U-Boot-Pakt für Indopazifik

Symbolfoto: Freepik/gudkov
Symbolfoto: Freepik/gudkov

SAN DIEGO/WASHINGTON: Vor anderthalb Jahren riefen die USA, Großbritannien und Australien eine neue Sicherheitsallianz für den Indopazifik ins Leben - und stießen damit manchen vor den Kopf. Das Ziel: Australien mit nuklearbetriebenen U-Booten auszurüsten. Nun folgt das Fine-Tuning.

Die USA, Großbritannien und Australien haben einen konkreten Zeitplan vereinbart, um Australien mit nuklearbetriebenen U-Booten auszustatten. Erklärtes Ziel ihrer Allianz ist, die Sicherheit und militärische Abschreckung im Indopazifik zu stärken - wo auch China seine Macht auszubauen versucht. Kurz vor einem Treffen der Regierungschefs aller drei Länder am Montag in San Diego stellten hochrangige Vertreter der US-Regierung die Details des neuen Zeitplans vor.

Demnach wollen die USA und Großbritannien ab 2027 auf rotierender Basis U-Boote in Australien stationieren. In den 2030er Jahren soll Australien dann eine eigene Flotte von Atom-U-Booten aufbauen. Dabei geht es um ein nukleares Antriebssystem, nicht um atomare Bewaffnung. Zunächst werde das Land dafür U-Boote von den USA kaufen, hieß es. Langfristig planen die drei Länder, gemeinsam ein U-Boot-Modell zu entwickeln, das am Ende auch in Australien selbst gebaut werden soll.

Sicherheitsexperten sehen die Allianz und ihr Großprojekt vor allem als Versuch, dem zunehmenden Machtstreben Chinas im Indopazifik etwas entgegenzusetzen - auch wenn die drei Länder versichern, ihr Bündnis solle kein Signal an ein einzelnes Land aussenden.

Die USA, Großbritannien und Australien hatten 2021 das Sicherheitsbündnis mit dem Namen Aukus ins Leben gerufen. Der Name ergibt sich aus den englischen Abkürzungen der drei Länder (AUS, UK und USA). US-Präsident Joe Biden wollte am Montag in San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien mit den Regierungschefs aus Großbritannien und Australien, Rishi Sunak und Anthony Albanese, über das weitere Vorgehen des Bündnisses beraten. Die USA haben in San Diego einen großen Militärhafen.

US-Regierungsvertreter äußerten sich vorab zu dem mehrstufigen Zeitplan für das Projekt der drei Länder. Die erste Phase laufe bereits und werde in den kommenden Jahren noch intensiviert, hieß es. Dazu gehörten etwa gemeinsame Übungen und die Ausbildung australischer Seeleute, Ingenieure, Techniker und anderen Personals. U-Boote der USA und Großbritanniens würden verstärkt Häfen in Australien anlaufen. Australische Matrosen wiederum würden in U-Boot-Einheiten der USA und Großbritanniens eingebunden. Ab 2027 sei dann die Stationierung rotierender Einheiten von U-Booten der USA und Großbritanniens in Australien geplant.

Die zweite Phase werde Anfang der 2030er Jahre beginnen. Sobald die Australier entsprechend ausgebildet seien, werde das Land von den USA drei konventionell bewaffnete U-Boote mit Atomantrieb kaufen - mit der Option, bei Bedarf zwei weitere zu erwerben. Langfristig solle schließlich ein neues U-Boot-Modell gebaut werden, das amerikanische, britische und australische Technik vereine. Dies solle ab den späten 2030er Jahren zunächst in Großbritannien gebaut werden. Anfang der 2040er Jahre solle auch das erste in Australien gefertigte Modell dieser Art fertig sein.

Die US-Regierungsvertreter betonten erneut, vorrangiges Ziel der Aukus-Allianz sei die «Aufrechterhaltung von Frieden und Stabilität im Indopazifik und die Abschreckung und Verteidigung gegen sich rasch entwickelnde Bedrohungen der internationalen Ordnung und des internationalen Systems dort». China erwähnten sie von sich aus nicht, sondern lediglich auf Nachfragen. Die Stabilität in der Region werde unter anderem von China zunehmend bedroht, schoben sie dann hinterher. Unter der Führung von Staatschef Xi Jinping habe China in den vergangenen Jahren diverse provokative Schritte unternommen, etwa verstärkte Aktivitäten im Südchinesischen Meer und rund um Taiwan.

Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan betonte, das Bündnis sende keine Botschaft an ein einzelnes Land aus. Es sei vielmehr eine positive Botschaft an alle Länder in der Region und der Welt. Die Verkündung der Pläne komme nicht aus dem Nichts, sondern sei über 18 Monate seit der Gründung der Allianz vorbereitet worden, sagte er. «Wir haben uns in der Tat eng mit Verbündeten, Partnern und Ländern im gesamten indopazifischen Raum beraten, und wir haben direkt mit China gesprochen, um ihnen zu erklären, was Aukus ist und was es nicht ist.» Das Bündnis gehe mit großer Transparenz vor.

Die Beziehungen zwischen den USA und China sind schwer angespannt, wegen einer ganzen Liste von Streitpunkten. Bidens Regierung sieht die aufstrebende Volksrepublik als größte geopolitische Herausforderung und Konkurrenz. Chinas Staatsführung hatte zuletzt öffentlich ungewöhnliche scharfe Töne gegenüber den USA angeschlagen und den Vereinigten Staaten sowie dem Westen vorgeworfen, den Aufstieg Chinas in der Welt verhindern zu wollen. Präsident Xi sprach von «Eindämmung, Einkreisung und Unterdrückung Chinas».

Peking hatte bereits 2021 empört auf die Gründung der Aukus-Allianz reagiert. Auch anderswo auf der Welt sorgte der Pakt für großen Unmut: Frankreich war damals über das neue Bündnis erzürnt, weil mit dem Aukus-Pakt ein 56 Milliarden Euro schwerer Vertrag zur Lieferung französischer U-Booten an Australien platzte.

submarine
Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Jürgen Franke 14.03.23 20:40
Herr Volkmann, es ist davon auszugehen,
dass alle Menschen in dieser Welt in Frieden leben wollen. Aber leider existiert die Welt nicht nach Ihren Vorstellungen. Kriege hat es immer gegeben, da es Menschen gibt, die ihre Macht und Einfluß demonstrieren wollen. Es hat auch immer einen Vorwand gegeben, um einen Krieg vom Zaune zu brechen. Wenn Sie sich der Mühe unterziehen und sich die Militärbudgets der einzelnen Länder ansehen, werden Sie schnell erkennen, was ich gemeint habe. Die 90% der Menschen, die Ihrer Meinung nicht erkennen wollen, was Sie meinen, werden durch gezielte Propagande zu Befürwortern von Kriegen.
Hans-Dieter Volkmann 14.03.23 20:10
J. Franke 14.03.2023 17:30
Herr Franke, Sie behaupten der Besitz einer Waffe, nehmen wir mal an eine Faustfeuerwaffe, stellt für Sie kein Problem dar. Warum denn kauft ein Mensch sich eine solche Waffe? Vielleicht als Sportschütze, vielleicht aber auch, um sie irgendwann, aus welchem Grund auch, zu benutzen. Selbst wenn es keine Waffenindustrie gäbe, dann würden sich manche Menschen ihre Waffen nach Bedarf selbst herstellen. Aber wie ich schon erwähnte, mindesten 90 % der Menschen können oder wollen es nicht erkennen. Herr Mond hat es in seinem Kommentar von Uhr 13:50 deutlich gemacht.
Jürgen Franke 14.03.23 17:30
Herr Mond, Waffen zu besitzen, stellt kein
Problem dar, lediglich die Herstellung von Waffen bringen die Gewinne, auf die einige Staaten offensichtlich nicht verzichten können. Es gäbe keine Kriege, wenn nicht so viel am Krieg zu verdienen wäre. Aus diesem Grund wird es leider Regierungen geben, die Konflikte benötigen, um kriegerisch eingreifen zu können.
Hans-Dieter Volkmann 14.03.23 15:30
Wildfried Mond 14.03.2023
Herr Mond, Sie haben das Problem erkannt und beim Namen genannt, Waffen strotzende Nationen, Totalitarismus, Machtgelüste und die Kapitalgier,
lassen die Menschheit zugrunde gehen. Mehr als 90 % der Menschheit ist nicht fähig das zu erkennen, oder gewillt ernsthaft was zu ändern. Dabei hat die Geschichte es doch gelehrt, dass es keine menschliche Regierung gegeben hat, die in den vielen Jahrtausenden zuvor, die Welt in ein friedliches Paradies zu gestalten. Ist das der Sinn des menschlichen Lebens, dass die Menschheit sich eines Tages selbst vernichtet? Ich bin felsenfest davon überzeugt, es wird sich was ändern, und zwar bald, in einem Umfang den sich heute kaum jemand vorstellen will.
Wildfried Mond 14.03.23 13:50
Es wäre so einfach
Die Welt in ein friedliches Paradies zu verwandeln, würde man der Logik folgen, dass kein Land Waffen besitzen und nicht mehr Schadstoffe ausstossen darf, als das eigene Land regenerieren kann.

So lange es Länder gibt, deren Herrscher sich nur durch Totalitarismus an der Macht halten können und auf der anderen Seite Aktienkurse wichtiger als gesundes Leben ist, wird sich die Menschheit selbst zugrunde richten.

Es ist nur eine Frage der Zeit.

Ingo Kerp 14.03.23 13:00
Nachdem Frankreich als Lieferant aus dem Rennen ist, freuen sich jetzt die USA über einen fetten U-Boot-Auftrag. Überhaupt stehen die Zeichen alle auf "Super" bei den Rüstungsindustrien weltweit. Da knallen die Champagnerkorken ob der weltweiten Aufrüstung nach dem Motto: Frieden schaffen mit noch mehr Waffen.