen in New York bestätigten den Eingang einer entsprechenden Erklärung der US-Regierung bei UN-Chef Guterres. Der UN-Generalsekretär sei am Montag informiert worden, sagte sein Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag in New York. Guterres prüfe derzeit gemeinsam mit der WHO, ob die Bedingungen für einen solchen Austritt vorlägen. «Es wird jetzt natürlich alle Arten von Diskussionen geben», ergänzte Dujarric bei einer Pressekonferenz in New York am Mittwoch. Die Position von Guterres sei eindeutig. «Er war immer überzeugt davon, dass dies eine Zeit ist, in der wir alle die WHO unterstützen sollten, aber jeder Mitgliedsstaat ist ein eigenständiger Staat und frei darin, seine eigenen Entscheidungen zu treffen.»

Die USA sind seit dem 21. Juni 1948 Mitglied der WHO. In der Resolution des US-Kongresses zum WHO-Beitritt hieß es, dass die USA sich das Recht für einen Rückzug vorbehielten - allerdings mit einer zwölfmonatigen Kündigungsfrist. Voraussetzung ist demnach auch, dass die USA alle ausstehenden Beiträge an die WHO gezahlt haben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bezeichnete die Ankündigung als «herben Rückschlag». Die weltweite Infektionsdynamik zeige, dass koordiniertes Vorgehen wichtig sei, schrieb der CDU-Politiker per Twitter mit Blick auf die Corona-Krise. «Wir brauchen mehr Zusammenarbeit im Kampf gegen Pandemien, nicht weniger.»

Auch zahlreiche US-Demokraten kritisierten die Entscheidung der republikanischen Trump-Regierung zum Rückzug aus der WHO. «An meinem ersten Tag als Präsident werde ich der WHO wieder beitreten und unsere Führungskraft auf der Weltbühne wiederherstellen», schrieb Joe Biden, der im November als Präsidentschaftskandidat der Demokraten gegen Trump antreten will, beim Kurznachrichtendienst Twitter. «Amerikaner sind sicherer, wenn Amerika sich für die Stärkung der weltweiten Gesundheit einsetzt.»

Die demokratische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, schrieb, der WHO-Austritt sei ein «Akt echter Sinnlosigkeit». Trump lähme damit den internationalen Kampf gegen das Coronavirus. Der demokratische Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Repräsentantenhauses, Eliot Engel, kommentierte, der Rückzug sei «völlig verwirrend». «Die Schuld auf die WHO zu schieben wird die Fehler dieser Regierung nicht wiedergutmachen und auch das Leid nicht ungeschehen machen, das unser Land erlebt hat.»

Trumps Entscheidung, die Zusammenarbeit mit der WHO mitten in der Corona-Krise zu beenden, hatte schon bei der Ankündigung im Mai weltweit Kritik ausgelöst. Trump macht der WHO schwere Vorwürfe im Umgang mit der Pandemie: Er beschuldigt die UN-Sonderorganisation, zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert zu haben und unter der Kontrolle der chinesischen Regierung zu stehen.

Mehrfach verwies der US-Präsident darauf, dass die USA mehr Geld an die Organisation zahlten als China. Er machte die in Genf ansässige Organisation mitverantwortlich für die hohe Anzahl der Toten. Die WHO habe sich zudem notwendigen Reformen verschlossen. Trump beschuldigt zudem China, die weltweite Verbreitung des Coronavirus nicht verhindert zu haben, und droht mit Konsequenzen.

China kritisierte das Vorgehen Washingtons scharf. «Wir fordern die USA nachdrücklich auf, ihre internationalen Verpflichtungen zu erfüllen und das Verantwortungsbewusstsein eines großen Landes zu demonstrieren», sagte Zhao Lijian, ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums, am Mittwoch. Als maßgeblichste internationale Organisation im Bereich der globalen öffentlichen Gesundheit spiele die WHO eine unverzichtbare zentrale Koordinierungsrolle bei der Reaktion auf die globale Coronavirus-Pandemie. Das Vorgehen der USA habe den Kampf gegen das Virus untergraben und insbesondere Entwicklungsländer, die dringend internationale Unterstützung benötigen, ernsthaft negativ beeinflusst.

Trump hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bislang wichtigster Geldgeber der Organisation. In diesem Jahr sollten die Beiträge eigentlich knapp 116 Millionen Dollar betragen.

Trump steht in der Corona-Krise selbst schwer unter Druck. Der Republikaner hatte die Gefahr der Pandemie lange heruntergespielt. Kritiker werfen ihm vor, mit seinem Feldzug gegen die WHO und China von eigenen Versäumnissen ablenken zu wollen. Insgesamt sind in den USA nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mehr als 130.000 Menschen infolge einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, fast drei Millionen Infektionen wurden bereits nachgewiesen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Markus Boos 11.07.20 20:37
@Peter Bauer
Sorry! Aber deine Hörigkeit gegenüber Trump erinnert mich sehr daran, was zum zweiten Weltkrieg geführt hat. Sag. Gibt es in den USA auch sowas wie eine Trumpjugend?
Wenn niemand diesen Typen stoppt, sehe ich Bange in die Zukunft. Das ist keine Satire. Wohlbemerkt.
Thomas Knauer 10.07.20 17:40
Herr Boos,
kann ihnen da nur zustimmen. Was wir in der USA beobachten können ist der Absturz einer westlichen Führungsmacht.
Dies bleibt natürlich für die Welt nicht ohne Folgen, es wird sich dort gegen den Niedergang gewehrt und um sich geschlagen, die Zeit der USA ist vorbei. Den PoC gehört in Amerika die Zukunft und weltweit wird erst China die USA ablösen und mit etwas Verzögerung dann Indien zu China aufrücken. Kann da die Analysen von Frau Birkenbihl empfehlen.
Markus Boos 10.07.20 15:37
Ach Peter Bauer
Jetzt weiss ich wieder wohin ich dich einordnen muss. Du hast dich schon mal für deine Trump hörige Familie stark gemacht.
Doch bitte denk mal nach. Wenn der Mann deiner Schwester nur als Trump- Anhänger eine Chance hat, als Bürgermeister gewählt zu werden. Wie verdorben muss denn da das ganze System sein. Es ist wirklich erschreckend, so etwas lesen zu müssen.
Die USA disqualifiziert sich immer mehr von der Rolle als führende Weltmacht. Die USA gehört gründlich aufgeräumt. Denn momentan stellt sie lediglich eine reine Lachnummer dar.

Lieber Peter du tust mir echt leid. Sei stark.

Freundliche Grüsse
Markus
Markus Boos 09.07.20 15:52
@Georg Meyer
Ich gebe Ihnen teilweise Recht.

Es ist so ein Gemisch von Allem. Jedoch kritisiere ich nicht die anderen Meinungen. Ich füge allenfalls meine eigene Ansicht bei. Im Gegenteil. Sollten Sie wirklich meine Posts aufmerksam lesen, dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass andere Ansichten zur Erweiterung meines Horizonts beitragen.

Doch schauen Sie doch mal die Überschrift und Einleitung zu Ihrer teils berechtigten Kritik an mich an. Daran erkennt man schnell den aufmerksamen Leser.

Freundlich grüsst
Markus
Klaus Dieter Gerstmann 09.07.20 14:43
Die Welt braucht vieles
Die Welt braucht vieles, aber keinen Trump.
TheO Swisshai 09.07.20 14:37
@Peter Bauer / Trump Show
Na gut, wenn er ankündigt keine Kriege mehr in anderen Länder führen zu wollen und stattdessen Stellvertreterkriege führen lässt, ist das nun wirklich keine grosse Leistung, ausser dass er damit die Leute, die ihm nach all seinen bisherigen Lügen, einmal mehr gekonnt an der Nase herumgeführt hat.

Einer seiner ersten Amtshandlungen war die Erhöhung des US-Krieg- und Rüstungssetat um 150'000'000$. Für was wenn er keine Kriege führen will ? Was passiert wohl mit all den Waffen ?

Mit dem Kronprinz von Saudi-Arabien, der kurz vorher in der Türkei einen Menschen in der Botschaft zerstückeln lies, hat er gewaltige Waffendeals abgeschlossen und geliefert. Damit wird in Jemen ein Stellvertreterkrieg geführt, dort sterben massenhaft Zivilisten und die Flüchtlinge strömen nach Europa.

Die eigenen Soldaten zieht er ab und ersetzt sie mit Söldnern. Im Irak sind offiziell keine US-Soldaten mehr, dafür 25'000 US-Söldner.

In Libyen lässt er das NATO-Mitglied Türkei ebenfalls einen Stellvertreter-Krieg führen. Syrien hat er bombardiert, auch von dort kommen die Flüchtlinge nach Europa.

In Venezuela hat er einen Putsch durch Söldner in Auftrag gegeben.

In Israel unterstützt er die Annexion der Palästinensergebiete.

Und Sie glauben ihm doch tatsächlich, dass er Frieden will. Wie erklären Sie sich denn all das ?
TheO Swisshai 09.07.20 14:37
@Benno Schönholzer / Schlechtes Argument
Egal was er tut, Hauptsache er handelt ?!? Das hat wohl Nixon bei der Watergate-Affaire, Bill Clinton bei M.Lewinsky und G.W.Bush beim Einmarsch in den Irak, auch so gesehen.

Ich könnte Ihnen aber auch locker ein Duzend Beispiel bringen, bei denen Trump viel geredet und versprochen, aber nicht gehandelt und nichts geliefert hat.
Markus Boos 09.07.20 09:45
@ Peter Bauer
Grundsätzlich hasse ich niemanden. Nicht einmal diesen Trump.

Deine Sicht auf dessen „Leistungen“ scheint mir recht verblendet. Er führt sichtlich keine Kriege durch. Er macht es wie alle Typen seines Schlages. Macht sich nicht selbst die Hände schmutzig. Er hetzt andere auf, dies zu tun.

Dir alles Gute
Benno Schönholzer 08.07.20 21:37
Ein Präsident, der nicht nur redet (Obama), der handelt!!
Ich finde seine Entscheidung richtig!!
Markus Boos 08.07.20 20:26
@Peter Bauer
Der beste den sie je hatten? Mann was träumst du nachts?
Thomas Knauer 08.07.20 17:52
Das kommt davon wenn man einen Egomanen wählt, der außer großen Sprüchen nichts auf die Reihe bringt
Markus Boos 08.07.20 16:07
Ja ja
Der Elefant im Porzellanladen zerstört alles, so lang er noch kann.
Ingo Kerp 08.07.20 14:52
Derzeit ist Trump sehr beschäftigt. Er wühlt in allen Schubladen und Unterlagen, ob sich noch ein Vertrag oder eine Vereinbarung finden läßt, die er auch noch aufkündigen kann.