Russland bemüht sich um Artilleriemunition

Tägliches Leben in Moskau. Foto: epa/Yuri Kochetkov
Tägliches Leben in Moskau. Foto: epa/Yuri Kochetkov

KIEW: Munition aus Nordkorea für Russlands Krieg in der Ukraine - US-Geheimdiensten zufolge soll es Verhandlungen darüber zwischen Moskau und Pjöngjang geben. Die russischen Angriffe auf die Ukraine gehen indes weiter. Kiew attackiert mit Drohnen.

Russland verhandelt der US-Regierung zufolge mit Nordkorea über Rüstungsgeschäfte wie den Kauf von Munition, die Moskau im Krieg gegen die Ukraine einsetzen könnte. Während die Ukraine ihre Drohnenangriffe auf russisches Staatsgebiet fortsetzte, war das Land selbst im Visier feindlicher Marschflugkörper, Drohnen und Artillerie. In der Ukraine wurden nach offiziellen Angaben sechs Menschen getötet und mehr als 15 verletzt. Derweil lehnt Russland nach dem Tod von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin eine Untersuchung zum Absturz des Privatflugzeugs durch ausländische Spezialisten ab.

USA: Russland und Nordkorea verhandeln über Rüstungsgeschäfte

Dass Russland und Nordkorea über Rüstungsgeschäfte verhandeln, gehe aus Informationen der Geheimdienste hervor, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Mittwoch in Washington. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sei demnach kürzlich nach Nordkorea gereist, um Pjöngjang davon zu überzeugen, Artilleriemunition an Russland zu verkaufen. Später hätten der russische Präsident Wladimir Putin und der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un einen Schriftwechsel geführt, in dem sie sich verpflichtet hätten, ihre bilaterale Zusammenarbeit auszubauen. Mit den anvisierten Rüstungsgeschäften würde Russland von Nordkorea «bedeutende Mengen und mehrere Typen von Munition» bekommen, «die das russische Militär in der Ukraine einsetzen will», sagte Kirby.

Drohnenangriffe auf weitere russische Regionen

Neben dem Großangriff auf den Flugplatz der nordwestrussischen Stadt Pskow sind in der Nacht und am frühen Mittwochmorgen weitere russische Regionen von Drohnen angegriffen worden. In der westlichen Stadt Brjansk nahe der ukrainischen Grenze sei das Gebäude der Ermittlungsbehörde beschädigt worden, meldete die Stadtverwaltung. Im benachbarten Gebiet Orlow soll eine Drohne auf ein leeres Tanklager gestürzt und explodiert sein. Medien berichteten zudem unter Berufung auf Augenzeugen über Explosionen im Bereich eines Betriebs in der für ihre Rüstungsindustrie bekannten Region Tula südlich von Moskau.

Sechs Tote bei Attacken mit Marschflugkörpern auf die Ukraine

Laut dem ukrainischen Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj feuerte Russland in der Nacht 28 Marschflugkörper und 16 Drohnen auf die Ukraine ab. Der Großteil der Geschosse konnte laut Militärführung jedoch abgefangen werden. In Kiew brachen mehrere Feuer aus. In der Hauptstadt wurden mindestens zwei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Opfer gab es auch in der Region Donezk, wo drei Menschen starben und mindestens acht verletzt wurden. Im Nordosten der Ukraine starb eine Frau bei russischem Artilleriebeschuss, im Gebiet Saporischschja gab es drei Verletzte durch Angriffe.

Moskau: Ukrainische Schnellboote zerstört

Russische Kampfjets haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau mehrere ukrainische Schnellboote im Schwarzen Meer zerstört. Am Mittwochnachmittag meldete das Ministerium innerhalb eines Tages den Abschuss eines Bootes im Raum der Schlangeninsel durch einen Kampfjet vom Typ Suchoi Su-24. Am Morgen hatten die russischen Militärs von der Zerstörung eines ukrainischen Bootes durch ein Su-30-Flugzeug berichtet. Kurz davor war davon die Rede gewesen, dass ein Marineflugzeug der russischen Schwarzmeerflotte vier ukrainische Militär-Schnellboote zerstört habe.

Moskau gegen ausländische Hilfe bei Aufklärung von Prigoschin-Absturz

Nach dem Absturz des Privatflugzeugs von Söldnerchef Prigoschin lehnt Russland eine internationale Untersuchung ab. Eine Beteiligung ausländischer Stellen an der Aufklärung des Absturzes sei nicht möglich, weil unter anderem auch wegen einer gezielten Tat ermittelt werde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Er reagierte damit auf Berichte, nach denen Russland Brasilien eine Absage erteilt habe, an den Ermittlungen teilzunehmen. In Brasilien sitzt der Flugzeug-Hersteller Embraer, dessen Maschine am Mittwoch vor einer Woche abgestützt war. Gemutmaßt wird, dass an Bord ein Sprengsatz detonierte oder eine Flugabwehrrakete das Flugzeug zum Absturz brachte. Russlands Führung weist den Verdacht zurück, dass Kremlchef Wladimir Putin etwas mit dem Tod seines früheren Vertrauten Prigoschin zu tun haben könnte.

Anhänger von Prigoschin besuchen dessen Grab

Nach der Beerdigung Prigoschins pilgerten am Mittwoch Anhänger des bisherigen Chefs der Privatarmee Wagner zu dessen Grab. Obwohl er den Ehrentitel «Held Russlands» getragen habe, sei niemand von Staatsseite aus bei der Trauerfeier gewesen, merkte die Politologin Tatjana Stanowaja an. Sie sieht darin eine Bestätigung für die These, dass der Absturz gezielt herbeigeführt wurde - als Racheakt des Machtapparats, nachdem Prigoschin im Juni einen Aufstand gegen die Moskauer Militärführung angezettelt hatte und gescheitert war.

London: Urteile gegen Deserteure deuten auf schlechte Moral hin

Zahlreiche Urteile gegen Deserteure zeigen nach britischer Einschätzung eine schlechte Moral der russischen Armee. «Die Weigerung zu kämpfen spiegele wahrscheinlich «den Mangel an Ausbildung und Motivation» sowie den enormen Stress wider, mit dem die russischen Streitkräfte entlang der gesamten Front in der Ukraine konfrontiert seien, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.

Zunächst viel weniger Munition aus der EU für die Ukraine

Aus den EU-Staaten, die der Ukraine im März innerhalb von zwölf Monaten eine Million neue Artilleriegeschosse und Raketen versprochen hatten, liegen nach Angaben des estnischen Verteidigungsministers Hanno Pevkur aktuell nur konkrete Zusagen für etwa 226.000 Geschosse vor. Es müsse noch viel getan werden, mahnte er am Mittwoch am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffens im spanischen Toledo.

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