USA liefern der Ukraine Abrams-Kampfpanzer

Ein Panzer vom Typ Abrams steht im Ausbildungszentrum der Landstreitkräfte in Biedrusko. Foto: epa/Jakub Kaczmarczyk Polen Aus
Ein Panzer vom Typ Abrams steht im Ausbildungszentrum der Landstreitkräfte in Biedrusko. Foto: epa/Jakub Kaczmarczyk Polen Aus

WASHINGTON: Die Bundesregierung schickt Leopard-Panzer in die Ukraine. Nun hat auch die US-Regierung ihre Haltung beim Thema Kampfpanzer überdacht - dabei hatte sie eigentlich große Vorbehalte.

Nur Stunden nach der deutschen Zusage von Leopard-Panzern für Kiew hat die US-Regierung angekündigt, der Ukraine 31 Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams zu liefern. Dies werde es Kiew ermöglichen, sich angesichts des russischen Angriffskriegs besser zu verteidigen, sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Weißen Hauses am Mittwoch. Die 31 Panzer entsprächen der Ausstattung eines ukrainischen Panzerbataillons. Die ukrainischen Streitkräfte sollen schon bald in der Nutzung und Wartung des US-Panzers geschult werden.

Die US-Regierung bestellt die Panzer demnach bei der Industrie, weswegen noch unklar war, wann diese in der Ukraine ankommen würden. «Wir sprechen hier über Monate, nicht Wochen», sagte eine ranghohe Beamtin der US-Regierung. Die Ankündigung der Lieferung am gleichen Tag wie jene aus Berlin demonstriere, dass «die Vereinigten Staaten und Europa weiter geschlossen zusammenarbeiten, um die Ukraine zu unterstützen», sagte sie weiter. Washington wisse Deutschlands Zusage der Leopard-Panzer für Kiew sehr zu schätzen. «Es ist wirklich bemerkenswert, wenn man zurückblickt auf die außerordentlichen Veränderungen der deutschen Sicherheitspolitik in den vergangenen zwölf Monaten», sagte sie weiter. «Fast ein Jahr nach Kriegsbeginn ist das ein beeindruckendes Signal der Einigkeit.»

Die Beamten der US-Regierung machten keine Angaben dazu, welches genaue Modell der M1-Abrams-Panzer die Ukraine bekommen soll. Auch zur Lieferung der dazugehörigen Munition wollten sie zunächst keine Details nennen. Zum Lieferumfang würden aber in jedem Fall auch Bergepanzer vom Typ M88 gehören. Es gehe darum, sicherzustellen, dass die ukrainischen Streitkräfte die Panzer langfristig eigenständig einsetzen könnten, hieß es. Die Abrams-Panzer seien ein technisch komplexes Waffensystem, weswegen sie für die Ukraine eine größere Herausforderung als manche andere Systeme darstellten. «Es ist der beste Panzer der Welt, aber auch der anspruchsvollste», sagte der leitende US-Beamte in einem telefonischen Briefing für Journalisten.

Die Ukraine fordert seit Monaten Kampfpanzer westlicher Bauart. Die USA hatten bisher darauf gepocht, die Bereitstellung ihrer Abrams aus praktischen Gründen nicht für sinnvoll zu halten. Die US-Panzer müssten über den Atlantik transportiert werden, die Instandhaltung sei aufwendiger, und sie verbrauchten zu viel Treibstoff, hieß es bisher. Die Panzer schlucken außerdem das Flugzeugbenzin Kerosin, nicht wie der Leopard und viele Gefährte der Ukrainer Diesel. «Es macht einfach keinen Sinn, den Ukrainern dieses Mittel zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen», hatte eine Pentagon-Sprecherin noch vergangene Woche gesagt.

Auf eine Frage nach dem Sinneswandel in Bezug auf die Panzer betonte der Vertreter der US-Regierung, dass es darum gehe, der Ukraine militärische Hilfe zur Verfügung zu stellen, die jeweils auch zum Verlauf des Kriegs passe. Angesichts der Kämpfe an der Front im ostukrainischen Donbass und den zu erwartenden Kampfhandlungen dort «auf offenem Gebiet», seien verschiedene Panzer besonders wichtig.

Zuvor hatte die Bundesregierung in Berlin nach wochenlangem Hin und Her mitgeteilt, 14 deutsche Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine liefern zu wollen. Ziel sei es, rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern zusammenzustellen, hieß es in Berlin. Europäische Partner würden ihrerseits dafür Panzer zur Verfügung stellen.

Zuletzt hatte es auch Berichte gegeben, wonach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Zusage der Amerikaner zu Abrams-Panzern für die Lieferung deutscher Kampfpanzer zur Bedingung gemacht habe. Berlin und Washington hatten diese Berichte zurückgewiesen. Allerdings hatte Scholz auch immer betont, dass er bei der Bereitstellung qualitativ neuer Waffensysteme nur gemeinsam mit den USA handeln wolle.

In dem Briefing vermied die leitende Beamte eine direkte Antwort auf die Frage, ob Deutschland auf die Lieferung der US-Panzer bestanden habe. Sie betonte, es habe in der Frage der Panzer-Lieferungen «konstante und andauernde Gespräche mit den Deutschen und einigen europäischen Verbündeten» gegeben.

Kampfpanzer sind schwer gepanzerte Fahrzeuge, die auf dem Schlachtfeld eine wichtige Rolle spielen. Neben dem Abrams und dem deutschen Leopard 2 gibt es zum Beispiel noch den britischen Challenger 2 oder den französischen Leclerc. Der Abrams-Kampfpanzer ähnelt dem deutschen Leopard sehr. Den M1 Abrams gibt es seit 1980 in mittlerweile drei Hauptvarianten. Seit dem Modell M1A1 ist eine 120-Millimeter-Kanone an Bord. Die vier Insassen werden von einer Stahl-Panzerung vor Angriffen geschützt. Mit 1500 PS kommt der je nach Modell bis zu 74 Tonnen schwere Abrams auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 68 Kilometern pro Stunde.

Im Zuge der Ukraine-Konferenz in Ramstein in Rheinland-Pfalz vergangene Woche hatte die US-Regierung der Ukraine gerade erst weitere milliardenschwere Militärhilfen zugesagt. Das Paket im Umfang von etwa 2,5 Milliarden US-Dollar enthält nach Pentagon-Angaben unter anderem 59 Schützenpanzer vom Typ Bradley und erstmals 90 Radschützenpanzer des Typs Stryker. Die USA gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion und liefern zum Beispiel auch Mehrfachraketenwerfern vom Typ Himars.

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Jürgen Franke 28.01.23 07:50
Herr Hui, ich hatte bereits darauf hingewiesen,
dass der wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestages darauf hingewiesen hat, dass sich Deutschland im Krieg befindet. Diese Quelle ist jedem Abgeordneten und der Öffentlichkeit zugänglich, die sich für Fakten interessieren. Leider wissen wir aus der Vergangenheit, dass sich eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung derartige Auseinandersetzungen wünschen. Abgesehen von der Verdienstmöglichkeit der Rüstungsindustrie.
Ingo Kerp 26.01.23 12:30
Die Unterschrift auf dem Papier ist noch nicht getrocknet, da fordert die Ukraine als nächsten Schritt bereits Kampfflugzeuge. Ist ja verständlich aus deren Sicht, die westl. Bedenken sind allerdings, damit koennte man leicht über die RUS Grenze fliegen und dort angreifen, wenn auch nur versehentlich. Also, erst mal Panzer, Bedienung lernen und einsetzen und dann sieht man weiter.