TEL AVIV/KAIRO/WASHINGTON: Im Gaza-Krieg verdichten sich nach wochenlangem Stillstand die Anzeichen für mögliche Fortschritte in den Verhandlungen über eine Feuerpause und Freilassung von Geiseln. Die Gespräche der internationalen Vermittler verliefen «konstruktiv», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Donnerstag in Washington (Ortszeit). Der Nahost-Koordinator des Weißen Hauses, Brett McGurk, hatte zuvor Gespräche in Israel geführt, auch mit Verteidigungsminister Yoav Galant. Galant sagte bei dem Treffen am Donnerstag laut der israelischen Nachrichtenseite «Ynet», Israel werde das Mandat seiner Verhandlungsführer für die Geisel-Gespräche «ausweiten». «Die ersten Hinweise, die wir von Brett (McGurk) erhalten, deuten darauf hin, dass diese Gespräche gut verlaufen. Sie sind konstruktiv», sagte Kirby. McGurk war zuvor in Ägypten gewesen.
Unbestätigten Medienberichten zufolge wollen die Verhandlungsführer Ägyptens, der USA und Katars an diesem Freitag in Paris zu weiteren Gesprächen zusammenkommen. Auch Israel habe sich bereit erklärt, eine Delegation nach Paris zu schicken, berichtete die US-Zeitung «Wall Street Journal» am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Wie bei einem vorherigen Treffen in Paris Ende vergangenen Monats würden auch diesmal wieder Katars Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, der ägyptische Geheimdienstchef Abbas Kamel sowie CIA-Direktor William Burns in Paris erwartet, berichtete das «Wall Street Street» weiter.
Auch der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, werde wohl dazustoßen, hatte die «Times of Israel» berichtet. Benny Gantz, Minister im israelischen Kriegskabinett, hatte am Mittwoch laut Berichten von «ersten Anzeichen» gesprochen, die auf mögliche Fortschritte in den Verhandlungen über ein Geisel-Abkommen mit der islamistischen Hamas hinwiesen. Ein Anführer der Hamas sagte am Tag darauf, er halte ein neues Geisel-Abkommen in naher Zukunft für möglich. Mussa Abu Marsuk nannte in einem Interview des arabischen Senders Al-Ghad als Bedingungen das Ende des israelischen Militäreinsatzes sowie die Rückkehr der Binnenvertriebenen in den Norden des Gazastreifens.
Er forderte außerdem, dass für die Freilassung jeder aus Israel entführten Geiseln 500 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte Anfang Februar gesagt, dass er einem Abkommen «nicht um jeden Preis» zustimmen wolle. Man werde den Krieg nicht beenden.